Während andernorts wegen der Energiekrise Hallenbäder geschlossen werden, geht man in Fellbach einen anderen Weg. Dort werden Schulen und Vereinen weiterhin ausreichend Wasserzeiten zur Verfügung gestellt.

Für zahlreiche Schwimmvereine oder Ortsgruppen der Lebensrettungsgesellschaft waren es in jüngster Zeit zwar meist nachvollziehbare, aber vor allem bedauerliche Entscheidungen: Etliche Kommunen in ganz Deutschland und auch im Rems-Murr-Kreis haben entschieden, wegen der Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine Hallenbäder zu schließen. In der Kreishauptstadt Waiblingen beispielsweise verkündeten die dortigen Stadtwerke im Oktober, dass von den Herbstferien an und mindestens bis Mitte April 2023 (dann enden die Osterferien) der Betrieb in den Hallenbädern in zwei Stadtteilen ausgesetzt werde: Im Hallenbad in Hegnach sowie im Lehrschwimmbecken in Bittenfeld gibt es deshalb derzeit keinen öffentlichen Badebetrieb. Die Stadt sieht dies als Beitrag, um den Energieverbrauch im Winter zu reduzieren und so den vom Bund angemahnten Sparmaßnahmen nachzukommen.

 

Bäder in Bittenfeld und Hegnach sind geschlossen

Den von den Schließungen in Bittenfeld und Hegnach betroffenen Vereinen und Schulen sei angeboten worden, in die Hallenbäder Neustadt oder in der Kernstadt Waiblingen zu wechseln, teilten die Stadtwerke zudem noch vor eineinhalb Monaten mit. Das wurde mittlerweile umgesetzt. Dies hat allerdings wiederum Einschränkungen im Waiblinger Hallenbad zur Folge: Es wird, wie die Stadtwerke vor zwei Wochen verkündeten, montags für den öffentlichen Badebetrieb geschlossen. Schon zuvor waren die Wassertemperaturen gesenkt und das Außenbecken geschlossen worden.

In Fellbach versuchen die Verantwortlichen, derartige Schritte zu vermeiden. Das erläuterte der Erste Bürgermeister Johannes Berner jetzt im Sozialausschuss, als die Verwaltung einen Bericht auf einen Antrag der SPD-Fraktion vorlegte, die sich Infos zur aktuellen Situation in Sachen Schwimmunterricht bei Kindern und Jugendlichen erhoffte. Fraktionschef Andreas Möhlmann verwies auf eine vom DLRG in Auftrag gegebene Umfrage, wonach lediglich 40 Prozent aller Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen besitzen. Zudem seien laut Medienberichten Kinder und Jugendliche im Sommer vermehrt in Freibädern oder Seen ertrunken.

299 Menschen sind 2021 beim Baden ertrunken

Die DLRG-Statistik weist bundesweit für 2021 mindestens 299 beim Baden ertrunkene Menschen auf – 79 Fälle weniger als im Vorjahr und somit der niedrigste Stand seit der systematischen Erhebung derartiger Zahlen im Jahr 2000. Für Berner ist dies dennoch eine „erschreckend hohe Zahl“, weshalb Schwimmunterricht nicht vernachlässigt werden dürfe.

Der Amtsleiter für Bildung, Jugend, Familie und Sport, Stephan Gugeller-Schmieg, verwies im Anschluss auf einige Nachbarkommunen, in denen „der Schwimmbadbetrieb aufgrund der Gasmangellage eingeschränkt wurde“. In Fellbach hingegen bleibe das Angebot mit reduzierten Wassertemperaturen – nämlich 26 Grad Celsius – bislang bestehen. Das bedeutet: Sowohl das F3 als Fellbacher Hauptbad wie auch das Lehrschwimmbecken in der Kleinschwimmhalle am Friedensschulzentrum im Stadtteil Schmiden bleiben weiterhin geöffnet.

„Schulen und Vereinen stehen dort ausreichend Wasserzeiten zur Verfügung“, versichert Gugeller-Schmieg. Er erwähnte zudem ergänzende Angebote, etwa die Schwimmkurse der DLRG-Ortsgruppe Fellbach mit ihren Schwimmkursen für Menschen mit Behinderung: Die „Fellbacher Goldfische“, also Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 15 Jahren, und das „Special Team“ schwimmen jeden Samstag „unter Anleitung der engagierten Trainerin Yvonne Meinert“. Der Amtsleiter nannte zudem die Unterstützung der Bürgerstiftung Fellbach für den Schwimmunterricht, beispielsweise für die „Fellbacher Seepferdchen-Initiative“.

In Fellbach überdurchschnittlich gute Chancen

Das Fellbacher Fazit fällt deshalb äußerst positiv aus: In der Stadt komme dem Schwimmunterricht eine wichtige Bedeutung zu. Schulen, Vereine, gesellschaftliche Initiativen und die F3-Betriebsgesellschaft seien sich ihrer Verantwortung bewusst und machten mit Unterricht, Kursangeboten und Vereinsschwimmen gezielte Angebote. Die Stadt trage dem auch weiterhin mit Schwimmzeiten im F3-Bad und der Kleinschwimmhalle Rechnung.

Stephan Gugeller-Schmiegs selbstbewusste Überzeugung lautet: „Kinder und Jugendliche in Fellbach haben damit im bundesweiten Vergleich überdurchschnittliche gute Chancen, schwimmen zu lernen und ihre Fähigkeiten bis hin zu einem hohen sportlichen Niveau auszubauen.“

Statistik der DLRG