Die Lokalgruppe des Vereins Seebrücke hat auf dem Marienplatz in Stuttgart Grablichter für Geflüchtete aufgestellt, die 2021 im Mittelmeer ertrunken sind. Sie pocht auf ein Landesaufnahmeprogramm.

Stuttgart - Dieser Wind! Kaum brennen die Grablichter auf dem Marienplatz, sind sie auch schon wieder aus. „Das ist mega ärgerlich“, sagt Jonas Gutknecht vom Verein Seebrücke, der die Kerzen am Samstag aufgestellt hat. Kurzfristig behilft man sich mit roten Scheinwerfern, um eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen.

 

Aktion soll Schicksale greifbar machen

Die 2043 Kerzen stehen für 2043 Menschen, die 2021 auf der Flucht aus ihren Heimatländern im Mittelmeer ertrunken sind. Die Aktion reiht sich ein in einen landesweiten Seebrücke-Aktionstag. Das Ziel laut dem Stuttgarter Veranstaltungsleiter Jonas Gutknecht: „Die Schicksale greifbar machen.“ Nachdem in der Vergangenheit die Zahl der im Mittelmeer ertrunkenen Geflüchteten stetig zurückgegangen sei, habe es 2021 wieder einen abrupten Anstieg gegeben. Mit den Grablichtern wolle man den Toten „ein Minimum an Respekt und Menschlichkeit gewähren“, und während er das sagt, beginnen Zuhörer, die ausgeblasenen Kerzen anzuzünden.

Forderung nach einem Ende der europäischen Abschottungspolitik

Seebrücke fordert ein Landesaufnahmeprogramm, um sichere und legale Fluchtwege zu schaffen, außerdem ein Ende der „europäischen Abschottungspolitik an der polnisch-belarussischen Grenze“, heißt es auf Flyern, die verteilt werden. Jonas Gutknecht betont: „Wir wollen nächstes Jahr nicht wieder 2043 Kerzen auf dem Marienplatz anzünden müssen.“