Seilbahn in Stuttgart Eine Trasse, die es in sich hat

Auf der Strecke zwischen Südheimer Platz und Waldfriedhof wird die Gleisunterkonstruktion erneuert.
Stuttgart - Rocco Garofano und Donato Barbatta sind gerade damit beschäftigt, eine der 383 neuen Stahlschwellen einzufädeln. Vorsichtig bugsieren die Gleisbauer das 40 Kilogramm schwere Stahlelement oberhalb des Kiesbetts und unterhalb der Gleise in die richtige Position. Die herrliche Aussicht in den Kessel beachten sie dabei kaum. Dazu verlangen ihnen die Arbeiten an der Seilbahntrasse zwischen dem Südheimer Platz und dem Waldfriedhof körperlich viel zu viel ab.
„Den Gleisunterbau auf der 536 Meter langen Strecke auszutauschen, das ist ein richtiger Knochenjob“, sagt Nikolaus Mock, der zuständige Gleisbaubezirksleiter. Mock weiß, wovon er spricht. Er selbst hat jahrelang als Gleisbauer gearbeitet. Die Arbeiten an der historischen Seilbahnstrecke sind besonders hart. Nur wenige Maschinen können an dem Hang, der streckenweise eine Steigung von 28 Prozent hat, eingesetzt werden. Den beiden Bautrupps bleibt nichts anderes übrig, als selbst Hand anzulegen.
Bis zum 15. August ruht noch der Verkehr
Jeweils fünf Männer bearbeiten einen Streckenabschnitt mit zehn Stahlschwellen. Weil die Schienen bereits 2004 erneuert worden sind, müssen die Gleisbauer besonders sorgfältig vorgehen. Um die alten Stahlschwellen austauschen zu können, lösen sie zunächst die Befestigungen zwischen Gleisen und Unterbau. Nachdem die Arbeiter mit Schottergabeln die Steine aus dem Gleisbett geschaufelt haben, können sie schließlich die Führungsschienen der Seilbahn mit Winden anheben und die Stahlschwellen austauschen.
Noch bis zum 15. August sollen die Instandsetzungsarbeiten dauern. Trotz der umfassenden Sanierung im Jahr 2004 ist es das erste Mal seit Inbetriebnahme der Seilbahn im Oktober 1929, dass die Gleisunterkonstruktion ausgetauscht wird. Mehr als 80 Jahre haben die alten Stahlschwellen die Gleise getragen. Die Korrosionsschäden zeigen sich mittlerweile jedoch deutlich. In einigen der Unterbauten hat der Rost münzgroße Löcher gefressen. Die neuen Stahlschwellen, versichert Mock, werden aber sicher ebenfalls um die 80 Jahre halten.
Dafür müssen die Arbeiter die erneuerten Gleise jedoch zuerst in die richtige Position bringen. Das ist gar nicht so einfach. Sobald die Schienen auf der Unterkonstruktion befestigt und das Gleisbett aufgefüllt ist, nehmen vier der Männer je eine Cobra in die Hand. Cobras sind in diesem Fall motorbetriebene Hämmer, mit denen die Gleisarbeiter, den Schotter im Gleisbett verfestigen. Sitzen die Steine im Gleisbett fest, dann kommt der Rammbock zum Einsatz. Den an einer roten Metallkonstruktion befestigten Holzstamm lassen die Gleisarbeiter mit Schwung gegen die Gleise knallen, um diese millimetergenau an die richtige Stelle zu rücken. Kleine Markierungsnägel auf dem Weg entlang der Trasse geben Orientierung. Mit Wasserwaagen messen die Vorarbeiter nach.
Unsere Empfehlung für Sie

„Ich bin HIV-positiv“ Warum es wichtig ist, offen über HIV zu reden
Ahmed Mnissi ist HIV-infiziert. Mit uns teilt er seine Erfahrungen und stellt fest: „Die Menschen sind einfach viel zu wenig aufgeklärt!“ Genau deshalb möchte er das Tabu brechen und zeigen, wie wichtig es ist, offen über Geschlechtskrankheiten zu sprechen.

Notfalleinsätze als Streitfall Notarzt muss sich den Weg freikämpfen
Dürfen Notarzt- und Rettungsfahrzeuge im Einsatz einfach auf der Straße stehenbleiben oder auf Privatparkplätzen parken? Sie dürfen – doch das wollen viele nicht einsehen.

Tatort Hauptbahnhof Stuttgart Offene Fragen um eine Babydiebin
Eine offenbar psychisch kranke Frau nimmt an Bahnhöfen Kinderwagen ins Visier – und bekommt dazu immer wieder Gelegenheit.

Stuttgarter Chirurg wirbt für Organtransplantationen „Die Angst der Spender ist groß“
Die Bereitschaft zur Organspende nimmt ab. Der Ärztliche Direktor des Transplantationszentrums am Klinikum Stuttgart, Professor Jörg Köninger, beschreibt die Ängste der potenziellen Spender und die Schwierigkeiten der Hinterbliebenen, bei einem Todesfall eine rationale Entscheidung zu fällen.

Corona-Schnelltestzentren Wo Sie sich in Stuttgart testen lassen können
Einmal die Woche darf jede Bürgerin und jeder Bürger sich kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. Unsere interaktive Karte zeigt, wo das in den Stuttgarter Stadtbezirken möglich ist.

Streit um die Coronademo in Stuttgart hält an Demogutachter der Stadt verwechselt Gerichte
Die Stadt Stuttgart steht wegen der Coronademo am Karsamstag in der Kritik. Jetzt liegt ein Gutachten zur Beurteilung der eigenen Entscheidung vor. Doch das Infektionsschutzgesetz spielte in der Betrachtung keine Rolle.