Konflikt zwischen Security-Unternehmen Nach Schüssen in Tamm – Zwei Verdächtige und das Opfer in Haft

Nachdem der 23-Jährige im Mai angeschossen worden war, musste ihm der Unterschenkel amputiert werden (Symbolbild). Foto: Imago/Bihlmayerfotografie

Zwei Security-Firmen, zwei Schießereien und ein Verletzter. Fünf Monate nach der Tat greift die Polizei gegen die mutmaßlichen Täter durch – dennoch bleibt vieles rätselhaft.

Zwei Security-Unternehmen konkurrieren um Aufträge – eines davon greift offenbar immer wieder zu Gewalt. Eine Serie mutmaßlicher Gewalttaten gipfelte am 12. Mai in einer Schießerei in der Silcherstraße in Tamm. Auf offener Straße wurde ein 23-jähriger Mann angegriffen, er flüchtete durch eine Wohnsiedlung – und wurde am Ende durch mehrere Schüsse schwer verletzt.

 

Lange Zeit blieb unklar, wie es um die Ermittlungen steht und ob weitere Angriffe auf die Mitarbeiter des einen Security-Unternehmens zu erwarten sind. Doch nun gibt es erstmals Festnahmen, gleichzeitig bleiben viele Fragen offen – etwa zu den Hintergründen der Gewalteskalation, zum Konflikt zwischen den rivalisierenden Sicherheitsfirmen und zur Inhaftierung des Opfers.

Wer sind die Festgenommenen?

Wie das Polizeipräsidium Ludwigsburg in einer Pressemitteilung bekanntgibt, handelt es sich bei den beiden Tatverdächtigen um einen zum Tatzeitpunkt 26-jährigen und einen 27-jährigen Mann. Beide besitzen die niederländische Staatsangehörigkeit.

Am 1. Oktober konnten die Ermittler die Verdächtigen in Zusammenarbeit mit niederländischen Sicherheitsbehörden, Europol, dem Bundeskriminalamt und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg identifizieren und festnehmen. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn beantragte anschließend gegen beide Haftbefehle wegen versuchten Mordes.

Zeitgleich wurden in Limburg und Utrecht die Wohnungen der Männer durchsucht. Dabei beschlagnahmten die Ermittler Beweismittel, die derzeit ausgewertet werden.

„Die Ermittlerinnen und Ermittler der Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg haben auch in diesem Fall einen langen Atem bewiesen und akribische Ermittlungsarbeit geleistet, um die Tatverdächtigen zu identifizieren“, so der Leiter des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, Thomas Wild. „Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass die Sicherheitsbehörden auch auf internationaler Ebene eng vernetzt sind. Das ist ein deutliches Signal an alle Straftäter, dass die Bekämpfung von Kriminalität nicht durch Ländergrenzen beschränkt wird.“

Welche Fragen sind noch offen?

Trotz der Festnahmen bleiben zentrale Fragen ungeklärt. Auf Nachfrage dieser Zeitung verweigerten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagnachmittag jede Auskunft zum Konflikt zwischen den rivalisierenden Sicherheitsfirmen. Welche Motive hinter der Gewalteskalation stecken und welche weiteren Umstände eine Rolle spielen, ist weiterhin offen.

Bereits zwei Wochen vor der Schießerei in Tamm waren auch in der Ludwigsburger Oststadt Schüsse gefallen. Ziel des Angriffs waren offenbar Männer, die im selben Security-Unternehmen wie das spätere Tammer Opfer arbeiten sollen. Auch sie wurden auf offener Straße attackiert. In diesem Fall trafen die Projektile jedoch lediglich das Fahrzeug – verletzt wurde niemand.

Nach Informationen aus zwei unabhängigen Quellen soll dieser Angriff in direktem Zusammenhang mit der Tat vom 12. Mai stehen. Auch ein abgebranntes Auto wird der Serie von Gewaltvorfällen zugerechnet.

Unklar ist zudem, ob die beiden festgenommenen Männer selbst aktiv in den Konflikt zwischen den Sicherheitsfirmen verstrickt sind – oder ob sie lediglich im Auftrag anderer handelten.

Was weiß man über das Opfer?

Neben den Festnahmen vermeldete die Polizei am Montag auch eine weitere Nachricht: Das 23-jährige Opfer, dem nach dem Angriff ein Unterschenkel amputiert werden musste, hat das Krankenhaus inzwischen verlassen. Doch zuhause ist er nicht.

Nur kurz nach seiner Entlassung aus der Klinik wurde der Mann selbst in Untersuchungshaft genommen. Das bestätigt die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Montagnachmittag auf Nachfrage unserer Zeitung. Hintergrund sind offenbar Vorwürfe, die nicht im Zusammenhang mit den Schüssen des konkurrierenden Sicherheitsunternehmens stehen.

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