Meistens klappt der Eintritt in die Bäder des Kreises Ludwigsburg reibungslos. Das liegt auch an der Digitaloffensive. Trotzdem kommen Störungen vor.

Nach einem viel zu kalten April startet nun die Freibadsaison. An den Kassen warten die Gäste ungern. Meistens ist das auch kein Problem, aber an heißen Tagen können Schlangen entstehen. Im Vorteil sind Schwimmer, die sich vorher schon digital mit einem Ticket eingedeckt haben. Aber nicht immer funktionieren die Systeme. Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die Bargeld als Bezahlmittel in Bädern auch langfristig erhalten wollen.

 

Probleme an der Kasse im Oberstenfelder Freibad

Eine Woche lang etwa fiel zu Beginn der vorigen Saison das Kassensystem im Mineralfreibad Oberes Bottwartal aus, berichtet Hanns-Otto Oechsle, SPD-Gemeinderat in Oberstenfeld und Stammgast in dem beliebten Freibad, das seit Freitag wieder geöffnet ist. „Eine junge Kollegin war zwei Wochen lang beschäftigt, das wieder hinzukriegen“, sagt der 79-Jährige. Die Möglichkeit, mit Bargeld zu bezahlen, sei die Rettung gewesen, schließlich brauche das Freibad die Einnahmen. Die Zahlung mit Cash ist für Oechsle kein Auslaufmodell. Er stehe in Kontakt mit älteren Alleinstehenden, oft Witwern: „Es gibt Menschen, die keinen Computer haben oder jüngere Verwandte, die ihnen helfen.“

An Kunden, die weiter mit Bargeld zahlen wollen, denkt auch Bürgermeister Markus Kleemann, der zugleich Vorsitzender des Freibad-Zweckverbandes von Oberstenfeld und Beilstein ist: „Es hat uns bei der Digitalisierung von Anfang an geleitet, beides zu haben: Bargeldbezahlung und Online-Abwicklung.“ Ins Freibad gelangten die Gäste auf drei Kanälen: Einmal durch die erste Kasse, durch eine zweite Kasse bei Andrang – und über das digitale Ticket: „Damit können die Gäste ganz schnell durchs Drehkreuz eintreten.“ Kommen behinderte Menschen oder Familien mit Kinderwagen, stünden Mitarbeiter bereit, um zu helfen.

Der Vorverkauf stockte, weil die Software nicht mitspielte

Die Tücken der digitalen Technik zeigten sich aber auch im Vorverkauf der Saisonkarten. So bildete sich am 24. April eine lange Schlange. „Es standen 20 Menschen da, ich habe fast eine Dreiviertelstunde gewartet“, beschwert sich der Beilsteiner Rüdiger Hess, der seine Jahreskarte verlängern wollte und sich gar an Zeiten der ehemaligen DDR mit sozialistischen Schlangenbildungen erinnert sah. „Warum geht das nicht online?“, fragt er und fordert, das Verfahren im nächsten Jahr ganz über das Internet abzuwickeln.

Der Freibad-Zweckverband will reagieren und den Vorgang online ermöglichen. „Die Probleme hat der Softwarebetreiber verursacht“, sagt Markus Kleemann, der von den gleichen Ausfällen in Steinheim, Ilsfeld und Untergruppenbach mit derselben Firma weiß. „Es war aber auch ein Tag mit sehr großem Andrang, wir haben Saisonkarten für 35 000 Euro verkauft.“ Die Störung tue ihm leid, das Freibad-Team habe eine Lösung entwickelt. Letztlich mussten die Inhaber von Karten persönlich kommen, weil Daten neu eingespielt werden mussten. Schwarze Schafe unter den Gästen sollen ihr Ticket nämlich nicht an andere weiterreichen, die ihren Eintritt nicht zahlen wollen.

Ein Update reichte, um die Benutzerdaten zu löschen

Frust lösten die Software-Probleme auch beim Team des Wellariums in Steinheim aus. Alle Bestandsdaten der vorhandenen Saisonkarten mussten händisch nochmals erfasst werden, „weil der Softwareanbieter ein neues Update einspielte und dann nichts mehr ging“, berichtete der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch bei der Versammlung des Gemeindeverwaltungsverbandes Steinheim-Murr, dessen Vorsitzender er ist. Die Folge waren ähnlich wie in Oberstenfeld: lange Schlagen. Bargeldzahlung sei weiter möglich, so Bartzsch, doch werbe man dafür, möglichst mit Karte zu bezahlen. „Die Banken sind nicht erfreut, wenn wir hohe Barbeträge einzahlen, sie erheben Gebühren.“

Grundsätzlich hat sich die Wartezeit an den Freibadkassen seit der Digitalisierung entspannt, berichten die Freibadbetreiber im Kreis Ludwigsburg unisono. Auch werde am Bargeld festgehalten. „Die Möglichkeit zur Zahlung direkt an der Kasse bestand immer und wird auch weiterhin bestehen“, versichert für das Freibad in Ludwigsburg-Hoheneck Corinna Rothacker von den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim.

Im Ellental wird der Vorverkauf zeitlich entzerrt

Zeitlich entzerren ist dagegen das Motto beim Verkauf der Saisonkarten für das Freibad Ellental in Bietigheim-Bissingen. „Wir beginnen schon frühzeitig, um Ostergeschenke zu ermöglichen“, so Thilo Dittmann, Abteilungsleiter für Bäder und Eishallen bei den Stadtwerken Bietigheim-Bissingen. Die Saisonkarten könnten jedoch nur direkt beim Mitarbeiter gekauft werden und nicht über einen Automaten oder digital. Immerhin: Es kann beim Kauf der Saisonkarten bar oder mit EC-Karte bezahlt werden.

Bietigheimer Freibad führt neue Ferien-Dauerkarte ein

Ferienkarte
 Die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen führen für das Freibad im Ellental ein neues Angebot ein. Normalerweise kostet eine Saisonkarten für Erwachsene 150 Euro, für Kinder muss man 100 Euro bezahlen. Um die finanzielle Hürde tiefer zu legen, bieten die Stadtwerke nun zwei Ferien-Dauerkarten an. Zum einen die Pfingst-Spaß-Aktionskarte für 50 Euro für Erwachsene. Sie ist gültig vom 27. Mai bis zum 11. Juni. Zum anderen kann die Sommer-Spaß-Aktionskarte für die Sommerferien vom 27. Juli bis 10. September für 95 Euro von Erwachsenen genutzt werden. Für Kinder gelten ähnliche Ermäßigungen wie bei der Saisonkarte.

Online-Service
 Tickets online vorab zu kaufen, soll es künftig wie in Freibädern auch in den Bietigheimer Hallenbädern geben.