Auf Einladung der Initiative Sendemast Rohrer Höhe spricht der BUND-KreisvorsitzendePeter Hensinger in der Alten Kelter in Stuttgart-Vaihingen über die Risiken dauerhafter Strahlenbelastung.

Vaihingen - Ein 25 Meter hoher Mast aus Schleuderbeton vor dem Balkon ist keine verlockende Aussicht. Wenn er Strahlung absondert, die im Verdacht steht, Krebserkrankungen zu begünstigen, Depressionen zu verursachen oder das Erbgut zu schädigen, macht das die Sache nicht besser. Dass zunächst nur zehn Haushalte über die Pläne der Telekom informiert wurden, einen weiteren Sendemast auf der Rohrer Höhe zu errichten, inzwischen aber 80 Bürger offiziell Einspruch gegen das Projekt erhoben haben, zeigt, wie skeptisch die Aufrüstung im Mobilfunkbereich zugunsten besserer Übertragungsraten gesehen wird. Das bestätigte auch der Infoabend am Dienstag, zu dem die Initiative Sendemast Rohrer Höhe eingeladen hatte. Vor etwa 50 Zuhörern referierte Peter Hensinger, Vorstandsmitglied der Verbraucherschutzorganisation Diagnose Funk, in der Alten Kelter Vaihingen über die Gefahren der Strahlung, die von Mobiltelefonen und Sendemasten ausgeht.

 

„Wir sind nicht gegen den Mobilfunk oder die Verbesserung der Übertragungsraten“, stellte Arnold Schmidt von der Rohrer Initiative fest. „Nur weil man gegen Diesel in der Stadt ist, ist man ja auch noch kein Autogegner.“ Es gehe jedoch um die Entwicklung von Alternativen – hinsichtlich des Standorts oder sogar im Hinblick auf die Technologie. Die war Hensinger ein besonderer Dorn im Auge. Das Prinzip hinter der Übertragung durch Sendemasten bezeichnete er als Schwachsinn: „Damit auch im Funkschatten hinter einem weiter entfernten Gebäude noch genug Signal ankommt, muss der Sendemast sehr stark ausstrahlen“, erklärte er. „Das ist wie bei einem Rockkonzert: Vor der Bühne wird man fast taub, damit die Leute hinten etwas hören.“ Der gebürtige Stuttgarter zog etliche Studien heran, die seiner Meinung nach belegen, dass die Strahlung gesundheitliche Schäden von Migräne bis zu DNA-Strangbrüchen hervorrufen könne.

Der geplante Sendemast wird auch im Bezirksbeirat Vaihingen wieder Thema sein

Weniger WLAN, mehr Kabel: das wäre in seinen Augen eine Alternative. Auch eine Umstellung von den diversen Netzen verschiedener Anbieter zu einem einheitlichen Netz würde Strahlung reduzieren. Erst recht, wenn man statt Sendemasten auf Kleinzellen setzen würde. Mit der Bürgerinitiative Mobilfunk hat sich Hensinger für ein entsprechendes Pilotprojekt im Stuttgarter Westen stark gemacht, das inzwischen vom Gemeinderat beschlossen ist. Hensinger kritisierte, zu viele Entscheidungen würden den Anbietern überlassen, die Stadt scheue davor zurück, diese stärker zu kontrollieren. „Das war schon unter OB Schuster ein Problem“, sagte der gelernte Pädagoge. „Deshalb haben wir auch noch immer kein flächendeckendes Glasfasernetz.“

Der Kreisvorsitzender im BUND-Kreisverband Stuttgart sieht es als notwendig an, die Öffentlichkeit aufzuklären. Auch deshalb ist ihm die Sendemast-Initiative sympathisch, die am Dienstagabend eine Unterschriftenaktion gegen das Telekom-Projekt auf der Rohrer Höhe startete. Das Interesse war groß. Auch am Infotisch mit Materialien zum Thema Strahlenbelastung herrschte reger Betrieb. Demnach ist vorerst nicht damit zu rechnen, dass der Protest abflaut. Am nächsten Dienstag steht der Sendemast auch im Bezirksbeirat Vaihingen auf der Tagesordnung.