Ist Second Hand angesichts des Wunsches nach Nachhaltigkeit jetzt mehr im Trend? Ein Besuch bei „Tausch und Plausch“ bei der Volkshochschule Fellbach.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

In der Schlange vor der Volkshochschule (VHS) in Fellbach steht am Samstag ein gut gelauntes Trio. „Wir machen einen Familienausflug mit drei Generationen“, sagt Gabriele Laub. Sie ist mit Tochter und Mutter, Hildegard Schade (86), zum „Tausch und Plausch“ gekommen. „Ich war vergangenes Jahr hier und sehr zufrieden“, erzählt Gabriele Laub. Nun hat die Fellbacherin Verstärkung mitgebracht. Sie findet das Konzept der Veranstaltung toll: „Man kann etwas Nachhaltigkeit erzielen und hat Abwechslung im Kleiderschrank.“

 

Es gibt klare Regeln bei „Tausch und Plausch“

So ähnlich beschreibt auch Larissa Seibold, warum sie wieder bei der Kleidertauschaktion mitmacht. Auch sie war im vergangenen Jahr dabei und hatte aus der Zeitung von der Aktion erfahren. „Es hat mir damals gut gefallen, deshalb bin ich wieder gekommen“, sagt die sportive Frau. Der Gedanke der Nachhaltigkeit spiele für sie eine wichtige Rolle, auch in der Mobilität. So erledigt sie viele Wege mit dem Rad in der Stadt. „Man ist schnell am Ziel und muss keinen Parkplatz suchen“, sagt sie. Nun hat sie acht Teile dabei, die sie abgeben möchte, erzählt sie. Es gibt klare Regeln bei „Tausch und Plausch“. Bis zu 15 Teile kann jeder oder jede mitbringen beziehungsweise mitnehmen. „Tausch und Plausch“ gibt es seit 2019.

Der Andrang hat aus Sicht der Veranstalter zugelegt

An einem der Tische ist Annette Schäfer voll im Einsatz. „Heute abend weiß ich, was ich gemacht habe“, sagt sie und lacht. Ihr bleibt angesichts des Andrangs kaum Zeit zum Durchatmen. Sie hat früher einen Second-Hand-Laden geführt und weiß, worauf es ankommt. „Das bringen Sie bitte wieder im Herbst vorbei“, sagt sie freundlich einer Besucherin, die ein warmes Oberteil dabei hat. Denn nun ist Frühjahrs- und Sommerkleidung angesagt.

Es wuselt in den Räumen. Mittendrin ist die Leiterin der VHS Fellbach, Heike Burann. „Es freut uns, dass die Aktion so gut angenommen wird.“ Ihrer Einschätzung nach hat der Andrang nochmals zugelegt. Es seien rund 2000 Kleidungsstücke getauscht worden. Die Aktion ist mit der Semestereröffnung kombiniert. Immer wieder blitzt ein VHS-Programm aus einer Tasche. Frauen sind klar in der Überzahl. Was sich bei „Tausch und Plausch“ zeigt, ist, dass gebrauchte Kleidung längst aus der Flohmarkt-Nische rausgekommen ist. Dabei kommen verschiedene Bedürfnisse zusammen, der Wunsch nach Vielfalt im Schrank und nach nachhaltigerem Konsum. Die hohe Teuerung habe für manche das Interesse an Second Hand verstärkt, sagt eine Besucherin. Dass die Akzeptanz von Second-Hand-Kleidung zunimmt, stellt auch Andrea Reit, Inhaberin von „Vintage Second Hand“ fest. Sie sieht neue Gesichter in ihrem Geschäft, „und auch verstärkt junge Menschen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen“, sagt sie. Seit sieben Jahren führt sie den Laden in der Waiblinger Straße 11 in Rommelshausen.

Die Winterware ist nun nicht mehr gefragt

„Der Januar war gut“, sagt Petra Kern, Inhaberin des Second-Hand-Ladens am Cannstatter Platz in Fellbach. Zunächst sei es im Februar nicht so gut gelaufen. Mit den sonnigen Tagen habe sich das Blatt gewendet. „Da kamen mehr Kunden, das haben wir gespürt.“ Die Kunden wollten nun keine Winterware mehr, sagt Petra Kern. In ihrem Geschäft sei maximal noch ein Viertel der Kleidung Winterware. Nach und nach wird auf Frühjahrs- und Sommerware umgestellt. Dass dies nicht per Knopfdruck gehe, dafür bittet sie um Verständnis. „Das ist nicht sofort zu schaffen, sonst müssten wir ein viel größeres Team sein.“

Und wohin kommt die Kleidung, die nach „Tausch und Plausch“ übrig ist? Die holt der CVJM Fellbach ab. Der Erlös kommt der Arbeit des Vereins zugute. Wie Diakon Kurt Schmauder berichtet, sei man dafür mit einem Großabnehmer in Kontakt, der hauptsächlich den europäischen Second-Hand-Markt beliefere. Nicht Tragbares werde aussortiert und zu Putzlumpen verarbeitet.