Warum und seit wann müssen wir eigentlich zweimal im Jahr die Uhren umstellen? Die Zeitumstellung hat eine lange Geschichte – und Folgen, die wir im Alltag spüren. Was steckt dahinter?
Zweimal im Jahr stellt sich die Frage: Vor oder zurück? Die Zeitumstellung sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass wir im Frühjahr eine Stunde Schlaf verlieren und im Herbst dafür wieder eine Stunde gewinnen. Doch wann wurde die Zeitumstellung überhaupt eingeführt, und welche Gründe sprechen heute noch für oder gegen diese Praxis?
Seit wann gibt es die Zeitumstellung?
Die Zeitumstellung wurde erstmals 1916 während des Ersten Weltkriegs in Deutschland eingeführt. Ziel war es, durch bessere Ausnutzung des Tageslichts Energie – insbesondere Kohle – zu sparen. Nach dem Krieg wurde sie jedoch wieder abgeschafft. Auch im Zweiten Weltkrieg kam die Zeitumstellung erneut zum Einsatz, wurde danach aber erneut beendet.
In ihrer heutigen Form besteht die Zeitumstellung in Deutschland seit 1980. Ausgelöst durch die Ölkrise der 1970er-Jahre, sollte sie helfen, den Energieverbrauch zu senken. Die Idee dahinter: Wenn es abends länger hell ist, braucht man weniger künstliches Licht. Ob diese Maßnahme tatsächlich nennenswert Energie spart, ist allerdings umstritten.
Inzwischen haben mehrere Länder die Zeitumstellung wieder abgeschafft oder diskutieren darüber. Auch in der Europäischen Union wird seit Jahren über ein Ende der Zeitumstellung beraten – eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus.
Erste Ideen zur Zeitumstellung bereits vor über 200 Jahren
Die Idee, das Tageslicht besser zu nutzen, ist nicht neu. Einer der frühesten bekannten Vorschläge stammt von Benjamin Franklin. Im Jahr 1784 veröffentlichte er in einer Pariser Zeitung einen satirischen Essay, in dem er scherzhaft empfahl, früher aufzustehen, um Kerzenlicht zu sparen. Zwar war seine Anregung nicht ernst gemeint, doch sie griff einen Gedanken auf, der später konkrete Formen annahm.
Ein ernsthafter Vorstoß kam 1895 vom neuseeländischen Insektenforscher George Vernon Hudson. Er schlug eine zweistündige Zeitverschiebung im Sommer vor, um nach Feierabend länger bei Tageslicht arbeiten zu können – besonders wichtig für seine Forschungen im Freien.
Auch der britische Bauunternehmer William Willett setzte sich für die Zeitumstellung ein. 1907 veröffentlichte er das Pamphlet "The Waste of Daylight" (dt. "Die Verschwendung von Tageslicht"), in dem er eine schrittweise Umstellung der Uhren vorschlug, um Energie zu sparen und das Tageslicht besser zu nutzen. Seine Initiative fand zwar zunächst keine politische Mehrheit, trug aber entscheidend zur späteren Einführung der Zeitumstellung bei.
Welche Zeit würde gelten, wenn die Zeitumstellung abgeschafft werden würde?
Fällt die Zeitumstellung weg, muss eine Entscheidung getroffen werden: Soll dauerhaft die Sommerzeit (MESZ) oder die Normalzeit (MEZ), oft auch Winterzeit genannt, gelten?
Die Normalzeit (MEZ) entspricht der geografischen Zeitzone und orientiert sich am natürlichen Sonnenstand. Ohne Zeitumstellung würde sie ganzjährig gelten. Sie passt besser zum menschlichen Biorhythmus und sorgt dafür, dass es im Winter wie gewohnt früher hell und früher dunkel wird. Im Sommer ginge die Sonne jedoch ebenfalls früher auf und unter. Im Juni hätte man in Stuttgart dann beispielsweise nicht, wie derzeit, von ca. 5.30 Uhr bis 21.30 Uhr Tageslicht, sondern von 4.30 Uhr bis 20.30 Uhr.
Die Sommerzeit (MESZ) sorgt im Sommer für lange, helle Abende. Würde sie dauerhaft gelten, würden im Winter die Sonnenaufgänge deutlich später stattfinden – in Stuttgart etwa erst gegen 9 Uhr im Dezember. Dafür würde es abends bis rund 17:30 Uhr hell bleiben statt nur bis 16:30 Uhr.
Bisher gibt es weder in Deutschland noch auf EU-Ebene eine einheitliche Entscheidung, welche Zeit im Falle einer Abschaffung der Zeitumstellung dauerhaft eingeführt werden soll. Viele Expertinnen und Experten sprechen sich jedoch für die Normalzeit (MEZ) aus – aus gesundheitlichen Gründen, da sie besser mit dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen harmoniert.