Eine neue App fürs Handy will Gassigeher zusammenbringen. Wir haben sie getestet und vermuten einen ganz anderen Zweck hinter dem mobilen Helferlein.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen/Plieningen - Die Polizeibeamtin Miriam Wichmann aus Diepholz hat eine neue App für Hundehalter entwickelt. Das Mini-Programm „My o’ dog“ kann jeder Tierliebhaber kostenlos aus dem Internet auf sein Mobiltelefon laden. Meine Kollegin Waltraud Daniela Engel, derzeit in Elternzeit, und ich probieren es aus. Sie hat einen Zwergschnauzer namens Maxi. Ich selbst habe derzeit zwar keinen Vierbeiner, bin aber mit Hunden groß geworden.

 

Das Installieren der App ist mit ein paar Schwierigkeiten verbunden. Beim Anlegen des Profils stürzt das Programm mehrfach ab. Am Ende ist Maxi in der virtuellen Welt zwar ein Alter und eine Rasse zugeordnet, er hat aber kein Geschlecht. Egal. Viel mehr verunsichert uns, dass die App auch viele Informationen zum Hundehalter will: Vor- und Zuname, das Alter, das Geschlecht. Diese Einstellungen lassen sich nicht überspringen. Wir entscheiden uns für ein Pseudonym. Außerdem will das Programm eine genaue Adresse wissen oder uns über GPS orten. Das leuchtet uns ein, denn schließlich soll die App dazu dienen, andere Hundefreunde in der Nähe zum gemeinsamen Gassigehen zu finden.

Keine Antwort auf unsere Freundschaftsanfrage

Wir machen uns mit Schnauzer Maxi auf in den Weidachwald zwischen Möhringen und Plieningen. Nach wenigen Metern begegnet uns Bonny. Die kleine Mops-Hündin hat ein Stöckchen im Maul und knurrt Maxi an. Die beiden Vierbeiner halten Abstand, die Zweibeiner kommen dennoch miteinander ins Gespräch. Wie heißt er denn? Wie alt ist sie denn? Und das alles ganz ohne App. „Beim Gassigehen trifft man immer jemanden zum Quatschen“, sagt meine Kollegin. Für ausgedehnte gemeinsame Spaziergänge wäre Bonny sowieso nicht die Richtige gewesen, denn sie waren wie Katz’ und Maus. Kurze Zeit später treffen wir auf Bella. Die Belonka-Hündin und Maxi sind sich gleich sympathisch und wieder tauschen auch wir Zweibeiner ein paar Worte miteinander aus, obwohl wir uns nicht vorher über „My o’ dog“ kennengelernt haben.

Nun schauen wir aber doch noch mal aufs Handy. Im Umkreis von fünf Kilometern gibt es zwei Hundehalterinnen, welche die App ebenfalls nutzen. Wir kontaktieren eine von ihnen: „Hallo, bin gerade spazieren im Weidachwald und suche Spielgefährten für meinen Hund. Bist du auch unterwegs?“, tippt Waltraud Daniela Engel und verschickt die Zeilen. Das funktioniert ähnlich wie bei dem Nachrichtendienst What’s App. Doch bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe habe wir keine Antwort bekommen. „My o’ dog“ bietet aber auch noch andere Funktionen an. Zum Beispiel Erste-Hilfe-Tipps. Entstanden seien die aus der praktischen Erfahrung heraus und in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt, schreibt die Macherin der App auf ihrer Plattform.

Die Informationen sind umfangreich. Das Spektrum reicht von wunden Pfötchen bis zur Magendrehung und Herzstillstand. Dann gibt es noch einen Blog, also eine Art Internettagebuch. Dort erklärt eine 24-Jährige, wie sie ihren Hund ans Schwimmen und an Karotten gewöhnt hat. Was das bringen soll, erschließt sich uns nicht. Zudem bewirbt die Macherin der App regelmäßig ein „Goldstück der Woche“. Das sind Hunde aus einem Tierheim irgendwo in der Republik, die ein Zuhause suchen.

Wir haben noch eine neue Idee für die App

Das Fazit meiner Kollegin nach unserem einstündigen Test: „Die Erste-Hilfe-Tipps sind nicht schlecht. Und vielleicht nutzt die App auch bei rassespezifischen Problemen.“ Als Maxi vor einiger Zeit seine Krallen verloren habe, sei zunächst auch der Tierarzt ratlos gewesen. „Vielleicht hätte man mit der App jemanden gefunden, der dieses Phänomen kennt“, sagt Waltraud Daniela Engel. Schließlich kann man mit „My o’ dog“ Hundehalter im Umkreis von 500 Kilometern kontaktieren.

Um sich mit anderen Tierliebhabern zum Gassigehen zu verabreden, braucht meine Kollegin aber keine App. Das macht sie lieber persönlich und direkt. „Ich nutze ja auch nicht Facebook, um neue Freunde zu finden“, sagt sie. Ohnehin habe sie den Eindruck, dass vor allem junge Frauen im Alter von 18 und 25 Jahren die App nutzen. „Vielleicht ist das eher eine Art Kontaktbörse für Singles“, sagt sie und lacht. Viel sinnvoller würde sie es finden, wenn die App nicht nur die Hundehalter in der Nähe, sondern auch die Standorte der nächsten Mülleimer anzeigen würde. „Denn davon gibt es viel zu wenige, sodass man sein Hundekot-Tütchen eigentlich immer wieder bis nach Hause tragen muss.“