Er war der Killerroboter in „Terminator 2“, Fox Mulders Nachfolger bei „Akte X“ und spielt jetzt in der Krimiserie „Scorpion“ den etwas steifen, aber fürsorglichen und stets akkurat gekleideten Agenten Cabe Gallo. Wir haben Robert Patrick in Amsterdam zum Interview getroffen.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Amsterdam - Der US-Sender CBS bevorzugt in seiner Europazentrale in Amsterdam legere Kleidung und pflegt einen lockeren Umgangston. Doch dann betritt ein sehr ernst dreinblickender Robert Patrick im grauen Anzug den Raum.

 
Mr. Patrick, haben Sie sich für das Interview als Cabe Gallo aus „Scorpion“ verkleidet, der nie ohne Krawatte das Haus verlässt?
Nein, ich bin hier als Robert Patrick. Ich liebe es einfach, Anzüge zu tragen.
Das haben Sie offenbar mit Cabe Gallo gemeinsam. Wie würden Sie den Agenten beschreiben, der mit einer Gruppe Genies Woche für Woche unmögliche Missionen löst.
Der ist so eine Art John-Wayne-Figur mit einem großen Herz; einer, der eine klare Idee davon hat, was richtig und falsch ist, und der bereit ist, dafür zu kämpfen. Es werden in der Serie zwar immer wieder Witze auf seine Kosten gemacht. Aber am Ende zählt, dass er alles für die Kids tun würde, mit denen er zusammenarbeitet. All das mag ich an ihm – und natürlich die Tatsache, dass ich tolle Anzüge tragen darf.
Was mögen Sie an der Show?
Sie ist gut geschrieben, witzig, schlau. Und man weiß nie, was all nächstes passiert, was sich Nick Santora, unser Showrunner, als nächstes ausdenkt. Dass er zum Beispiel erlaubt hat, dass Walter und Paige zusammenfinden, hat mich völlig überrascht. Das ist ganz schön mutig, weil wir ja in der Serie stets als Gruppe agieren. Und so eine Entscheidung bringt die Gruppendynamik völlig durcheinander. Das kann man ja gerade in der vierten Staffel miterleben.
Sie dürfen in der Show nicht nur tolle Anzüge tragen, sondern müssen einmal auch singen.
Ja, ich habe ein Weihnachtslied mit dieser quakenden hohen Stimme gesungen, die man bekommt, wenn man Helium einatmet. Manchmal habe ich den Verdacht, die Serienmacher wollen mir unbedingt meine Würde als Schauspieler nehmen (lacht). Aber im Ernst: Das Tolle an der Serie ist, dass wir in einem Moment sehr, sehr ernst und im nächsten völlig albern sein können. Wir sollten unbedingt mal eine Musicalepisode machen. Ich bin ein großer Fan von „La La Land“.
Es gibt Menschen, die der Meinung sind, dass „Scorpion“ ziemlich übertreibt, wenn es um die Möglichkeiten geht, die Wissenschaft und Technik bieten.
Aber natürlich! Das ist Unterhaltung! Hier geht es nicht um Realismus. Wenn Sie die Show anschauen und ständig denken, das geht in Wirklichkeit doch gar nicht, dann gucken Sie die falsche Serie. Hier geht es darum, Spaß zu haben und ein bisschen um Eskapismus. So einen Vorwurf könnten Sie auch den „Indiana Jones“- oder den „Mission Impossible“-Filmen machen. Das ist Quatsch. Natürlich ist das, was wir in „Scorpion“ zeigen und tun, unrealistisch.
Haben Sie nebenher eigentlich noch Zeit Filmrollen zu übernehmen?
In bin zehn Monate im Jahr Cabe Gallo. Und mir ist wichtig, in der restlichen Zeit was ganz anderes zu machen, Filme wie „Last Rampage“ zum Beispiel, in dem ich einen abgrundtief bösen Mann spiele – viel gemeiner übrigens als der Roboter, den ich damals in „Terminator 2“ gespielt habe.
Mit der Rolle sind Sie ja damals berühmt geworden . . .
Und ich bin beeindruckt, wie gut der sich gehalten hat, wie wenig der Film gealtert ist – im Gegensatz zu mir. Als ich „Terminator 2“ kürzlich wieder gesehen habe, dachte ich nur: Mann, sah ich damals gut aus!
Gutaussehend und furchteinflößend. Haben Menschen seither Angst vor Ihnen, wenn sie Ihnen auf der Straße begegnen?
Ja, ich nutze das immer wieder auch zu meinem Vorteil aus, muss ich gestehen. Für Schauspieler gilt sowieso: Egal welche Rolle du als nächstes spielst, die Rollen, die du zuvor gespielt hast, bringst du als Gepäck mit. Diesem verdankt Cabe Gallo in „Scorpion“ letztlich seine Autorität.
Ist es nicht ein bisschen schade, dass Sie nach „Terminator 2“ hauptsächlich Rollen als Bösewicht bekommen haben?
Du hast keine Kontrolle über dein Schicksal als Schauspieler, so sehr du es auch versuchst. Natürlich hätte ich gerne mal ganz andere Sachen ausprobiert. Nach „Terminator 2“ dauerte es anderthalb Jahre, bis ich wieder in einem Film einen Job bekam – weil alle in mir nur den T-1000 sahen. Doch ich schaue lieber nach vorne. Ich glaube, dass ich noch viele Rollen ausprobieren kann. Das verdanke ich dem Fernsehen, das sich ein bisschen mehr traut als das Fernsehen. Schon vor 18 Jahren, als ich in „Sopranos“ mitspielte, dachte ich: Die Serie ist viel besser geschrieben, als viele der Filme, in denen ich bisher mitgespielt habe.
Und würden Sie bei einer weiteren „Terminator“-Fortsetzung mitmachen?
Klar, wenn James Cameron dabei ist, würde ich auf jeden Fall gerne zurückkommen.

„Scorpion“ läuft montags um 23.15 Uhr auf Sat.1.