Unser Redakteur Björn Hengst hat sich als Neu-Stuttgarter mit der Rad in die Stadt gewagt, in der ein grüner OB regiert. Das Ergebnis seines Satteltests hat ihn selbst gewundert.

Stuttgart - Natürlich musste beim Umzug vor wenigen Wochen nach Stuttgart das Fahrrad mit. Man würde zwar wegen der vielen Hügel ins Schwitzen geraten, dafür aber auf charmante Weise die baden-württembergische Metropole kennenlernen, dachte ich. Schließlich würde eine Stadt, in der ein grüner Oberbürgermeister und ein grüner Ministerpräsident regieren, fahrradmäßig alle Register ziehen. Meine vorläufige Zwischenbilanz nach den ersten Radfahrten in einem Wort: Huch!

 

Keine Markierung

Ist es ernst gemeint, dass sich auf etlichen Bürgersteigen der Stadt Radler und Fußgänger den engen Raum teilen, ohne dass es auch nur eine einzige Markierung gibt? Soll das wirklich so sein, dass die spärlichen Radstreifen auf Stuttgarts Straßen gefühlt eineinhalb Armlängen breit sind? Müssen sie im Nichts enden? Okay, war vielleicht eine blöde Idee, auf die Hedelfinger Filderauffahrt abzubiegen – aber auch die Neue Weinsteige ist für Radfahrer eine Zumutung. Klar, auch andere Städte haben Probleme: Auf Hamburger Radwegen herrscht mitunter Anarchie, weil es angesagt zu sein scheint, nicht mehr groß zwischen Rechts- und Linksfahren zu unterscheiden. München macht sich mit seiner „Radlhauptstadt“-Kampagne lächerlich, weil München alles ist, nur keine Radlhauptstadt. Aber immerhin verfügen beide Städte über ein ordentliches Radwegenetz.

Und Stuttgart? Wirkt so, als hätte die Autolobby einen Vorschlag für den Radverkehr beim Oberbürgermeister eingereicht und prompt den Zuschlag erhalten.