Ein emotionaler Abend für die Schwimmer - bei den Deutschen gab es Tränen statt Glücksgefühle. Paul Biedermann verpasste auch mit der Staffel eine Olympia-Medaille. Michael Phelps hingegen konnte jubeln.

Rio de Janeiro - Am Ende einer großen Schwimm-Karriere erlebte Paul Biedermann noch einmal die großen Gefühle. Mit der Freistil-Staffel wurde der 30-Jährige in Rio Olympia-Sechster und blieb ohne Medaille bei Spielen. „Es tut mir nicht leid um die Medaille, es tut mir leid für den Paul, dass wir nicht mehr geben konnten. Er hat mehr verdient“, sagte Startschwimmer Florian Vogel und weinte vor den ZDF-Kameras.

 

Biedermann nahm seinen nationalen Nachfolger in den Arm und küsste ihn auf den Kopf. „Ich mache niemanden von uns einen Vorwurf“, stellte Biedermann klar. „Ich bin stolz auf die Jungs, das ist das, was ich mitnehme.“

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Emotionen gab es bereits zuvor reichlich. Europameisterin Franziska Hentke schluchzte bitterlich nach ihrem überraschenden Halbfinal-Aus über 200 Meter Freistil, US-Superstar Michael Phelps feierte sein olympisches Gold Nummer 20 und 21 mit dicken Schmatzern für Baby Boomer. Cool blieb da Marco Koch: Nur als Siebter schwamm der Weltmeister ins Finale über 200 Meter Brust. „Schneller als heute Morgen und weiter, was will man mehr. Alles andere ist erstmal egal“, sagte ein nach außen hin entspannter Koch.

Tief enttäuscht und kopfschüttelnd

Als Biedermann als Schlussschwimmer über 4 x 200 Meter ins Wasser sprang, war das Rennen aus deutscher Sicht längst gelaufen. Zu groß war der Rückstand, als dass der Einzel-Weltrekordler noch etwas hätte ausrichten können. In 7:07,28 Minuten blieb die erhoffte Steigerung nach dem Vorlauf aus, die erhoffte Bronzemedaille Wunschdenken. Biedermann musste seine tieftraurigen Staffel-Freunde trösten. „Ich bin nicht enttäuscht“, sagte er, nachdem er sich noch im Wasser von Phelps verabschiedet hatte. Dem Ausnahmeschwimmer, den er 2009 bei der WM mit Weltrekord besiegt hatte.

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Tief enttäuscht und kopfschüttelnd stieg Hentke aus dem Becken. Als Zweite der Weltjahresbestenliste war die Magdeburgerin über 200 Meter Schmetterling nach Rio gereist. Doch dann verfehlte die Europameisterin das Finale klar, war als Elfte des Halbfinales in 2:07,67 Minuten sogar langsamer als im Vorlauf. „Ich war eigentlich in Topform. Ich kann einfach nicht sagen, warum ich es nicht ins Wasser bringen kann“, sagte Hentke unter Tränen. Zweieinhalb Sekunden blieb sie über ihrer Bestzeit.

Schwimmer liegen hinter der Bilanz von 2012

Zur Halbzeit der Beckenwettbewerbe liegen die deutschen Schwimmer mit drei Finalteilnahmen noch hinter der medaillenlosen Bilanz der Spiele von 2012 zurück. „Ich muss mich nicht verstellen und jetzt noch so tun, als wäre ich noch immer total optimistisch und froh und launig“, sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz. „Nach so einem Tag heute wäre es falsch, so rumzulaufen wie ein Clown und zu sagen, es ist alles gut, morgen geht’s weiter.“ Jetzt kann nur Marco Koch die Bilanz retten.

Die große Show von Michael Phelps ging weiter. Der 31-Jährige holte zunächst sein 20. Olympia-Gold. Über 200 Meter Schmetterling ging Phelps das Rennen von vorn an und wäre auf den letzten Metern beinahe vom zehn Jahre jüngeren Japaner Masato Sakei eingeholt worden. Ganze 0,04 Sekunden lag Phelps vorn. US-Teamkollegin Ledecky bejubelte ihr zweites Rio-Gold. Die 19-Jährige lag über 200 Meter Freistil vor der Schwedin Sarah Sjöström. Gar zum dritten Mal hörte Ungarns Katinka Hosszu ihre Hymne nach dem Sieg über 200 Meter Lagen.