Kneipe und Wissenschaft – ein Widerspruch? Keineswegs. Das beweist der „Science Pub“ des Naturkundemuseums, der regelmäßig in der „Rosenau“ gastiert.

Stuttgart - Kellner balancieren Salat- und Schnitzelteller durch den Saal, servieren Weizenbier und Rotwein. Dicht gedrängt sitzen die Gäste im vollen Saal der „Rosenau“ im Stuttgarter Westen. Selbst an der Bar ist kaum noch ein Platz frei. Heute geht der „Science Pub“ des Stuttgarter Naturkundemuseums in die nächste Runde: Unter dem Motto „Wissenschaft trifft Kneipe“ referieren Experten in lockerer Atmosphäre über ihr Fachgebiet.

 

520 Liter pro Sekunde

Diesmal übernimmt Wolfgang Ufrecht, Geologe vom Amt für Umweltschutz, die Rolle des „Pubredners“. Sein Thema: Die Stuttgarter Mineralquellen. Das zweitgrößte Mineralwassersystem Europas habe man in Stuttgart, lässt Ufrecht wissen. Nur die ungarische Hauptstadt Budapest übertrumpfe die Landeshauptstadt in dieser Beziehung. Der Grund dafür: Die „Quellschüttung“. Dieser Begriff bezeichnet die Wassermenge, die pro Zeiteinheit aus einer Quelle an die Erdoberfläche dringt. In Stuttgart treten 520 Liter pro Sekunde aus den 19 Quellen – ein besonders hoher Wert.

Wie viel Liter mögen das am Tag sein, will Ufrecht vom Publikum wissen: 100 000 Liter, eine Million oder gar 45 Millionen Liter? Das Publikum soll schätzen. Die meisten Gäste heben die Hand bei der letzten Antwort – und haben Recht. „Eine Million Liter am Tag würden nie reichen, um unsere drei Mineralbäder zu speisen“, sagt der Geologe Ufrecht. Von den 45 Millionen Litern aber bleibe sogar noch so viel übrig, dass die Pinguine, Flamingos und Seelöwen in der Wilhelma im Mineralwasser baden können.

Baden in Champagner

Es folgen ein Exkurs über die Gesteinsschichten – ein Bohrkernstück aus dem Oberen Muschelkalk hat Ufrecht als Anschauungsmaterial gleich mitgebracht, eine Trinkprobe, bei der ein Zuschauer Geruch und Geschmack des Mineralwassers testet („schmeckt salzig“) und die Antwort darauf, warum sich Schwimmen in den Becken der drei Stuttgarter Mineralbäder wie ein Champagnerbad anfühlt. Die Antwort lautet: Es liegt an der Kohlensäure.

Nach einer knappen Stunde ist aus dem „Science Pub“ eine Vorlesung geworden. Ohne Geologie-Grundstudium fällt es nun zunehmend schwer, den Ausführungen über Grundwasserhydraulik, Wasserchemie und Isotopengeochemie zu folgen. „Ich sehe, es macht sich Erschöpfung breit“, sagt Moderator Ulrich Schmid vom Naturkundemuseum nach der anschließenden halbstündigen Fragerunde. Dann beendet er den letzten „Science Pub“ vor der Sommerpause – weiter geht es im Herbst.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.science-pub-in-stuttgart-mit-virtuellen-welten-die-reale-welt-erforschen.5bd29577-a876-4979-a3c1-996eb83f7fb4.html

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.science-pub-in-hohenheim-wissenschaft-in-der-scheuer.f0aa8742-e40e-41f7-89f7-6e508ca8f403.html