Außerhalb der großen Städte haben Schulen oft Schwierigkeiten, Schwimmunterricht in vollem Umfang anbieten zu können.

Schwimmen – das verbinden die meisten Kinder mit Spaß und Herumplanschen. Schnell kann daraus bitterer Ernst werden. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) warnt seit Langem: Immer weniger Kinder können ausreichend gut schwimmen – und es werden immer mehr.

 

Gerade in weniger dicht besiedelten Gebieten ist das Angebot an Schwimmunterricht innerhalb und außerhalb der Schule oft begrenzt, weil Schwimmbäder und damit die Angebote fehlen. Erst vor wenigen Jahren musste das Lehrschwimmbad in Heimsheim schließen, die Zukunft der Einrichtung ist ungewiss. Die meisten Betroffenen behelfen sich irgendwie, doch die Situation könnte aus ihrer Sicht deutlich besser sein. Ganz aktuell macht zudem der Mangel an ausreichend geschulten Lehrkräften den Grundschulen zu schaffen.

Mit dem Bus geht’s ins Freizeitbad

„Wir sind froh, einen Schwimmunterricht für unsere Grundschüler anbieten zu können“, sagt Konstanze Aßmann, Leiterin der Grundschule in Hemmingen. Die Schüler gehen für den Schwimmunterricht ins Freizeitbad in Münchingen. „In der Regel lernen auch die Nichtschwimmer das Schwimmen und erreichen das ,Seepferdchen‘ oder können sich zumindest über Wasser halten. Besser also überhaupt ein Schwimmunterricht als keiner“, meint die Schulleiterin.

Ideal ist die Situation trotzdem nicht. Zum einen gibt es Schwimmunterricht nur für die vierte Klassenstufe. Und um die „vielfältigen Kompetenzen eines Schwimmunterrichts“ vollständig zu erreichen, „müsste die Schwimmzeit länger sein oder öfter angeboten werden. Das ist finanziell und vor allem personell nur schwer zu stemmen“, sagt die Schulleiterin. Unter anderem muss für die Fahrt nach Münchingen ein Bus gemietet werden. „Die Kosten dafür sind nicht gering.“ Durch die Anfahrtszeit falle außerdem Schwimmzeit weg.

Schwimmunterricht im Freibad

Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Verena Weidmann-Reisser, die Leiterin der Friedrich-Silcher-Grundschule in Renningen-Malmsheim. Auch dort ist man froh über die Möglichkeit, im Ortsteil Renningen Schwimmunterricht anbieten zu können – sowohl für Zweit- als auch für Viertklässler. Die im Bildungsplan empfohlenen Kontingente von je 14 und 28 Schulstunden könnten aber leider nicht annähernd erreicht werden, so Weidmann-Reisser. „Wir würden uns mehr Stunden wünschen.“ Doch es fehlt an Lehrern und an Kapazitäten.

Ein Grund ist, dass Renningen kein Hallenbad hat, sondern nur ein Freibad. Schwimmunterricht ist also ausschließlich zwischen Mai und Juli möglich. Und gerade für jüngere Kinder und Nichtschwimmer sei das Lernen im kalten Freibadwasser nicht einfach, sagt die Grundschulleiterin. Eine örtliche Initiative setzt sich daher schon seit Jahren für die Errichtung eines überdachten Lehrschwimmbads ein.

Umfangreiches Angebot in Stuttgart

In großen Städten wie Stuttgart zeigt sich durch die höhere Dichte an Einrichtungen ein etwas anderes Bild. „Wenn mal ein Bad saniert wird, gibt es genügend Möglichkeiten zum Ausweichen“, sagt die Vorsitzende des Stuttgarter Gesamtelternbeirats, Manja Reinholdt. Durch das große Einzugsgebiet bleibe es nicht aus, dass bei der Vergabe von Kontingenten eine Schule mal nicht so zum Zug kommt, wie gewünscht. „Wir haben immerhin mehr als 70 Grundschulen. Aber dass es gar nicht funktioniert, ist mir noch nie begegnet“, erklärt sie. Das Angebot an außerschulischen Schwimmangeboten, also Kursen von Vereinen, sei nach ihrer Erfahrung sehr umfangreich. „Ob es völlig ausreichend ist, kann ich nicht abschließend beurteilen. Aber ich habe bisher nie Rückmeldungen von Eltern erhalten, dass das ein besonderes Problem ist.“

Das Problem aus ihrer Sicht ist vielmehr, dass immer weniger Schullehrer einen Rettungsschwimmer haben. Ein Phänomen, das sich nicht nur auf die Landeshauptstadt beschränkt. „In Grundschulen ist es üblich, dass Lehrer fachfremd unterrichten“, erklärt Verena Weidmann-Reisser. Nicht jeder Lehrer, der Sport unterrichtet, sei daher auch Sportlehrer, so auch in Malmsheim. Wer aber Schwimmen unterrichtet, muss in der Lage sein, die Kinder aus dem Wasser zu retten.

Die Grundschule Hemmingen hat sich dafür Unterstützung über den Württembergischen Landessportbund gesucht und dieses Jahr eine weitere Schwimmkraft bekommen. In Stuttgart hat sich zudem das Angebot „Rent a Schwimmlehrer“ (deutsch: Miete einen Schwimmlehrer) etabliert, erklärt Manja Reinholdt. Schulen, die keine passenden Lehrkräfte haben, können darüber vorübergehend an einen Schwimmlehrer kommen. Eine Dauerlösung könne das aber nicht sein. „Da wird aber bereits nachjustiert.“