Die Leonberger Sportpiloten landen im deutschlandweiten Vergleich ziemlich weit vorne, verlieren erst zum Ende des Ligawettbewerbes wichtige Flugkilometer.

Leonberg -

 

Segelfliegen gehört nicht unbedingt zu den Sportarten, die man mit Teamgeist verbinden würde. In der Regel sitzen die Piloten allein in ihrem Cockpit und lassen sich von der Thermik durch die Lüfte tragen. Doch bei den 120 Piloten des Sportfliegerclubs Leonberg ist seit dem vergangenen Jahr das Zusammengehörigkeitsgefühl deutlich gestiegen. Grund dafür ist, dass die Segelflieger seit Kurzem an Wettbewerben im Liga-Betrieb teilnehmen – und das überaus erfolgreich.

In der so genannten Quali-Liga, in der alle deutschen Vereine unterhalb der ersten und zweiten Bundesliga teilnehmen, belegten die Leonberger in der bereits abgelaufenen Runde Rang 25 unter insgesamt 466 Vereinen. Noch besser war das Abschlussergebnis in der Landesliga, in der alle Vereine aus Baden-Württemberg mitfliegen, die nicht in der ersten oder zweiten Bundesliga sind. Hier stand am Ende von 19 Runden ein fünfter Platz unter 85 Vereinen zu Buche.

Seit dem dritten April-Wochenende haben die Leonberger Segelflieger am so genannten dezentralen Wettbewerb teilgenommen. Jeder Pilot, der Lust hatte, konnte am eigenen Flugplatz in Renningen starten und auf die Strecke gehen. Dabei galt es, mit dem Flugzeug die Thermik geschickt zu nutzen, um eine möglichst lange Strecke in einer möglichst geringen Zeit zurückzulegen. Nach der Landung luden die Piloten die automatisch aufgezeichneten GPS-Daten im Internet hoch, wo sie der passenden Liga zugeordnet wurden. Eine Zeit lang sah es sogar so aus, dass die Leonberger einen der begehrten sieben Aufstiegsplätze in der Quali-Liga für die Bundesliga, in der 30 Vereine unterwegs sind, ergattern könnten.

Doch in den letzten Wochen machte das Wetter den Piloten im Südwesten Deutschlands einen Strich durch die Rechnung. „Die Thermik hat die Vereine im Norden und Osten Deutschlands bevorzugt, dort gab es auch weniger Regen“, erläutert Jürgen Schumacher, der zweite Vorsitzende des Vereins, der wegen der möglichen Verlegung des militärischen Fluggeländes von Malmsheim an einen anderen Ort und einer potenziellen Expansion der benachbarten Firma Bosch in den kommenden Jahren um die Existenz der Segelflieger fürchtet.

Um solche Streckenflüge für die Liga zu fördern, habe man im Verein einen internen Streckenflug-Pokal ausgelobt, führt Schumacher weiter aus. Im vergangenen Jahr holte sich Dirk Schmidt die Trophäe. „Und er hat gute Chancen, sie auch in diesem Jahr wieder zu bekommen“, sagt Schumacher. Als wertvoll für den Zusammenhalt unter den Segelfliegern hätten sich auch die Fluglager erwiesen, die man nach längerer Pause in den Pfingstferien wieder angeboten habe. „Im vergangenen Jahr waren wir in Landau in der Pfalz, dieses Mal in Bayreuth“, berichtet Ole Blech, der Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit im Verein.

Sehr glücklich sind die Leonberger Segelflieger zudem, dass es im Verein seit Anfang des Jahres neben vier normalen Segelflugzeugen mit Zwei-Takt-Verbrennungsmotoren auch eines mit Elektromotor gibt. Das Flugzeug mit dem Namen „Discus 2c FES“ der Kirchheimer Firma Schempp-Hirth, das rund 140 000 Euro gekostet hat, ist eines der ersten seiner Art, die ausgeliefert wurden. „Der Verbrennungsmotor hat den Piloten stets ein wenig Stress verursacht, weil er nicht einfach im Anlassverhalten war“, erzählt Schumacher. Den Elektromotor, der hinter der Rumpfnase eingebaut sei, könne man einfach mit einem Schalterklick aktivieren. „Das neue System ist nicht nur deutlich zuverlässiger, was in der Fliegerei das wichtigste ist, sondern zeichnet sich auch durch eine geringere Lärmbelastung aus“, erklärt Ole Blech. Dadurch werde das Fliegen noch umweltverträglicher und die Bürger rund um Renningen würden durch die Lautstärke weniger belastet.