In seine Zeit fallen die grundlegende Restaurierung und anschließende Ausstellung der „Grauen Passion“, eines Schlüsselwerks der Staatsgalerie von Hans Holbein d. Ä., die Jubiläumsschau zum 200. Geburtstag der Graphischen Sammlung, aus deren schier unermesslichen Beständen Rainbird wie kein Direktor vor ihm geschöpft hat, und die mit dem Württembergischen Kunstverein gemeinsam auf die Beine gestellte Ausstellung mit Werken des Videokünstlers Stan Douglas. In seine Zeit fallen aber auch die Neuordnung der Sammlung ebenso wie die Sanierung und der Umbau der Alten Staatsgalerie, die vor zwei Jahren aus ihrer jahrzehntelangen Zweckentfremdung befreit und für den Ausstellungsbetrieb reaktiviert wurde.

 

Man kann daher kaum behaupten, dass der Brite in seinen sechs Stuttgarter Jahren untätig gewesen sei. Und doch ist bis zuletzt in der Stadt immer auch eine gewisse Reserve gegenüber dem Briten zu spüren gewesen. Rainbird selbst berichtet zwar, dass er 2008, nach etwa anderthalb Jahren, nacheinander von mehreren Leuten in der Stadt ermuntert worden sei, doch möglichst lange zu bleiben – „das hat mir gezeigt, dass die Zeit des Abwartens, wie ich mich entwickeln würde, vorbei war“ –, aber die kritischen Stimmen, die nach den großen Publikumserfolgen der Achtziger und Neunziger, nach Gauguin, Monet, Manet, Kirchner und Picasso oder zumindest vergleichbaren „Knüllern“ fragten, sind nie ganz verstummt. Ihnen hat der zurückhaltende Engländer zu wenig Glanz entfaltet.

Mängel und Altlasten geerbt

Ignoriert wird dabei jedoch, dass Rainbird Mängel und Altlasten geerbt – und in Ordnung gebracht hat -, die seine Vorgänger zu verantworten gehabt hätten. Und dass mit der Überführung in einen Landesbetrieb, die ebenfalls unter Rainbird erfolgte, das finanzielle Risiko beim Museum liegt statt wie einstens beim Land.

Richtig manövrierfähig würde dieses größte und wichtigste Museum des Landes aber ohnehin nur, wenn es mehr Mittel zur Verfügung hätte. In der Jahrespressekonferenz Anfang 2011 blickte der Chef der Staatsgalerie denn auch sorgenvoll in die Zukunft, da nun auch die Rücklagen des Hauses schwänden. Mit dem jährlichen Zuschuss von 6,5 Millionen (nach Angaben des Kunstministeriums 7 Millionen) würden knapp die Personalkosten gedeckt. „Wünschenswert wäre ein Sockelbetrag für Ausstellungen“, sagte Sean Rainbird gestern der Stuttgarter Zeitung. „Wenn die Staatsgalerie der Museumsleuchtturm des Landes sein soll, muss sie entsprechend finanziert werden, sonst kann sie ihre Ziele nicht erreichen.“ Abseits von Zahlenspielen bleibt er aber dabei, dass die Staatsgalerie ein Museum ist, und keine Kunsthalle. „Eine Sammlung von dieser Bedeutung kann es sich gar nicht leisten, nicht mit ihren Beständen zu arbeiten.“

Spezialgebiet: deutsche Kunst

Auf den Chefsessel der Staatsgalerie kam Rainbird aus London, wo er fast zwanzig Jahre lang Kurator an der Tate Gallery gewesen war, Spezialgebiet: deutsche Kunst. Dem englischen Publikum hat er die Augen für Beuys, Beckmann und Kandinsky geöffnet, dem deutschen brachte und bringt er in seiner Stuttgarter Zeit britische Künstler wie John Constable, Edward Burne-Jones , William Turner und daneben – in der aktuellen Sonderausstellung des Museums – den schottischen Architekten der Neuen Staatsgalerie, James Stirling, näher. Unter seiner Ägide hat eine gewisse Anglisierung des Programms stattgefunden, das zuvor eher französisch und amerikanisch akzentuiert war. Zugleich ist ihm die Präsentation der Sammlungsbestände immer ein Hauptanliegen gewesen.

Der Brite war nicht untätig

In seine Zeit fallen die grundlegende Restaurierung und anschließende Ausstellung der „Grauen Passion“, eines Schlüsselwerks der Staatsgalerie von Hans Holbein d. Ä., die Jubiläumsschau zum 200. Geburtstag der Graphischen Sammlung, aus deren schier unermesslichen Beständen Rainbird wie kein Direktor vor ihm geschöpft hat, und die mit dem Württembergischen Kunstverein gemeinsam auf die Beine gestellte Ausstellung mit Werken des Videokünstlers Stan Douglas. In seine Zeit fallen aber auch die Neuordnung der Sammlung ebenso wie die Sanierung und der Umbau der Alten Staatsgalerie, die vor zwei Jahren aus ihrer jahrzehntelangen Zweckentfremdung befreit und für den Ausstellungsbetrieb reaktiviert wurde.

Man kann daher kaum behaupten, dass der Brite in seinen sechs Stuttgarter Jahren untätig gewesen sei. Und doch ist bis zuletzt in der Stadt immer auch eine gewisse Reserve gegenüber dem Briten zu spüren gewesen. Rainbird selbst berichtet zwar, dass er 2008, nach etwa anderthalb Jahren, nacheinander von mehreren Leuten in der Stadt ermuntert worden sei, doch möglichst lange zu bleiben – „das hat mir gezeigt, dass die Zeit des Abwartens, wie ich mich entwickeln würde, vorbei war“ –, aber die kritischen Stimmen, die nach den großen Publikumserfolgen der Achtziger und Neunziger, nach Gauguin, Monet, Manet, Kirchner und Picasso oder zumindest vergleichbaren „Knüllern“ fragten, sind nie ganz verstummt. Ihnen hat der zurückhaltende Engländer zu wenig Glanz entfaltet.

Mängel und Altlasten geerbt

Ignoriert wird dabei jedoch, dass Rainbird Mängel und Altlasten geerbt – und in Ordnung gebracht hat -, die seine Vorgänger zu verantworten gehabt hätten. Und dass mit der Überführung in einen Landesbetrieb, die ebenfalls unter Rainbird erfolgte, das finanzielle Risiko beim Museum liegt statt wie einstens beim Land.

Richtig manövrierfähig würde dieses größte und wichtigste Museum des Landes aber ohnehin nur, wenn es mehr Mittel zur Verfügung hätte. In der Jahrespressekonferenz Anfang 2011 blickte der Chef der Staatsgalerie denn auch sorgenvoll in die Zukunft, da nun auch die Rücklagen des Hauses schwänden. Mit dem jährlichen Zuschuss von 6,5 Millionen (nach Angaben des Kunstministeriums 7 Millionen) würden knapp die Personalkosten gedeckt. „Wünschenswert wäre ein Sockelbetrag für Ausstellungen“, sagte Sean Rainbird gestern der Stuttgarter Zeitung. „Wenn die Staatsgalerie der Museumsleuchtturm des Landes sein soll, muss sie entsprechend finanziert werden, sonst kann sie ihre Ziele nicht erreichen.“ Abseits von Zahlenspielen bleibt er aber dabei, dass die Staatsgalerie ein Museum ist, und keine Kunsthalle. „Eine Sammlung von dieser Bedeutung kann es sich gar nicht leisten, nicht mit ihren Beständen zu arbeiten.“