Von der Internationalen Raumstation ISS aus wollen Forscher mit einer Hightechantenne Tierwanderungen verfolgen.
Stuttgart - Das Startdatum hat sich unauslöschlich in seinem Gedächtnis eingegraben. Es vergeht kein Tag, an dem Martin Wikelski nicht an den 14. Juni dieses Jahres denkt – Wikelski wird, wenn alles gut geht, kurz zuvor am russischen Weltraumbahnhof Baikonur eintreffen. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt dann einer 130 Kilo schweren Antenne, deren Funktionsweise er gemeinsam mit Technikern im vergangenen Herbst in einem Schwimmbecken der Bodensee-Therme in Konstanz getestet hat.
Am 14. Juni gilt es: Ingenieure werden prüfen, ob beim Transport des Hightechprodukts aus Baden-Württemberg nichts beschädigt wurde und ob die Elektronik funktioniert. Erst dann gibt es grünes Licht für den Start der Mission Icarus. Eine Rakete vom Typ Progress hebt ab und bringt ihre wertvolle Fracht kurz darauf zur Internationalen Raumstation (ISS) – dort sollen zwei Kosmonauten die Antenne festschrauben. All das liegt in russischer Hand.
Icarus ist Martin Wikelskis „Baby“. Mit der Antenne verbindet der Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell seinen wissenschaftlichen Traum, den er seit 16 Jahren verfolgt: Künftig sollen Zehntausende von Tieren auf der ganzen Welt mit Minisendern ausgestattet werden, die kleinsten von ihnen wiegen schon heute nur wenige Gramm. Vögel sollen diese Sender tragen, genauso wie Reptilien, Fische oder Meeressäuger – und in wenigen Jahren sogar Heuschrecken und Schmetterlinge. Ihre Sender werden mit Solarenergie betrieben, sie funken ihre Signale bis in 400 Kilometer Höhe, wo sie von der neu installierten Antenne der ISS empfangen werden.