Renningen hat kein Hallenbad. Das will jetzt ein neuer Arbeitskreis ändern. Der Bedarf sei übergroß, heißt es

Renningen - Wenn ich Ihren ganzen Bedarf höre, dann komme ich auf eine gute Auslastung“, sagt Stefan Eckl. Er gehört zum Team „Die Bädermeister“, das unter der Federführung des württembergischen, badischen und bayerischen Schwimmverbandes in Sachen Schwimmbad Interessenten berät. „Ja, der Bedarf für ein Lehr- und Therapieschwimmbecken ist da. Und das wollen wir jetzt deutlich machen“, bestätigt Ingo Eisenhardt, stellvertretender Vorsitzender des Renninger Schwimmclubs.

 

Vor Beginn der Corona-Pandemie habe es monatelange Wartezeiten für Kinder-Schwimmkurse gegeben. Eisenhardt und Anna Walther, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Malmsheimer Friedrich-Silcher-Schule, haben am Montag zu einem ersten Infoabend in Sachen Schwimmbad ins Bürgerhaus eingeladen.

Viele Verein und Parteien beteiligen sich

Gemeint war damit nicht das Renninger Freibad, sondern ein neues Lehr- und Therapieschwimmbecken, das ganzjährig nutzbar ist. Knapp 30 Interessierte, Vertreter mehrerer Vereine wie beispielsweise die Rheumaliga, die DLRG, die Awo sowie der Renninger Schulen, die Gemeinderäte der SPD und von den Grünen Jochen Breutner-Menschick waren gekommen, um zu hören, ob und wie in der Stadt ein Schwimmbad realisiert werden kann.

Schon seit Längerem wird in der Rankbachstadt über ein Schwimmbad diskutiert, das von den Schülern für den Schwimmunterricht genutzt werden kann, bislang ohne Erfolg. „Man sollte das Lehrschwimmbecken als Bildungseinrichtung betrachten“, sagt Ingo Eisenhardt. Seit der Einführung des Bildungsplans 2016 ist Schwimmunterricht verpflichtend.

Aber wo lernen die Renninger Schüler schwimmen? Auf Nachfrage erklärte Verena Weidmann-Reisser, Schulleiterin der Malmsheimer Grundschule, dass ihre Zweit- und Viertklässer von Mai bis Juli jeweils etwa achtmal ins Renninger Freibad gehen. „Das bedeutet, wenn sie die Grundschule verlassen, sind die Kinder durchschnittlich 16 Stunden im Wasser gewesen“, erklärt sie. Weil das Wetter nicht immer sommerlich ist, würden Kinder teilweise in Neopren-Anzügen schwimmen. Bis eine Klasse mit 25 Kindern in solchen Anzügen stecke, dauere es eine Weile, fügt die Schulleiterin hinzu.

Auch Melanie Diehm, die Rektorin der Friedrich-Schiller-Grund- und Werkrealschule in Renningen, erklärt, dass alle Klassen im Sommer etwa achtmal das Freibad nutzen. Doch das Wetter funke auch mal dazwischen. Außerdem fahren die Viertklässler am Montagmorgen ins Schwimmbad nach Maichingen. Man habe dort ein Zeitfenster von zwei Stunden bekommen. „Aber bis wir mit dem Bus dort sind und alle Kinder im Wasser sind, haben wir noch maximal 40 Minuten Zeit“, sagt Diehm. Glücklicherweise könnten viele Kinder schwimmen, weil sich die Eltern darum kümmerten. Ein Hallenbad in Renningen würden die beiden Schulleiterinnen begrüßen.

Bäder sind teuer – bei der Investition und beim Unterhalt

Ein vor kurzem gebildeter informeller Arbeitskreis hatte nun Fachleute der Schwimmverbände eingeladen. Deren Referent Dietmar King sagte, ein Schwimmbad sei ein sehr komplexes Thema. Lange Zeit seien kleine Bäder geschlossen und Freizeitbäder eröffnet worden. Bäder seien teuer, sowohl bei der Investition als auch beim Unterhalt. Die meisten laufenden Kosten entstünden dabei für den Einsatz von Personal.

Deswegen müsse man mit allen Interessengruppen gemeinsam den Bedarf ermitteln und genau untersuchen, wer wie das Bad nutzen will, welche Funktionen gewünscht sind, wie die Rahmenbedingungen und Risiken, die Wirtschaftlichkeit und der Flächenbedarf sind. „Der Trend ist“, sagt Dietmar King, „dass die Menschen sich heute nicht mehr den ganzen Tag im Schwimmbad aufhalten, sondern vor allem nur schwimmen wollen.“

King führt das Beispiel einer kleinen Gemeinde in Bayern an, die mit den Vereinen, Schulen und vielen weiteren Beteiligten das kommunale Bad komplett auslasten. Nur für die Zeit, in der die Öffentlichkeit zugelassen ist, werde Personal benötigt. Hierfür sei aber auch der Einsatz von DLRG-Mitgliedern denkbar. Jürgen Stübler, der ein Freizeitbad in Blaustein (Alb-Donau-Kreis) leitet, betont: „Sie müssen in der Kommune jemanden haben, der sich um das Bad kümmert.“

Er ist überrascht, dass eine Stadt von der Größe Renningens kein Hallenbad hat. „Denken Sie daran, wir sind eine alternde Gesellschaft“, ruft er den Anwesenden zu. Damit nimmt er Bezug auf viele Ältere, die sich gern im Wasser bewegen möchten. Eine Zuhörerin berichtet, dass alle Wassergymnastik-Kurse in der Umgebung „rappelvoll“ seien und sie nirgends unterkomme.

Am Ende des ersten Infoabends stimmt eine Reihe von Anwesenden der Gründung eines festen Arbeitskreises zu. Sie wählen Anna Walther und die Sportlehrerin Birgit Eberhardt zu den Sprecherinnen. Jetzt gehe es darum, den Bedarf zu ermitteln und ein Netzwerk aufzubauen. Einen Tipp gibt es noch von Stefan Eckl: „Bringen Sie sich frühzeitig in den aktuellen Stadtentwicklungsprozess ein.“