Hobbyschwimmer stehen während des Teil-Lockdowns vor geschlossenen Bädern. Wer trotzdem trainieren möchte, hat zwei Möglichkeiten: Trockenübungen oder Schwimmen im Freiwasser. Doch ist Letzteres eine gute Idee?

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart - Ob Amateur- oder Gelegenheitsschwimmer: Der seit November herrschende Teil-Lockdown in Deutschland trifft den Großteil der Schwimmgemeinde hart. Während Profischwimmer noch unter Auflagen in den Hallenbädern trainieren dürfen, sitzen Breitensportler auf dem Trockenen. Für regelmäßige Schwimmer ist das oft nicht einfach: „Wenn man eine Woche nicht im Wasser war, ist ein Teil vom Sportgefühl weg. Nach zwei Wochen ist es noch viel schlimmer“, sagt Klaus Staiber, Trainer der Masters-Schwimmer des SV Cannstatt. Seine Schüler hat er deshalb früh auf die jetzige Situation vorbereitet und mit einem Trainingsplan versorgt.

 

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„Morgens vor dem Frühstück soll jeder unsere üblichen Warmmachübungen machen“, erzählt Staiber. „Trainiert werden vor allem die hinteren Schultermuskeln, die man im Alltag sonst nie braucht, die aber für das Schwimmen sehr wichtig sind.“ Generell sollten Übungen laut dem Trainer darauf abzielen, die Wasserlage zu trainieren. Das gehe zum Beispiel mit Streck- und Dehnübungen, bei denen der Rücken flach ist, wie etwa beim Vierfußstand.

Schwimmen in See und Fluss

„Beim ersten Lockdown habe ich mit meinen Schwimmern noch eine Burpee-Challenge gemacht“, sagt Staiber. Beim Burpee geht der Sportler aus dem Stand in den tiefen Liegestütz, steht wieder auf, springt und wiederholt die Übung. Das Ergebnis: „Wir waren danach beim Startsprung spürbar besser.“ Grundsätzliches Ausdauer- und Krafttraining, etwa für Schmetterlingsschwimmen, sei also nie verkehrt.

Wer auf gar keinen Fall auf das Schwimmen verzichten möchte, könnte derweil auf die Idee kommen, in Gewässern wie Seen oder Flüssen seine Runden zu drehen. „Für Menschen, die das nicht zum ersten Mal machen und die Situation körperlich gewohnt sind, ist das kein Problem“, sagt dazu Markus Degro von der DLRG Ortsgruppe Ludwigsburg/Remseck.

Im Freiwasser ungeübten Schwimmern rät er dagegen ausdrücklich davon ab, „aus Lust und Tollerei im See zu schwimmen“. Denn das Risiko, im kühlen Wasser Muskelkrämpfe zu bekommen und daran zu ertrinken, sei groß. Für Menschen, die das Schwimmen im kalten Freiwasser nicht gewohnt sind, könne schon das Hineinspringen in einem Schock oder in Kreislaufproblemen enden, warnt Degro.

Nur nicht zu schnell aufwärmen

Einige Schüler von Schwimmtrainer Klaus Staiber haben sich bereits einen Neoprenanzug für die kalte Zeit im Wasser zugelegt. „Bei denen will ich aber vor allem wegen ihrer Ausrüstung noch dabei sein“, sagt Staiber, der in seinem Leben selbst schon viel im Freiwasser unterwegs war. Seine Tipps gibt er an das Team weiter. „Im Freiwasser sind Hände, Zehen und die Zähne das größte Problem. Die kühlen am schnellsten aus“, erklärt der Trainer. Eine Lösung: Hände und Füße leicht mit Melkfett eincremen, um sie länger warm zu halten.

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Wichtig sei außerdem, nie alleine ins Freiwasser zu gehen und sich nach dem Schwimmen nicht zu schnell aufzuwärmen. „Ansonsten weiten sich die Blutadern, und das kalte Blut strömt schnell in Richtung Herz. Der Schock kann tödlich sein.“ Dementsprechend rät der Trainer, nach dem Schwimmen im kalten Wasser Übungen im Freien zu machen, um den Körper nach und nach wieder an normale Temperaturen zu gewöhnen.

Doch auch Staiber rät Breitensportlern vom Freischwimmen in kalten Gewässern ab: „Im Freiwasser schwimmt es sich einfach ganz anders.“ Viel Erfahrung und Wissen in dem Bereich sei dementsprechend unabdingbar. So bleibt ambitionierten Schwimmern neben Trockenübungen wohl nur eines: abwarten.