Region: Verena Mayer (ena)

Doch dann muss während der Flucht irgendetwas passiert sein, ein Ereignis, dass Heger damals das Leben kostet. Nur so können sich die Großeltern erklären, warum er keine letzte Nachricht hinterlassen hat. Zwar verfasst Heger auf der Rückseite seiner Führerscheinkopie eine Nachricht, aber als eindeutigen Abschiedsbrief bewertet ihn die Polizei nicht. Er schreibt an seine Ex-Frau, dass er die vergangenen drei Jahre als Zeit des gegenseitigen Hasses und der gegenseitigen Verachtung empfunden habe und dass wohl alles besser gelaufen wäre, wenn er „die dicke Knete“ angeschleppt hätte. Am Schluss heißt es: „Mach’s gut! Und Scheiße – ich liebe Felix leider viel zu sehr.“ Zu sehr, um ihn umzubringen?

 

Seine Großeltern sind sicher, dass Michael Heger einen Helfer gehabt hat. Dieser muss Felix nach dem tödlichen Zwischenfall einfach selbst behalten und Hegers Leichnam im Wald abgelegt haben. Die Heerscharen von Suchern entdeckten den Toten sieben Wochen lang folglich nicht, weil er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht dort war.

Johann und Maria Schmitz haben einen Anwalt, der die Ermittler mit Beschwerden und Anträgen überzieht. Der Baden-Badener Jurist Alexander Moser sorgt ehrenamtlich dafür, dass ein auffälliger Punkt an Hegers linkem Handgelenk erneut untersucht wird. Er erstattet sogar Anzeige wegen Mordes gegen die Bewohner einer nahe gelegenen Wohnung. Die Überprüfung der Spuren hat die Polizei bis jetzt so wenig auf eine neue Fährte gebracht wie die vom Detektiv ausgelöste Recherche in Portugal. Doch Moser vertreibt bei dem Rentnerpaar Schmitz immerhin das zermürbende Gefühl der Ohnmacht.

Im Hobbyraum des Schwetzinger Reihenhauses liegt ein Riegel Kinderschokolade im Regal. Johann Schmitz hat ihn dort vor acht Jahren für Felix deponiert. Das Suchen und Finden der Schokolade war ein spielerisches Ritual zwischen dem alten und dem jungen Mann. „Noch mal, noch mal, Opa“, hört der Großvater in seinen Erinnerungen den Enkel um Nachschub bitten. Johann Schmitz hat nichts vergessen. Er ist jetzt 78, seine Frau Maria 75. Er sagt: „Wir werden suchen, solange wir leben.“