Der FDP-Politiker Cornelius Hummel hat eine Samstagnacht an der Eberhardstraße übernachtet. Er wollte herausfinden, ob die Klagen über Lärm berechtigt sind. Seine Erfahrungen erstaunten ihn am Ende selbst.

S-Mitte - Seine Nacht an der Eberhardstraße habe gemütlich mit einem Abendessen in einem vietnamesischen Lokal begonnen, erzählt Cornelius Hummel. „Ich war dann noch mit meiner Begleitung bis circa 0 Uhr etwas trinken in den Lokalen an der Eberhardstraße“, sagt er. Obwohl seine Nachtschwärmerei bereits um Mitternacht ihr Ende fand, habe er den darauffolgenden Sonntag in den Seilen gehangen, berichtet er.

 

Der FDP-Bezirksbeirat hat jüngst eine Samstagnacht in einer Wohnung an der Eberhardstraße verbracht. Hummel erklärt, wie es dazu gekommen ist: „Ich habe bei einer der Gesprächsrunden zwischen Anwohnern, Verwaltung und Clubszene eine Vermieterin kennengelernt. Ich habe sie gefragt, ob ich für eine Samstagnacht mal in einer leer stehenden Wohnung übernachten könnte, um mir selbst ein Bild von der Lärmbelastung zu machen.“

Lärm dringt durch geschlossenes Fenster

Die Vermietern habe sofort eingewilligt, sagt er. „Sie hat sich beklagt, dass ihr die Mieter wegen des Lärms davonlaufen“, erzählt der Bezirksbeirat. Hummel bezog die Wohnung im ersten Stock an der Eberhardstraße mit eine Isoliermatte und einem Schlafsack. Das schalldichte Fenster habe er in der Nacht nicht geöffnet, berichtet er. „Es gibt eine Lüftungsanlage in der Wohnung, das war nicht nötig“, erklärt er. Trotz geschlossenem Fenster sei der Lärm von der Straße die ganze Nacht über deutlich zu vernehmen gewesen, schildert der Lokalpolitiker.

Er spricht von „Soziallärm“ und meint damit, dass sich Clubgäste wohl unter Alkoholeinfluss lauter als üblich artikulieren. „Manchmal war es schwer zu sagen, ob die Leute jetzt noch Spaß haben, oder schon Streit“, sagt er. Zumindest einmal in der Nacht muss es laut Hummel tatsächlich eine Auseinandersetzung gegeben haben. „Da kamen dann die Polizei und ein Krankenwagen“, sagt Hummel. Die Shishasbars am Josef-Hirn-Platz seien ihm dagegen nicht als Lärmquelle aufgefallen: „Da wird ja immer wieder geklagt, dass die im Sommer draußen den Fernseher laufen lassen. Davon habe ich nichts mitbekommen“, sagt der FDP-Bezirksbeirat.

Hummel konnte nur dösen

Der Lärm von der Straße habe ihn immer wieder am Einschlafen gehindert, erzählt er. „Mich hat es erstaunt, dass es ausgerechnet zwischen zwei und sechs Uhr so laut zugeht“, meint der FDP-Politiker. Mehr als dösen sei bei der Geräuschkulisse kaum möglich gewesen, meint Hummel. Er betont, dass es sich zunächst um ein subjektives Empfinden handelt. „Ich habe ja nur in einer Wohnung übernachtet und es gibt viele an der Eberhardstraße“, sagt er.

Aus seiner Sicht sind die Beeinträchtigungen für die Anwohner durch Lärm allerdings bedeutend. Hummel will seine Erlebnisse nun seinen Kollegen im Bezirksbeirat schildern. Es müsse überlegt werden, wie das Zusammenleben von Clubszene und Anwohnern im Quartier besser funktionieren könne, meint er. „Es geht nur, wenn mehr Rücksicht genommen wird und die Regeln eingehalten werden“, sagt er. Den Clubs an der Eberhardstraße die Sperrzeitverkürzung zu entziehen, wie im vergangenen Herbst geschehen, hält der FDP-Politiker dagegen für kontraproduktiv. Je später ein Club schließe, desto müder und damit wohl auch leiser seien die Gäste außerdem, mutmaßt er. „Es ist besser, wenn die Leute in den Clubs treiben, was sie wollen, anstatt dass sie mitten in der Nacht auf der Straße herumstehen“, meint Hummel.

Cornelius Hummel nennt die Eberhardstraße und den Hans-im-Glück-Brunnen für prinzipiell als gut geeignet für das Nachtleben. Angesichts der Klagen über ein Clubsterben an der Theodor-Heuss-Straße sei es besonders wichtig, die Straße als Adresse für das Stuttgarter Nachtleben zu erhalten. Dennoch müssten die Interessen der Anwohner künftig besser geschützt werden, fordert er. „Dass es an der Eberhardstraße lauter zugeht als anderswo, weiß jeder, der dort wohnt. Aber dass es unmöglich ist, eine ruhige Nacht zu verbringen, geht nicht“, sagt er.