Unter unmenschlichsten Bedingungen leisteten 50 000 Goldgräber in der weltgrößten Freiluftmine Serra Pelada Sklavenarbeit. Der Fotograf Sebastiao Salgado hat den Albtraum vom großen Wohlstand ins Bild gebannt.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Massen lehmverschmierter Wesen, die im Ameisenbau der Gier unter unvorstellbaren Bedingungen Drecksäcke meist vergeblicher Hoffnungen über klapprige Leitern nach oben schuften. Der Realismus des Schreckens verwandelt sich vor der Linse des brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado in eine Allegorie seiner selbst: eine Versinnbildlichung der Verdammnis, der Unmenschlichkeit, des Gewinnstrebens. Mit der Bilderserie aus Serra Pelada, der größten Goldmine der Welt in Brasilien, wurde Salgado berühmt.

 

Archiv menschlicher Leiden

Am 20. Oktober wird der visionäre Sozialdokumentarist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Taschen-Verlag legt nun eine Neuausgabe von „Gold“ (212 Seiten, 50 Euro) vor. Man kann diese Bilder kaum ansehen, ohne an Dantes Hölle und ihre kunstgeschichtlichen Folgen zu denken. Schmälert dieser ästhetische Rückstoß ihre Wirkung? Nur wenn man vergisst, dass große Kunst immer ein Archiv menschlichen Leidens ist.