Am Samstag feiert die Corso Bar ihr sechsjähriges Bestehen. Der kleine Laden über dem Transit brachte die Party erst ins Geissviertel. Der Macher Tolgay Moralioglu hat mit dem Stadtkind darüber gesprochen wie alles angefangen hat.

Stuttgart - Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass die Corso Bar die Revitalisierung des Geiss-Viertels eingeläutet hat. Zuvor gab es in dem heutzutage dicht bevölkerten Viertel zwar schon einige Bars und Kneipen, in denen wurde aber mehr gehockt als gefeiert. Die Partyzone Geiss hat ihre Wurzel in der Corso. Eröffnet im April 2007, führt Tolgay Moralioglu den ehemaligen Stripschuppen über dem Transit seit Januar 2008, nachdem er in dem Abenteuerspielplatz aus Podest und Tanzstangen von Beginn mehrere Funktionen inne hatte. Am kommenden Samstag feiert die Corso Bar sechsjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass lässt Tolgay das Stadtkind hinter die Kulissen der HipHop-Institution blicken.

Die Corso feiert sechs Jahre, genauer gesagt hast du den Laden vor sechs Jahren im Januar übernommen. Die Bar gab es schon ein dreiviertel Jahr zuvor unter anderer Leitung. Hast du die Entscheidung im Laufe der letzten sechs Jahre schon einmal bereut?

Nein, bereut noch nie. Natürlich kam mal der Gedanke auf, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat. Gerade im Jahre 2010, als es aus kaufmännischer Sicht nicht so gut war. Aber in der Selbstständigkeit ist es eben nun mal nicht so, dass man Monat für Monat, Jahr für Jahr die gleichen Umsätze einfährt. Wichtig ist einfach kurz zurückzublicken, um seine Fehler zu sehen und einzugestehen und dabei das eigene Ego abzuschalten. Aber ab dem Punkt, an dem man seine Fehler erkannt hat, muss man einfach wieder nach vorne schauen, damit diese nicht wieder passieren. Dann ist man auf dem richtigen Weg.

Zuvor warst du schon lange Jahre als Barmann im Nachtleben aktiv und das auch in der Corso Bar. Hast du dir die Übernahme lange überlegen müssen?
Überhaupt nicht. Die Vorgänger haben uns Mitarbeitern damals am 27. Dezember 2007 mitgeteilt, dass am 31.der letzte Tag der Corso sein wird. Ich habe noch am selben Tag beim Verpächter angerufen und für den 2. Januar 2008 einen Termin vereinbart - und am selben Tag den Pachtvertrag unterschrieben. Da ich von Anfang an in der Corso nicht nur als Türsteher und Barmann tätig war, sondern auch als Betriebsleiter, kannte ich das wahre Potenzial.

Sechs bis sieben Jahre am Markt zu sein ist eine ganz gute Leistung im schnelllebigen Nightlife, vor allem in Stuttgart, wo ständig neue Läden eröffnen, in denen ebenfalls HipHop läuft wie in der Corso Bar. Was ist euer Geheimnis?
Meiner Meinung nach ist das Wichtigste das Persönliche. Viele unserer Gäste kennen meine Mitarbeiter beim Namen, angefangen vom Türsteher bis hin zum Runner und auch umgekehrt. Viele Stammgäste nennen die Corso Bar liebevoll „mein Wohnzimmer". Und da wir ein kleiner Laden sind, kommt schon mit wenigen Gästen eine gute Stimmung auf. Und last but not least natürlich auch Thomas Bernard, der seit drei Jahren mit seinen Invaders-Freitag die Corso bereichert. Dank ihm hatten wir Acts wie z.B Kurtis Blow, Keith Murray, Tony Touch usw. zu Gast. Am Freitag, den 14. Februar tritt bei uns übrigens die Rapperin Gavlyn aus Los Angeles auf, die immerhin über 100.000 Fans auf Facebook hat.

Die dürften gerade so reinpassen - Scherzchen. Die Corso wie du schon gesagt hast ist sehr klein und manche Leute denken bestimmt, kleiner Laden, easy, sind ja keine großen Kosten und das läuft sowieso irgendwie immer.
Das wäre wirklich schön. Das denken viele, so ist es aber leider nicht. Nur ein Selbständiger weiß wie das läuft: Pacht, Umsatzsteuer, Wareneinsatz, Strom, GEMA, DJs, Löhne, Sozialabgaben, Berufsgenossenschaft und Reparaturen. Da kommt monatlich ein gutes Sümmchen an Kosten zusammen. Man muss ordentlich Umsatz machen, bis man den Break-Even-Point erreicht hat und man in die Gewinnzone kommt. Den meisten Leuten ist gar nicht bewusst, was für ein Kostenapparat hinter all dem steckt, so klein es auch sein mag.

Hand aufs Herz: Du stehst seit über sechs Jahren jede Woche in dem Laden, momentan vier Tage die Woche. Geht das einem manchmal nicht voll auf den Sack, sich die Nächte so um die Ohren zu schlagen?
Auf den Sack gehen kann man nicht sagen. Es gibt Tage, an denen ich schon müde und ausgepowert bin, aber ich habe es mir ja so ausgesucht. Und es gibt wohl kaum jemand der wirklich jeden, jeden Tag Lust und Spaß an seiner Arbeit hat. So einen Durchhänger hat man Nachtleben genauso wie z.B. in einer Agentur oder Firma. Dafür habe ich unter der Woche tagsüber Zeit, welche ich mit meiner Frau und meinem Kind nutzen kann und das lässt all den Stress vergessen.

Du sitzt oder stehst gerne an der Bar, beobachtest von dort die Nächte und hast für jeden Gast ein offenes Ohr. Nur: Wirst du am Samstag beim Jubiläum auch mal tanzen?
Wenn Marddin my Love aka DJ RAM sich mit mir an die Stangen gesellt, so wie wir ihn kennen, werde ich auch tanzen.

Sechs Jahre Corso Bar
Samstag, 25. Januar ab 23 Uhr
Geiss-Straße 5