Eine Schwerpunktaktion der Polizei soll das Imponiergehabe lautstarker Autofahrer in der Innenstadt eindämmen.

Mannheim - Mit laut aufheulenden Motoren strapazieren sie die Nerven von Bewohnern und Besuchern in immer mehr großen Städten: sogenannte Poser, ganz überwiegend junge Männer, die in PS-starken Autos, mit Motorrädern oder Quads durch die Straßen donnern. In der Mannheimer Innenstadt setzen sie sich sie bei gutem Wetter bevorzugt am Feierabend in der Kunststraße und rund um den Wasserturm in Szene, wenn andere Leute den Tag in Ruhe im Straßencafé oder beim Flanieren ausklingen lassen möchten.

 

Ein zweiter Schwerpunkt ist kurz nach Mitternacht. „Da geht es dann nur noch darum, die Anwohner zu erschrecken“, sagt einer der Betroffenen. Er und zahlreiche Nachbarn klagen schon lange darüber. Nach einem geharnischten Brief namhafter Gewerbetreibender und Hausbesitzer ans Rathaus haben die Behörden nun Abhilfe angekündigt. „Wir wollen den Fahrern die Lust an dem Treiben verleiden“, sagt Dieter Schäfer, der Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei in Mannheim. „Da werden wir jetzt richtig ranklotzen.“

Im Stehen so laut wie sonst beim Tempo 180

In Mannheim, der Stadt, die neben Stuttgart und Singen bisher zu den Hauptbetroffenen des Poser-Phänomens in Baden-Württemberg zählt, sind nach Erkenntnissen der Polizei wohl gut hundert Fahrer für die abendlichen Lärmattacken verantwortlich. Nachdem sie früher vor allem auf hohe Geschwindigkeit setzten, geht es ihnen nach Angaben von Schäfer inzwischen mehr darum, Krach zu machen: Etwa durch lautstarkes Beschleunigen aus dem Stand auf nur wenigen Metern, durch den Einsatz elektronischer Soundverstärker im Fahrzeug oder durch die Verwendung von Außenlautsprechern. „Da röhren die Fahrzeuge dann schon im Stehen wie sonst mit 180 Stundenkilometern auf der Autobahn“, beschreibt der Leiter der Mannheimer Verkehrspolizei das Phänomen.

Vor einer Woche hat Schäfer die lärmgeplagten Innerstädter aufgefordert, seiner Behörde Vorfälle, Fahrzeugtypen und Kennzeichen zu melden. Die sind mehr als dankbar dafür, dass sie nach Jahren vergeblicher Beschwerden endlich gehört werden. „Wir bekommen viele Mails und haben jeden Tag mehrere Hinweise“, erklärt Schäfer auf Anfrage. Mit ihrer Hilfe wolle man nun ein Lagebild erstellen, das zeigt, wo die „Poser“ vorrangig aktiv sind. Dazu wolle man die Halter auffälliger Fahrzeuge ermitteln und in einer eigenen Datei erfassen. „Mitte August werden wir dann zusammen mit der Stadt sehr intensive Kontrollen beginnen, die bis Ende September gehen sollen“, erklärt er.

Konsequenzen sollen spürbar sein

Wie sie im Einzelnen aussehen, hat der Polizeidirektor bisher nicht verraten. „Wir wollen die Klientel überraschen und das Ganze möglichst dynamisch gestalten – aber wir wollen mit allen verfügbaren Kräften und allem technischen und fachlichen Know How an das Thema rangehen“, versichert er. Wer als Wiederholungstäter auffällt oder mit verbotenen Manipulationen im Fahrzeug erwischt wird, sollte sich auf spürbare Konsequenzen einstellen.

„Wer sich einen Maserati oder einen Ferrari leisten kann, der stößt sich ja nicht an einer Verwarnung von zehn Euro“, sagt Behördenchef Dieter Schäfer. Er denkt daher im Erstfall eher an die Stilllegung eines lärmmanipulierten Fahrzeugs, an die Anordnung von polizeilichem Verkehrsunterricht oder gar an eine medizinisch-psychologische Untersuchung für den Fahrer.