Sechs Landkreise in Baden-Württemberg sperren sich gegen die flächendeckende Einführung der Biotonne

Stuttgart - Bis Ende 2017 wird die braune Biotonne für Speise-, Küchen- und Gartenabfälle in allen Stuttgarter Haushalten zur Pflicht – wenige Ausnahmen sind gestattet. Die Landeshauptstadt erfüllt damit brav einen Auftrag, der sich aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz des Bundes ergibt, wonach häusliche Bioabfälle separat zu sammeln und zu verwerten seien. Die Mehrheit der 44 Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg wird dem Beispiel folgen.

 

Allein sechs Kreise rebellieren gegen die flächendeckende Einführung der Biotonne – bei einer Tagung des Verbandes kommunaler Unternehmen kam das jetzt zur Sprache. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sieht darin einen Affront gegen ein Bundesgesetz: „Die getrennte Erfassung von Bioabfällen ist eine bundesgesetzliche Pflicht – und sie ist sinnvoll und richtig. Verwenden wir Bioabfälle zur Stromerzeugung, könnten wir damit 220 000 Haushalte im Land versorgen.“ In Vergärungsanlagen sollen Gas aus dem Biomüll gewonnen.

Kompost statt Biotonne

Vier der Rebellen – Karlsruhe-Land, Sigmaringen, Biberach und der Alb-Donau-Kreis – haben ihre Ablehnung in Kreistagsbeschlüssen dokumentiert. Im Kreis Waldshut lehnt sich eine Mehrheit der Bürgermeister im Kreistag gegen die Biotonne auf. Und im Neckarodenwald-Kreis weist Thomas Gambke vom Abfallentsorger AWN daraufhin, dass man nassen Abfall im Rahmen des Pilotprojekts „restmüllfreie Abfallwirtschaft“ in einer Bioenergietonne sammele und daher keine neue Biotonne brauche: „Wir sind keine Verweigerer.“

Die meisten Argumente der Gegner klingen wie aus dem Munde eines Gütlesbesitzers. „Viele unserer Bürger nutzen den eigenen Komposthaufen, Grüngut entsorgen sie über Recyclinghöfe“, sagt Sabine Stark vom Landratsamt Sigmaringen. Ein Gutachten habe ergeben, dass der Anteil an Biomüll im Restmüll in Sigmaringen nur 6,6 kg je Einwohner und Jahr betrage. Und deswegen eine neue Tonne? In Karlsruhe-Land sieht man das ebenso, das Sammeln von Küchenabfällen rechtfertige keine neue Biotonne, zumal die Ökobilanz mager sei und Mehrkosten zu befürchten seien. Minister Untersteller will den Widerstand dennoch brechen: „Ich werde mit der Landrätin und den Landräten aller ablehnenden Kreise Einzelgespräche führen.“