Eine 20-köpfige Wildschwein-Rotte quert die Autobahn 60 bei Ingelheim. Elf Tiere bleiben auf der Strecke. Immer häufiger kommt zu es solchen schweren Verkehrsunfällen mit Schwarzwild – zuletzt auf der A8 bei Kirchheim/Teck.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Ingelheim - Eine Rotte Wildschweine ist auf der A60 bei Ingelheim (Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz) von vier Autos überrollt worden. Die Tiere seien am Donnerstag (17. Oktober) gegen 00.15 Uhr über die Autobahn gelaufen, teilte Beamte der Polizeiautobahnstation Heidesheim mit. Elf von insgesamt 20 Tieren wurden hierbei von vier Autos erfasst und getötet.

 

Fahrstreifen drei Stunden lang gesperrt

Der rechte Fahrstreifen der A60 war rund drei Stunden gesperrt. Die Fahrbahn in Richtung Bingen wurde wegen der Reinigungsarbeiten durch die Freiwillige Feuerwehr Ingelheim und Autobahnmeisterei Heidesheim für 30 Minuten voll gesperrt.

„Wegen des geringen Verkehrsaufkommens kam es zu keinen nennenswerten Verkehrsbeeinträchtigungen“, heißt es in der Pressemitteilung der Verkehrsdirektion Mainz.

A8 bei Kirchheim/Teck wird zum Schlachtfeld

Verkehrsunfälle mit Wildschweinen sind gerade im Herbst recht häufig. Zuletzt war es am 13. Oktober zu einem ähnlichen Unfall in Baden-Württemberg gekommen. In der Nacht zum Sonntag, gegen zwei Uhr, hatte eine Wildschweinrotte die A8 auf Höhe der Anschlussstelle Kirchheim/Teck-West überqueren wollen. Auf der Fahrbahn in Richtung Stuttgart wurden die Tiere nacheinander von drei Autos erfasst und überrollt.

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Eine Frau schleuderte Angaben der Polizei zufolge mit ihrem Auto nach dem Zusammenprall mit den Tieren in die Leitplanke und zog sich dabei leichte Verletzungen zu. Sie wurde vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Die Fahrer der beiden anderen Autos blieben unverletzt. Augenzeugen zufolge steckte eines der getöteten Tiere im Kühlergrill eines VW-Busses.

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Im Herbst steigt die Zahl der Wildunfälle

Im Herbst, ebenso wie im Frühjahr, steigt die Wahrscheinlichkeit stark an, dass es auf den Straßen zu Wildunfällen kommt. Besonders häufig und wegen der Schwere der bis zu 200 Kilogramm wiegenden Tiere besonders gefährlich sind Zusammenstöße mit Wildschweinen. „Es gibt immer mehr Wildschweine. Entsprechend steigt auch die Zahl der Unfälle“, sagt Kälberer. Dass sich Tiere auf die Autobahn verirren, sei allerdings eher selten. „In der Regel sind Autobahnen durch Zäune gesichert. Möglicherweise war das an dieser Stelle wegen der Bauarbeiten an der ICE-Trasse nicht der Fall“, vermutet der Kreisjägermeister.

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Wilde Verwandte der Hausschweine

Der natürliche Lebensraum der frei lebenden Verwandten des Hausschweins sind Wälder mit Büschen und feuchten Plätzen. Dort leben die Wildschweine in streng hierarchischen Rudeln von bis zu 30 Muttersauen und Ferkeln zusammen. Eber sind Einzelgänger.

Die meiste Zeit des Tages durchwühlen Schweine mit ihrem Rüssel das Erdreich auf der Suche nach Pilzen, Knollen, Wurzeln, Larven und Insekten. Als Allesfresser – was sie mit dem Menschen gemeinsam haben – sind sie nicht gerade wählerisch und machen sich auch über Aas her.

Nach der Mahlzeit halten sie einen ausgiebigen Verdauungsschlaf und suhlen sich genüsslich im Schlamm, um sich bei Hitze abzukühlen und die felllose Haut vor lästigen Parasiten zu schützen. Von Natur aus sind sie sehr reinliche Tiere. Der Mensch zwingt sie, den Platz, wo sie fressen, stehen, liegen und schlafen auch als Toilette zu benutzen. Wer Schweine artgerecht halten will, benötigt einen Stall mit Tageslicht und einen mit Stroh eingestreuten Auslauf, wo sie nach Herzenslust herumtollen und wühlen können.

Glücklich das Schwein, dass in der Natur lebt

Schweine können hervorragend hören und riechen – weit besser als Hunde, weshalb sie auch als „Spürschweine“ in der Drogenfahndung und bei der Trüffelsuche eingesetzt werden. Wenn’s ums Futter, gibt es für sie kein Halten mehr: Schweine können bis zu 50 Kilometer pro Stunde rennen und vertilgen innerhalb kürzester Zeit Unmengen.

Sie sind extrem lernfähig, bedienen Joysticks und hören sogar auf ihren Namen. Glücklich das Schwein, dass in der Natur lebt, wo es bis zu zwölf Jahre alt werden kann. Das normale Schweineleben ist trostlos: Zu Tausenden in riesigen Mastanlagen zusammengepfercht werden sie zu lebenden Fleischkonserven gemästet.

Aus dem quicklebendigen Tieren sind gestörte, träge Fettwänste geworden, in deren kurzem Leben es nur noch ums Fressen und Wachsen geht. Innerhalb von sechs Monaten erreichen sie das ideale Schlachtgewicht von 110 bis 125 Kilogramm und nehmen bis zu ein Kilogramm Körpergewicht pro Tag zu. Die Fütterung mit energiereichem Kraftfutter aus Soja, Weizen, Mais und Roggen sowie eine gezielte Zucht machen’s möglich.