Anja Gebauer nutzt Fotos, um sich besser zu erinnern – eine Technik aus einem INSEA-Kurs des Bosch Health Campus (BHC). Das Programm hilft seit 2014 chronisch Kranken, den Alltag zu meistern. 

Vor zwei Jahren wurde bei der 34-Jährigen, die hier Anja Gebauer heißen soll, die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS diagnostiziert. Diese neurologische Entwicklungsstörung äußerst sich häufig durch große Konzentrationsschwierigkeiten, starke Impulsivität und ausgeprägte körperliche Unruhe. Im INSEA-Kurs am Bosch Health Campus hat die Lehrerin gelernt, ihren Alltag mit der Krankheit besser zu managen. INSEA – das ist die „Initiative für Selbstmanagement und aktives Leben“. Teilnehmende lernen in den INSEA-Kursen, den Alltag mit ihren Erkrankungen besser zu gestalten. Die Wirksamkeit der kostenlosen Kurse ist durch Evaluationen erwiesen und ihre Bedeutung anerkannt.

 

Neben regelmäßigem Joggen sind nun auch Basteln, Lesen, Tee trinken oder das Entspannen auf einer Akkupressurmatte fester Bestandteil ihres Lebens – und ihres täglichen Handlungsplans. „Ich habe gelernt, gelassener zu werden und die Dinge wichtig zu nehmen, die mir die nötige Energie für meinen beruflichen und privaten Alltag geben“, sagt die INSEA-Teilnehmerin. Außerdem bindet die Lehrerin ehrenamtlich für den Wochenmarkt Blumensträuße, da sie gerne hilft und so der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte.

Weltweites Selbsthilfeprogramm für chronisch Erkrankte

„Das Patientinnen und Patienten aktiv ihre eigene Gesundheitsversorgung mitgestalten und in dieser Rolle anerkannt und wertgeschätzt werden, ist im deutschen Gesundheitssystem ein neuer Ansatz“, sagt Kerstin Berr, Standortkoordinatorin des Programms INSEA am Bosch Health Campus (BHC).

Der Bosch Health Campus vereint alle Institutionen und Förderaktivitäten der Robert Bosch Stiftung im Fördergebiet Gesundheit – und steht mit seinen vier Säulen „Behandeln, Forschen, Bilden, Fördern“ für eine zukunfts- und patientenorientierte Gesundheitsversorgung. Das Robert Bosch Krankenhaus (RBK) ist Teil des Bosch Health Campus und steht für den Bereich Behandeln.

INSEA unterstützt Betroffene ergänzend zur Therapie und medizinischen Behandlung. Die Initiative besteht bereits seit zehn Jahren – allein im vergangenen Jahr haben mehr als 300 Teilnehmende in ganz Deutschland die Selbstmanagementkurse besucht. Inzwischen lernen mit diesem Programm weltweit in mehr als 20 Ländern chronisch Erkrankte, aktiv mit ihrer Krankheit umzugehen, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihren Alltag zu organisieren. Die Kurse richten sich an Menschen mit unterschiedlichen und auch mehrfachen chronischen Erkrankungen, an deren Angehörige und Freunde.

Die INSEA-Kurseinheiten dauern sechs Wochen und finden jeweils einmal pro Woche statt. Zu den Kursinhalten gehören zum Beispiel Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen, mit denen sich Schmerzen lindern lassen. Auch Themen wie gesunder Schlaf und ausgewogene Ernährung, Vorbereitungen auf Arztgespräche und der Umgang mit Medikamenten sowie Methoden zur Entscheidungsfindung stehen auf dem Programm. Herzstück der Kurse sind die Handlungspläne, mit denen die Teilnehmenden üben, sich selbst wöchentlich realistische Ziele zu setzen und die Umsetzung zu trainieren. Damit beginnt und endet jedes der zweieinhalbstündigen Treffen.

Selbsthilfegruppen: Neue Kurse im Jahr 2025

Ab 2025 finden wieder neue INSEA-Kurse am Bosch Health Campus statt. Betroffene, die einen INSEA-Kurs besucht haben, haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich selbst zur Kursleitung ausbilden zu lassen. Auch Anja Gebauer kann sich dies gut vorstellen und könnte dadurch andere im Umgang mit ihrer chronischen Erkrankung unterstützen.


Weitere Informationen für Interessierte sowie die Anmeldung  zu den INSEA-Kursen finden sich auf der Webseite des Bosch Health Campus (BHC).