Wie elektrisch sind die Bewohner der Filder unterwegs? Was gut läuft und woran es hapert, erläutert eine Serie rund ums Thema E-Mobilität. Diesmal: Ein Redakteur macht den Selbsttest mit dem E-Roller.

Filder - Der E-Roller sieht seinem Benzinbruder sehr ähnlich. Das beweist jedenfalls mein Kollege mit seinem Kennerblick, als er das Elektroding zum ersten Mal sieht. „Ich glaube, du hättest besser den Piaggio da genommen“, meint er und deutet auf den E-Roller, während er auf das gute Stück zuläuft, um ein Bild von mir und dem Gefährt machen zu können.

 

Pizza holen mit dem E-Roller

Die Probefahrt startet beim Autohaus Roth in Oberaichen. Der Juniorchef Hartmut Roth verkauft nicht nur Autos, sondern auch E-Roller. Und er ist von deren Gebrauchswert überzeugt. „Den nehme ich auch zum Pizza holen, da passen die Schachteln zwischen die Füße.“ Und er gibt mir noch einen Tipp mit auf den Weg: „Die Leute, denen man begegnet, lächeln oft, weil sie den Motor nicht hören.“ Tatsächlich ist, als ich losfahre, nur der Fahrtwind zu hören, der bei offenem Visier in den Helm rauscht. Das ist anders als beim Motorradfahren, wo der Sound mit zum Fahrgefühl gehört.

Und noch was unterscheidet den kleinen Roller vom größeren Zweirad. Zwischen den Ortschaften – konkret zwischen Oberaichen und Musberg – werde ich schnell zum Verkehrshindernis. Schließlich läuft das Ding nur 45 Kilometer pro Stunde in der Spitze. Berg runter schiebt es allerdings auch bis zu Tempo 60. Wahrscheinlich liegt das vor allem an meinem Gewicht.

Der Motorradfahrer grüßt nicht zurück

Mit dem hat der Roller dann allerdings zu kämpfen, als es den Berg nach Steinenbronn hoch geht. 36 zeigt der Tacho an. Aber da gibt es ja auch noch einen speziellen Schalter, der die Kraft des Gefährts erhöht und eigentlich für schnellere Starts an der Ampel gedacht ist. Mit ihm komme ich am Berg immerhin auf Tempo 41. Berg runter nach Waldenbuch läuft das Ding dann wieder locker über 50.

Aus Versehen halte ich ganz cool die Hand zum Bikergruß raus, als mir ein Motorrad begegnet. Der Fahrer erwidert meine Geste allerdings nicht. Na ja – um in die Gemeinschaft der Rocker aufgenommen zu werden, bräuchte es doch deutlich mehr als zwei Kilowatt unterm Hintern.

Gemächlich kurve ich schließlich von der Burkhardtsmühle nach Plattenhardt hinauf. Dort fühle ich mich zum ersten Mal als vollwertiger Verkehrsteilnehmer auf der Straße angenommen. Zumindest der Lastwagen, der vor mir auf der Stuttgarter Straße fährt, kann nicht ausbüchsen.

Über Stetten führt der Weg schließlich nach Echterdingen. Dort blüht das Elektro-Gefährt sozusagen richtig auf. Es ist halt doch ein City-Roller und die Begrenzung auf 40 Kilometer pro Stunde auf der Hauptstraße kommt ihm sehr entgegen. Schließlich schafft der Roller locker 45.

Kann man den E-Roller frisieren?

Generell wäre es natürlich noch schöner, wenn der Gesetzgeber einfach zehn zusätzliche Kilometer pro Stunde bei solchen Fahrzeugen drauf legen würde. Dann könnte man auch bei Tempo 50 locker im Stadtverkehr „mitschwimmen“. Es hat schon vor 40 Jahren genervt, dass die Mokicks nur bis 40 Kilometer pro Stunde zugelassen waren. Damals war man deshalb regelrecht gezwungen, ein bisschen zu frisieren, um gegen die Mopeds der Kumpels wenigstens nicht ganz alt auszusehen. Ob das mit dem Frisieren beim E-Roller auch gehen würde, will ich mir jetzt als Erwachsener aber gar nicht mehr ausmalen.

Immerhin 150 Kilometer weit würde man übrigens mit dem E-Roller am Stück kommen. Dazu muss man dann drei Akkus mitnehmen. Ich bin nur mit einem unterwegs gewesen und der ist am Ende meiner Fahrt noch halb voll. Der Umstieg aufs Motorrad ist übrigens dann doch kurzzeitig gewöhnungsbedürftig. Das Ding zieht halt doch etwas schneller ab. Man traut sich auch wieder mitten auf der Fahrbahn zu fahren. Weil die in den Ortschaften vorgeschriebenen 50 Kilometer pro Stunde kein Problem sind.

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Unsere Geschichten zur E-Mobilität auf den Fildern bündeln wir unter www.stuttgarter-zeitung.de/thema/Serie-E-Mobilität und www.stuttgarter-nachrichten.de/thema/Serie-E-Mobilität