Seit mehr als einem Jahr ist das Mombach-Bad geschlossen. Nun verzögert sich die Wiedereröffnung erneut um unbestimmte Zeit, weil das Dach einsturzgefährdet ist. Für den Schwimmverein Cannstatt geht es um seine Existenz: Während der Schließung hat der Verein rund 30 Prozent seiner Mitglieder verloren.

Bad Cannstatt - Der Schwimmverein Cannstatt (SVC) kommt nicht zur Ruhe. Ein Jahr lang hatten Vorstand und Mitglieder auf den kommenden Mittwoch hingefiebert. An diesem Tag sollte der Badebetrieb nach mehr als einem Jahr wieder aufgenommen werden, bereits am Samstag sollte dieses Ereignis mit einem kleinen Sommerfest gefeiert werden. Doch eine kurze Textnachricht machte am Freitagnachmittag alle Träume zunichte und ließ die Beteiligten in Schockstarre verfallen. „Der Hausmeister schrieb mir, dass ein Deckenbalken knirscht“, sagt der Vereinspräsident Alexander Scholz. Er ließ sofort das Gebäude an der Krefelder Straße räumen, verständigte die Feuerwehr und machte sich auf den Weg zum Bad, um sich selbst vor Ort ein Bild zu machen. Dort zeigte sich, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte: „Das Baurechtsamt hat noch am Freitag jeden Zutritt ins Gebäude verboten, weil das Dach einsturzgefährdet ist“ sagt Scholz.

 

Seit Juli 2013 ist das Mombach-Bad geschlossen

Es ist die unsägliche Fortsetzung einer langen Leidensgeschichte: Erst im Jahr 2010 war das Mombach-Bad mehrere Monate wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Für 660 000 Euro waren damals unter anderem ein Edelstahlschwimmbecken eingebaut, die Versorgungsleitungen und die Heizkörper erneuert und das komplette Bad neu gefliest worden. „Wir sind stolz, nach vielen Jahren der Flickschusterei nun ein schönes, modernes Bad zu haben“, sagte der damalige Präsident des SVC, Martin Maixner bei der offiziellen Eröffnungsfeier im Oktober 2010.

Worte, die im Nachhinein beinahe wie Hohn klingen: Bald nach der Sanierung begann es in den Umkleiden, die die Mitglieder während der Sanierung selbst auf Vordermann gebracht hatten, zu tropfen. Das Bad musste im Juli 2013 erneut geschlossen werden, die langwierige Suche nach Ursache und Schuldigem begann. „Wir haben uns für ein selbstständiges Beweissicherungsverfahren entschieden“, sagt Scholz. Dieses sei inzwischen abgeschlossen, schuld an dem Leck ist eine schadhafte erste Abdichtungsebene.

Ein Drittel der Mitglieder verloren

Weil sich das Gerichtsverfahren mehrere Jahre hinziehen kann, hat sich der Schwimmverein Cannstatt schon lange entschieden, aus eigener Kraft die Sanierung der Sanierung anzugehen und hat einen Kredit aufgenommen. Für 350 000 Euro ist der Beckenumgang erneut repariert worden, dazu kommen 60 000 Euro Kosten für den Gutachter. Kein Zuckerschlecken für den Verein, der während der vergangenen zwölf Monate auf Einnahmen aus dem Badebetrieb und viele Mitgliedsbeiträge verzichten musste: „Wir haben während der Schließung rund 30 Prozent unserer Mitglieder verloren“, sagt Scholz.

Noch möchte er sich nicht ausmalen, wie sich die neuen baulichen Probleme auf die Zukunft des Einspartenvereins auswirken, der zurzeit noch rund 1100 Mitglieder zählt. „Zunächst müssen Fakten geschaffen und dann die möglichen Optionen geprüft werden.“ Am Montag geht die Ursachenforschung wieder los, die Statiker sind im Haus. Den Kopf in den Sand zu stecken, ist für Scholz keine Lösung, schon alleine den Cannstatter Kindern zuliebe will er kämpfen: Das Mombach-Bad wird nicht nur von Kindern des Schwimmvereins, sondern auch von zahlreichen Schulen für den Schwimmunterricht genutzt.