Kultur: Adrienne Braun (adr)

Freerk Valentien vermutet, dass auch die Mentalität entscheidet. „In Deutschland spielt beim Buch immer der Inhalt die Hauptrolle“, sagt der Stuttgarter Kunsthändler. Frankreich sei dagegen „das große Land des Buches“. Gerade das Künstlerbuch, das ein eigenständiges Kunstwerk ist und als Originalarbeit oder in einer kleinen Auflage erscheint, hat in Frankreich ein deutlich höheres Ansehen. „In Frankreich spürt man das Handgemachte, in Deutschland ist alles immer ein bisschen perfekter“, sagt Valentien, das nehme den Büchern „ein bisschen den Reiz.“

 

Die Stuttgarter Wulf D. und Akka von Lucius haben eine umfangreiche Sammlung an Künstlerbüchern, aber insgesamt gebe es wenig Sammler, meint Valentien, weshalb er bei der diesjährigen Messe auch keine Künstlerbücher anbiete, sondern Grafik von Otto Dix aus der Zeit um 1920. „Das sind ganz frühe Blätter, wo er nah bei Dada ist, eine kurze Phase.“ Von der Mappe existieren nur fünf Exemplare. 70 000 Euro sollen die Holzschnitte kosten, bei denen Dix unter anderem Katzen zeigt, die nächtens über die Dächer klettern.

In Ludwigsburg findet zeitgleich die Antiquaria statt

Das Antiquariat Günter Linke aus Berlin hat auf der Stuttgarter Messe eines der wenigen Künstlerbücher im Angebot – von Max Ernst. Thomas Hatry hat zudem eine Ausgabe von „Alice im Wunderland“ mit einer Original-Kaltnadelradierung und zwölf Holzschnitten von Salvador Dalí dabei. Aber auch sonst finden sich auf der inzwischen 57. Stuttgarter Antiquariatsmesse diverse Grafiken und auch Bücher, an denen Künstler mitgewirkt haben – wie bei der Erstausgabe der Gedichte von Tristan Tzara, die 1934 in Bukarest erschien. 13 der Exemplare wurde eine signierte Originalradierung von Yves Tanguy beigefügt, eine davon ist beim Berliner Antiquariat Linke für 80 000 Euro zu haben. 130000 Euro soll ein Holzschnitt von Lucas Cranach kosten. Als 1506 das Land von der Pest heimgesucht wurde, fertigte er „Die Versuchung des hl. Antonius“. Einen der zwölf Exemplare hat C .G. Boerner aus Düsseldorf im Angebot.

64 Aussteller sind bei der Messe vertreten. Während der drei Tagen in den Räumen des Württembergischen Kunstvereins werden literarische Erstausgaben angeboten, aber auch schöne ABC-Bücher, Landkarten oder auch japanische Farbholzschnitte. Vom 25. bis 27. Januar findet außerdem wieder die Antiquariain der Musikhalle Ludwigsburg statt. Passend zum 300-jährigen Bestehen von Ludwigsburg hat sich Petra Bewer, die die Messe veranstaltet, als Rahmenthema „Urbana – Die Stadt“ gewählt und wird im Katalog auf alle Werke hingewiesen, die sich mit einzelnen Städten befassen – wie in „Dresden vom Ballon aus gesehen“, einer Ansicht von 1855, die man für 1200 Euro beim Antiquariat Bernd Braun ansehen und kaufen kann.