Zerbricht eine Familie, ist der Schmerz bei allen Beteiligten groß. Wie kann man als Vater die Beziehung zum Kind aufrecht erhalten? Darum geht es in der Gruppe „Vater bleiben nach der Trennung“, die sich im Haus der Familie in Bad Cannstatt trifft.

Bad Cannstatt - „Papa, bleib da.“ Wenn Stefan Franke diesen Satz von seiner Tochter hört, zerreißt es ihm beinahe das Herz. Franke (Name geändert) lebt seit eineinhalb Jahren in Trennung. Seine vierjährige Tochter Amanda ist bei der Mutter geblieben. Mindestens einmal die Woche bringt er sein Kind abends ins Bett – und verlässt dann mit einem dumpfen Gefühl die Wohnung. „Ich wollte mich nie von meinem Kind trennen“, sagt der 39-Jährige.

 

Die Tatsache, dass er einmal die Woche seine Tochter ins Bett bringen kann, ist nicht zu unterschätzen. Das Verhältnis zu seiner Noch-Frau ist relativ gut, sagt Franke. Ganz anders hingegen geht es manchen Vätern, die er einmal im Monat im Haus der Familie in Cannstatt trifft. Es ist die Gruppe „Vater bleiben nach der Trennung“. Franke, der in Stuttgart-West wohnt, besucht sie seit rund einem Jahr. „Ich habe Kontakt gesucht zu Vätern in ähnlichen Situationen“, sagt er. Weil er sich eine Form von Hilfe versprochen habe, und sei es nur das Gefühl, nicht alleine zu sein in seiner Lage. Das habe er dort bekommen, sagt er.

Die Atmosphäre ist emotional, aber gefasst

Bei den Treffen sitzen die Männer zusammen am Tisch; reihum erzählt jeder, was ihn aktuell beschäftigt. Die anderen geben Feedback, einen „Blick von außen“ oder Ratschläge, wie sie sich verhalten würden. Oft auch ganz praktischer Natur. Die Atmosphäre sei emotional, aber gefasst, sagt Franke. Die Treffen sind fachlich begleitet von einem Mitarbeiter des Haus der Familie. Oftmals gibt es auch Fragen, was die rechtliche Situation angeht.

„Andere Väter müssen darum kämpfen, ihre Kinder zu sehen. Das ist bei mir glücklicherweise nicht so“, sagt Franke. Man habe sich auf einer Basis getrennt, auf der Kommunikation noch möglich sei, erzählt er. Sie feiern sogar gemeinsam Weihnachten oder Geburtstage. Von anderen Vätern jedoch hört er, dass die Ex-Frauen mitunter gar nicht mehr auf Anrufe reagieren, Treffen platzen lassen – eine schreckliche Vorstellung für ihn.

Der vierjährigen Tochter ist sehr bewusst, dass „Papa da und Mama dort wohnt“, wie Franke sagt. Vor der Scheidung haben er und seine Frau noch ein wenig Furcht. „Wir schieben den letzten Schritt vor uns her“, sagt er. Womöglich sei deswegen noch einiges unausgegoren, was die Tochter wiederum spürt.

Müssen Männer alles mit sich alleine ausmachen?

Die Väter-Gruppe ist nicht besonders groß, oft sind es nur drei oder vier, die sich treffen. Womöglich hindert das Vorurteil, dass Männer alles mit sich selbst ausmachen müssen, manch einen Vater daran, an einer solchen Selbsthilfegruppe teilzunehmen. „Wir wünschen uns, dass die Gruppe wächst“, sagt Franke.

Auch für seine eigene, persönliche Zukunft hat der 39-Jährige Wünsche. „Der Traum, die Kuh ganz vom Eis zu kriegen und die Familie wieder herzustellen, lässt einen natürlich nie ganz los. Aber davon abgesehen, wenn es bei der Trennung bleibt, wünsche ich mir, dass wir es für meine Tochter so gut wie möglich hinbekommen“, sagt Franke. Er erhoffe sich, noch mehr Zeit mit ihr verbringen und auch ganz normalen Alltag leben zu können – damit er nicht zum „Schönwettervater“ wird. Woher nimmt er die Kraft, mit all dem fertig zu werden und nicht zu verzweifeln? „Das Gefühl, man geht an der Trennung vom Kind zugrunde, ist schlimm. Doch der Gedanke, dass andere das auch hinkriegen, macht Hoffnung“, sagt er.

Termin
Die Gruppe „Vater bleiben nach der Trennung“ trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat von 18 bis 20 Uhr im Haus der Familie, Elwertstraße 4. Mehr Informationen gibt es bei Gabriele Danko unter der Telefonnummer 2 20 70 93 31.