Am vergangenen Donnerstag kollidieren ein ziviles Polizeifahrzeug und drei Privatautos in Kornwestheim. Wie es zu dem Unfall kam, ist nach wie vor unklar. Zwei der fünf Verletzten sind immer noch nicht außer Lebensgefahr. Ergebnisse des Gutachters gibt es frühestens in zwei Wochen.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Kornwestheim - Wenn Menschenleben in Gefahr sind, Kollegen dringend Unterstützung benötigen oder ein Straftäter zu flüchten droht, dann ist für Polizeibeamte höchste Eile geboten. Doch die Fahrt mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatzort birgt ein großes Risiko. Das hat der schwere Unfall in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) nun erneut gezeigt.

 

Mitten auf einer Kreuzung der Aldinger Straße ist am vergangenen Donnerstag ein ziviles Einsatzfahrzeug der Polizei mit dem Renault eines 54-Jährigen kollidiert. Die Polizisten waren mit Blaulicht unterwegs nach Pattonville, als der Dienstwagen, ein Mercedes-Kombi, mit dem französischen Fabrikat zusammenstieß. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Einsatzauto nach links abgewiesen und rammte einen entgegenkommenden BMW und einen A-Klasse-Mercedes. Fünf Menschen wurden verletzt, zwei lebensgefährlich. Der 54-jährige Mann und seine 34-jährige Beifahrerin befinden sich nach wie vor in einem kritischem Zustand, teilt Peter Widenhorn, Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Ludwigsburg, auf Anfrage mit. Die leichter verletzten Insassen des Polizeifahrzeugs wurden inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Sie seien jedoch durch den Unfall noch traumatisiert, sagte der Polizeisprecher.

Einsatzfahrten mit Blaulicht und Martinshorn bergen immer ein erhöhtes Unfallrisiko.

Auch vier Tage nach dem schweren Zusammenstoß ist der genaue Hergang noch unklar. Ein Gutachter war bereits am Donnerstag an Ort und Stelle, um die Umstände zu klären. Dabei wird unter anderem ermittelt, wie die Ampeln geschaltet waren und ob das Einsatzfahrzeug Sondersignale verwendet hat. Mit dem Ergebnis sei frühestens in zwei bis drei Wochen zu rechnen, sagt Widenhorn. Einsatzfahrten mit Blaulicht und Martinshorn bergen immer ein erhöhtes Unfallrisiko.

Besondere Vorsicht sei bei Kreuzungen und Einmündungen geboten, erklärt der Polizeisprecher. „Die Kollegen werden diesbezüglich immer wieder sensibilisiert, schon während der Ausbildung, aber auch im Anschluss.“

Peter Widenhorn bestätigt, dass es dennoch zu kritischen Situationen kommt – meist, weil andere Verkehrsteilnehmer die Situation nicht rechtzeitig erfassen. „Es ist ein großes Problem, wenn Einsatzfahrzeuge zu spät wahrgenommen werden.“ Vor allem dann, wenn viel Verkehr herrsche, wenn optische Reize oder zu laute Musik ablenkten, dauere es länger, bis Autofahrer ein Einsatzfahrzeug erkennen. Oft sei genau das der Grund, weshalb Unfälle oder Beinahe-Unfälle passieren.

Beamte entscheiden selbst über Einsatz des Martinshorns

Wenn sich ein Fahrzeug mit Blaulicht nähert, müssen andere Verkehrsteilnehmer „freie Bahn schaffen. Man muss sofort Platz machen, ohne sich selbst dabei in Gefahr zu begeben“, sagt Widenhorn. Das bedeute, man müsse die nächste Möglichkeit nutzen, um der Polizei auszuweichen. „In der Regel funktioniert das gut.“

Blaulicht und Martinshorn werden immer dann genutzt, wenn Grund zur höchsten Eile besteht. Über den Einsatz dieser Signale dürfen die Beamten nach eigenem Ermessen entscheiden. Nicht selten sei es aber so, dass bereits das Einsatz- und Führungszentrum den Kollegen einen entsprechenden Hinweis gebe, erläutert Widenhorn. Bei dem schweren Unfall am Donnerstag waren der Beamte und seine Kollegin unterwegs, um einen mit Haftbefehl gesuchten Straftäter zu ergreifen. Er konnte festgenommen werden.