Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

„Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“

Stimmt es, was Bertolt Brecht den Physiker Galileo Galilei in seinem Theaterstück „Leben des Galilei“ sagen lässt? „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat!“ Andererseits ist die Sehnsucht nach Helden dem Menschen immanent. Helden zu haben, ist dem Berliner Medienwissenschaftler Norbert Bolz zufolge ein Privileg der Jugend. „Man ist genau so lange jung, wie man Helden hat, die man verehrt.“ Wer keinen Helden hat, lebe ein Leben, „das nicht lebenswert ist“.

 

So selten es schon wahre Helden unter den Menschen gibt, so unmöglich ist es, Superhelden unter ihnen zu finden. Denn sie existieren nur in der Fiktion. Ihre Heldentaten sprengen die Fesseln des Daseins. Sie erfinden Dinge, die eigentlich unerfindbar sind – wie Iron Man; mutieren vom Versager zum furchtlosen Kämpfer für das Gute – wie Captain America. Sie besitzen Fähigkeiten, über die kein Normalo verfügt – wie Wolverine, der Super-Typ aus der „X-Men“-Liga. Ein Mutant mit den Sinnen eines Raubtiers und unfassbaren Selbstheilungskräften.

Zeit der Helden

Die Zeit der Helden ist gekommen, wenn Unruhe, Unsicherheit und Umwälzungen herrschen. Reale Helden wie fiktive Superhelden müssen sich bewähren, wenn Gefahr im Verzug ist, Kampf, Krieg und Unheil drohen. Dass der „Krieg der Vater aller Dinge und der König aller“ ist, hat schon der griechische Philosoph Heraklit gewusst. „Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“ Und Superhelden? Sie lässt er erst hier zu ihrer wahren Bestimmung finden.

Auch wenn die deutsche Gegenwartsgesellschaft laut Münkler „postheroisch“ ist – und wegen der historischen Hypothek auch sein muss –, bedeutet dies nicht, dass die Sehnsucht nach Helden und Heldinnen ein für allemal erledigt ist. Im Gegenteil: Sie weicht aus ins Fiktionale. Fiktion und Fantasie werden durch die Wunderwelt des Kinos zur Spielweise, auf der sich Helden und Superhelden nach Lust und Laune austoben und die Welt vor Scharen von Bösewichten, Feinden und Invasoren retten können.

Superhelden geht es umStolz, Herz, Hingabe, Leidenschaft

In der Realität sind „Heldentaten“ und „Heldentode“ allzu oft als sinnlos entlarvt worden. In der fiktiven Welt der Mythen, Legenden und des Kinos dagegen gibt es eine „ganz andere Dialektik“, wie Bolz betont. „Der Held ist der Outlaw, der sich als großer Mann durchsetzen kann.“ Wie Achill, der Archetyp des antiken Heros, sei er „ganz und gar in seinen Taten“. Dem Helden gehe es „um Stolz, Herz, Hingabe, Leidenschaft“. Er wägt nicht Risiko und Nebenwirkungen ab. Gefahr sei für ihn ein Abenteuer, das er sucht und in dem er seine Mission findet.

Zeit der Helden

„Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“

Stimmt es, was Bertolt Brecht den Physiker Galileo Galilei in seinem Theaterstück „Leben des Galilei“ sagen lässt? „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat!“ Andererseits ist die Sehnsucht nach Helden dem Menschen immanent. Helden zu haben, ist dem Berliner Medienwissenschaftler Norbert Bolz zufolge ein Privileg der Jugend. „Man ist genau so lange jung, wie man Helden hat, die man verehrt.“ Wer keinen Helden hat, lebe ein Leben, „das nicht lebenswert ist“.

So selten es schon wahre Helden unter den Menschen gibt, so unmöglich ist es, Superhelden unter ihnen zu finden. Denn sie existieren nur in der Fiktion. Ihre Heldentaten sprengen die Fesseln des Daseins. Sie erfinden Dinge, die eigentlich unerfindbar sind – wie Iron Man; mutieren vom Versager zum furchtlosen Kämpfer für das Gute – wie Captain America. Sie besitzen Fähigkeiten, über die kein Normalo verfügt – wie Wolverine, der Super-Typ aus der „X-Men“-Liga. Ein Mutant mit den Sinnen eines Raubtiers und unfassbaren Selbstheilungskräften.

Zeit der Helden

Die Zeit der Helden ist gekommen, wenn Unruhe, Unsicherheit und Umwälzungen herrschen. Reale Helden wie fiktive Superhelden müssen sich bewähren, wenn Gefahr im Verzug ist, Kampf, Krieg und Unheil drohen. Dass der „Krieg der Vater aller Dinge und der König aller“ ist, hat schon der griechische Philosoph Heraklit gewusst. „Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“ Und Superhelden? Sie lässt er erst hier zu ihrer wahren Bestimmung finden.

Auch wenn die deutsche Gegenwartsgesellschaft laut Münkler „postheroisch“ ist – und wegen der historischen Hypothek auch sein muss –, bedeutet dies nicht, dass die Sehnsucht nach Helden und Heldinnen ein für allemal erledigt ist. Im Gegenteil: Sie weicht aus ins Fiktionale. Fiktion und Fantasie werden durch die Wunderwelt des Kinos zur Spielweise, auf der sich Helden und Superhelden nach Lust und Laune austoben und die Welt vor Scharen von Bösewichten, Feinden und Invasoren retten können.

Superhelden geht es umStolz, Herz, Hingabe, Leidenschaft

In der Realität sind „Heldentaten“ und „Heldentode“ allzu oft als sinnlos entlarvt worden. In der fiktiven Welt der Mythen, Legenden und des Kinos dagegen gibt es eine „ganz andere Dialektik“, wie Bolz betont. „Der Held ist der Outlaw, der sich als großer Mann durchsetzen kann.“ Wie Achill, der Archetyp des antiken Heros, sei er „ganz und gar in seinen Taten“. Dem Helden gehe es „um Stolz, Herz, Hingabe, Leidenschaft“. Er wägt nicht Risiko und Nebenwirkungen ab. Gefahr sei für ihn ein Abenteuer, das er sucht und in dem er seine Mission findet.

Ohne Ben Hur, El Cid, Robin Hood oder Zorro ist Kino undenkbar. Wenn historische Helden nicht mehr ausreichen, um die Sehnsucht der Menschen zu stillen, treten Superhelden auf den Plan. „Die Helden-Figur hilft, die eigene Unzulänglichkeit zu kompensieren“, erklärt der Freiburger Soziologe Ulrich Bröckling. „Helden tun etwas, damit wir es nicht zu tun brauchen.“

Sieg des Guten über das Böse

Was Comics und ihre Filmadaptionen für Wissenschaftler wie für Zuschauer gleichermaßen so fesselnd und spannend macht, ist, dass sie gesellschaftliche Phänomene und Trends widerspiegeln. An globalen und regionalen Krisen mangelt es wahrlich nicht. Die Wirklichkeit ist aber zu komplex und widersprüchlich, als dass sich einfache Lösungen anbieten würden. Selbst ein Superheld wie Captain America oder eine Gruppe Unerschrockener wie die Avengers würden sich in ihrem Gestrüpp heillos verheddern und müssten zwangsläufig scheitern.

Die Fiktion macht möglich, was der Realität versagt bleibt: der Sieg des Guten über das Böse. Mit ihren Superkräften stehen Superhelden der Menschheit bei, spenden selbst in den misslichsten Lagen noch Trost und Hoffnung. Natürlich sollte man nicht allzu viel aktuelle Bezüge und reale Probleme in die cineastischen Epen hineininterpretieren. Wonder Woman, X-Men, Spider-Man, The Green Lantern, Batman oder The Avengers wollen unterhalten, zum Staunen anregen und „postheroische“ Bürger für einige Stunden in fantastische Welten entführen.

Die menschliche Sehnsucht nach Helden ist kaum weniger irrational und fantastisch als die Realität in den Superhelden-Filmen. Das Schöne ist, dass beide gerade deshalb so trefflich zusammenpassen und sich wundervoll ergänzen.