Die Hochschulen in Ludwigsburg haben im Sommer ganz neue Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen gemacht – im Wintersemester soll es aber auch wieder Präsenzveranstaltungen geben. Zurück zur Normalität kehren die Hochschulen aber nicht.

Ludwigsburg - Vorträge im Hörsaal, Diskussionen im Seminarraum, Lernen in Gruppen – auf all das mussten die Studenten wegen des sich ausbreitenden Coronavirus im Sommersemester verzichten. Stattdessen hatten die Hochschulen in Ludwigsburg seit Ende März Veranstaltungen nur noch online gehalten. Nun beginnt das Wintersemester – und die digitale Lehre bleibt weiterhin fester Bestandteil. Es gibt aber auch wieder mehr Präsenzveranstaltungen, und darüber sind sowohl Dozenten als auch die Studenten glücklich – besonders an der Akademie für Darstellende Kunst (ADK).

 

„Das Schauspiel lebt natürlich in besonderer Weise von der Präsenz. Und das gemeinschaftliche Erleben hat in den vergangenen Monaten eben oft gefehlt“, sagt die Künstlerische Direktorin und Geschäftsführerin Elisabeth Schweeger. Online-Formate geraten, gerade in den Fächern, die an der ADK gelehrt werden, eben irgendwann an Grenzen. „Zum Beispiel bei den Sprechunterrichten oder besonders beim Gesang“, sagt Schweeger. Nun finden Tanzunterricht, Bewegungsschule, Kontaktimprovisation, Fitnesstraining und Aikido wieder gemeinsam statt. Die Räume regelmäßig zu lüften, ist dabei das A und O.

Wenig neues von den Nachwuchsfilmemachern

Die ADK ist wie immer gemeinsam mit der Film Akademie in das neue Semester gestartet. Um Lehrende, Studenten und Mitarbeiter bestmöglich zu schützen und sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten hat die AK einen externen Hygienebeauftragten eingestellt. Im Gegensatz zur Kunstakademie, wo laut Elisabeth Schweeger „unglaublich innovative“ Projekte umgesetzt wurden, die im Internet gezeigt und ein weitaus größeres Publikum als üblich erreichten, litten die Nachwuchsfilmemacher wohl ein bisschen mehr unter den Einschränkungen. Laut Film-AK-Sprecher Andreas Friedrich fanden im vergangenen Semester nur wenige Drehs für Diplomfilme statt, für die eine Ausnahmegenehmigung nötig war. „Eine zentrale Erfahrung in dieser Zeit war, dass auch wenn der Online-Unterricht technisch und inhaltlich weitgehend reibungslos verlief, auf Dauer eine Präsenz unerlässlich ist“, so Friedrich.

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Ebenfalls wichtig, aber nicht ganz so elementar sind die Präsenzveranstaltungen für die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen (HVF). Deshalb ist die Hochschule am Favoritepark nun in ein sogenanntes hybrides Semester mit einer Mischung aus Präsenz- und Fern-Vorlesungen sowie Seminaren gestartet. In den Studiengängen „Gehobener Dienst der Steuerverwaltung“ und „Allgemeine Finanzverwaltung“ wird das Hybridkonzept für die Erstsemester eingesetzt. In weiten Teilen gilt dies auch für die Erstsemester der Masterstudiengänge. Im neu eingeführten Studiengang „Digitales Verwaltungsmanagement“ sind für Studienanfänger – soweit räumlich möglich – Präsenzveranstaltungen geplant. Weil mit Abstandsregeln im Schnitt nur etwa ein Drittel der Kursteilnehmer in einem Seminarraum dabei sein können, sollen die anderen zeitgleich über das Internet den Ausführungen des Dozenten lauschen können. „Wir müssen selbst sehen, wie das funktioniert, etwa wenn sich jemand von Zuhause aus meldet“, sagt Thilo Haug, Prorektor für Studium und Lehre an der HVF. Dort haben sich in diesem Jahr 1000 junge Menschen neu eingeschrieben.

Wie wichtig ist der Austausch für den Studienerfolg?

Auch an der Evangelischen Hochschule (EH) finden seit Anfang dieser Woche wieder Vorlesungen statt, zunächst nur für die rund 250 Erstsemester. Für die restlichen Studenten geht es am 12. Oktober los. Damit unterscheiden sich die Ludwigsburger von anderen Hochschulen im Land unter kirchlicher Trägerschaft. Bei den meisten startet der Vorlesungsbetrieb erst am 2. November. Der frühere Beginn sei möglich, weil das Sommersemester weitgehend im normalen Zeitplan verlaufen konnte, heißt es in einer Mitteilung.

Schon zum Ende des vergangenen Semesters hatte es an der EH vereinzelt Präsenzveranstaltungen gegeben – und auch Prüfungen wurden teils online, teils von Angesicht zu Angesicht abgenommen. Mit den digitalen Prüfungen habe es keinerlei Probleme gegeben. Wegen der Abstandsregeln können in den Räumen der Evangelischen Hochschule nur etwa ein Viertel der Plätze belegt werden, sodass den Verantwortlichen gar nichts anderes übrig bleibt, als weiter auf Online-Kurse zurückzugreifen. Weil gerade zu Beginn eines Studiums der persönliche Austausch in Seminaren und auf dem Campus für Motivation und Studienerfolg nicht zu unterschätzen seien, wird die Hochschule den Neulingen in kleinen Gruppen vorgestellt.

Erstsemester sollen nicht vereinsamen

Ähnliches plant die Pädagogische Hochschule (PH), die in Ludwigsburg als letzte ins Wintersemester startet. Vorlesungsbeginn ist am 1. November. Die angehenden Lehrer werden auch im Wintersemester vor allem Zeit vor dem Computer verbringen, Präsenzveranstaltungen sind nur ergänzend – zum Beispiel in den Fächern, in denen sie unerlässlich sind – geplant. Dazu gehören zum Beispiel die Laborarbeit in Chemie oder Sportunterricht. Die Entscheidung begründet die PH damit, dass zum einen nur ein Bruchteil der festen Plätze in den Hörsälen genutzt werden kann, und es wegen der Vielzahl der Fächerkombinationen und individuellen Stundenpläne keine festen Gruppen gibt, wie das in Schulen oder Kindergärten der Fall ist. Weil die psychische Belastung bei Studienanfängern, die weder ihre neuen Kommilitonen noch die Hochschule kennen, besonders hoch ist, finden für sie bevorzugt Präsenzveranstaltungen statt.