Normen Becker verdient sein Geld mit Haushaltsauflösungen und Nachlassankäufen, nun hat er in Bernhausen einen Gebrauchtwarenladen im XXL-Format eröffnet.

Bernhausen - Die Augen fahren Achterbahn, streifen Möbel, Grünpflanzen, Bilder, Spiegel, Püppchen und Porzellankatzen. Wohin zuerst schauen? Im Gewerbegebiet von Bernhausen hat ein An- und Verkauf für Gebrauchtwaren eröffnet. Der Betreiber ist Normen Becker. Er hat eine Firma, die Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen vornimmt, „vom Keller bis zum Dachboden“, sagt er.

 

Was nichts taugt, landet auf dem Müll, was man noch an den Mann bringen kann, kommt in die riesige Halle oder auf Online-Portale. Zudem hat sich der 50-Jährige auf Nachlassankäufe spezialisiert und bezieht Waren auf dem Antiquitätenmarkt. In der Regel seien auf der Fläche etwa 100 000 Artikel gelagert. „Man kann hier Stunden verbringen“, sagt er und blickt sich um.

Skurriles bis Wertvolles auch mit bekannten Markennamen

Zu finden sind hier Skurriles und Wertvolles, Designklassiker und Nippes, Omas altes Sofa und ein edler englischer Sekretär aus der Zeit um 1860. In einer Ecke der Halle stapelt sich Markenkleidung – die großen Namen sind dabei, Bogner oder Escada –, in der anderen warten Apothekerfläschen auf einen Interessenten. Es gibt Fernseher, Globusse, Pelze, Rollatoren, Lampen, eine alte Polizeiuniform, Küchengeräte, Bauernschränke und Gemälde; eine Schatzsuche auf 600 Quadratmetern.

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„Vom Prinzip her kannst du alles verkaufen. Es geht immer über den Preis“, sagt Normen Becker. Ebenso bunt gemischt wie das Angebot sei die Kundschaft: Familien, Studenten, Händler, Antiquitätenfans, Schnäppchenjäger. Leute, die Spaß am Bummeln haben, fasst Kerstin Raff (49), Normen Beckers Lebensgefährtin und Geschäftsführerin in der Verkaufshalle, zusammen.

Das ist nachhaltig, spart Geld – und liegt im Trend

Gebraucht statt neu, das ist ist nachhaltig, spart Geld – und liegt voll im Trend. Anlaufstellen gibt es viele, auch auf den Fildern. Kinderkleidung aus zweiter Hand gibt es beispielsweise in Bonlanden bei Zappalott oder bei Wunderland. Damenkleidung der etwas gehobeneren Klasse verhilft Schicki Miki in Waldenbuch zu einem zweiten Leben. Frauen, die zu Vintage-Brautkleidern ja sagen, werden bei „Trau Dich Second Hand Brautmode by Melanie Schweizer“ in Stetten fündig. Einen Mix aus Kleidung, Möbeln, Kunst und Haushaltsartikeln haben das Vintage-Pop-up in Sillenbuch und Bass-Pik-As in Echterdingen im Angebot – letzterer Laden bereits seit mehr als 30 Jahren. Und bei „Vergiss mich nicht“ in Bernhausen gibt es, ähnlich wie bei Normen Becker im Gewerbegebiet, Dinge, die aus Haushaltsauflösungen gerettet wurden.

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Normen Becker ist nach eigenen Angaben seit 24 Jahren im Gewerbe tätig. Wie viele Entrümpelungen er pro Woche macht, sagt er nicht, nur so viel: Er sei gut im Geschäft, arbeite eng mit Pflegeeinrichtungen zusammen. Den Laden an der Echterdinger Straße hat er bereits im April 2021 angemietet, für den Publikumsverkehr richtig aufgemacht hat er ihn wegen Corona erst im Januar. Geöffnet ist die riesengroße Halle, in der ehemals eine Cateringfirma ansässig war, aktuell zweimal die Woche: Montag und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, „wir werden aber aufstocken“, kündigt Normen Becker an. Auch das Online-Angebot will er ausbauen.

Warum Normen Becker nichts wegwerfen will

Im Sortiment ist viel Bewegung. Täglich kommt Neues. Im Büro liegt ein Stapel Teppiche, die ein Mann am Tag zuvor gebracht hat. Ladenhüter kann der Chef nicht brauchen. Was sich nicht verkauft, wird nach Rumänien exportiert und landet dort in den Läden eines Bekannten. „Meine Ware muss sich schnell drehen“, sagt Normen Becker. Besonders gut verkaufe er Geschirr, Kristallgläser und Besteck – mitunter komme ein Händler und räume ganze Regale leer –, schwieriger sei die Lage bei Großmöbeln, denn „im Möbelhaus kriegen Sie ein Sofa für 90 Euro nachgeschmissen“.

Nur eines will Normen Becker möglichst vermeiden: Dinge wegwerfen zu müssen. Aus Nachhaltigkeits-, aber vor allem auch aus Kostengründen, wie er sagt. Die Abfallentsorgung habe in den vergangenen Jahren eine massive Preissteigerung hingelegt. „Für eine Tonne Restmüll zahlen Sie 400 Euro in Stuttgart.“