Ein Betroffener ruft im Rems-Murr-Kreis die Selbsthilfegruppe „Sucht und Psyche“ ins Leben und hat noch Plätze frei.

Waiblingen - Peter Braun hat es mit Ende 20 erwischt. Er ist in die Alkoholabhängigkeit gerutscht. Mit Anfang 40 kamen noch schwere Depressionen und Angstzuständige dazu – und Braun aus dem Rems-Murr-Kreis, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, musste in eine ambulante Therapie. „Seitdem bin ich trocken“, sagt der Mann mittleren Alters und lächelt zurückhaltend.

 

Auf seinem Weg durch die Trockenheit hat ihm eine Selbsthilfegruppe des Kreuzbunds, der zur Caritas gehört, geholfen. „Der Zusammenhalt in der Gruppe und der Austausch unter Betroffenen hat mir gut getan“, sagt Braun. Doch vor zwei Jahren kam das nächste Loch: „Ich hatte wieder eine depressive Phase“, erzählt er. Und dieses Mal kam er nur mit Medikamenten und noch einer weiteren Therapie wieder heraus. Seitdem ist aber auch klar, dass er unter einer bipolaren Störung leidet, dass er phasenweise wechselt zwischen manischen und depressiven Zuständen. Braun suchte sich auch für dieses Problem eine Selbsthilfegruppe – eine für psychisch Kranke. Auch dort erfuhr er Hilfe und Unterstützung, mehr Verständnis für seine Schwierigkeiten.

Die Grenzen des Verständnisses

Gleichzeitig wurde ihm klar: Seine beiden Probleme lassen sich nicht voneinander trennen. In den Selbsthilfegruppen stieß er jedoch auf Grenzen des Verständnisses, wenn es um sein jeweils anderes Problem ging. Um etwas für sich zu tun, hat Braun bereits vor mehreren Jahren beim Kreuzbund eine Ausbildung zum Gruppenleiter für Selbsthilfegruppen absolviert. Nun will er sein Wissen anwenden und seine eigene Gruppe aus der Taufe heben: „Sie heißt ‚Sucht und Psyche’“, sagt Braun – und genau um beide Themen zusammen will sich die Selbsthilfegruppe kümmern.

Unterstützung bei der Gründung erhält der Mann zum einen bei der Selbsthilfekontaktstelle Waiblingen, zum anderen beim Kreuzbund. Die Kontaktstelle half dabei, einen Flyer zu entwickeln, der Kreuzbund stellt ihm bei der Caritas in Schorndorf einen Raum für die geplanten wöchentlichen Treffen zur Verfügung. Peter Braun ist froh um diese Unterstützung: „Ohne Erfahrung und ohne Hilfe von Außen ist es schwer, eine Gruppe zu gründen.“

Interessenten gesucht

Ein paar Interessenten hat der Mann bereits für seine neue Selbsthilfegruppe, doch es können noch ein paar mehr sein. Einen wichtigen Tipp will er Menschen auf den Weg geben, die auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe sind: „Probieren Sie die Gruppen aus.“ Man solle dabei darauf achten, ob man sich in der Gruppe wohlfühlt, ob man sich verstanden und aufgehoben fühlt.“ Peter Braun: „Das kann auf Anhieb gut sein, kann aber auch dauern, bis man die richtige Gruppe findet.“

Die neue Selbsthilfegruppe „Sucht und Psyche“ ist offen für nüchterne Suchtkranke, die gleichzeitig psychische Probleme bewältigen. Geplant sind wöchentliche Treffen montags von 19 bis 21 Uhr. Start der Gruppe ist am 29. April. Veranstaltungsort ist die Beratungsstelle der Caritas in Schorndorf, Grabenstraße 30. Kontakt zur Selbsthilfegruppe ist möglich über schorndorf2@kreuzbundgruppen.de