Viele ältere Patienten benötigen Hilfe, wenn sie nach Hause entlassen werden. Für die Übergangsbetreuung sucht der Kreisseniorenrat Böblingen ehrenamtlich engagierte Menschen.

Der Aufenthalt in einem Krankenhaus kann für viele alleinstehende ältere Menschen, die kein soziales Netzwerk in unmittelbarer Nähe haben – weil vielleicht der Partner nicht mehr lebt, die Kinder weit weg wohnen oder Freunde rar sind – eine große, auch emotionale Herausforderung sein. Daher hatte Manfred Köbler, der zwölf Jahre lang Vorsitzender des Kreisseniorenrats Böblingen war und mit seinen 85 Jahren noch immer als Ehrenamtlicher im Vorstand sehr aktiv ist, vor sieben Jahren die Idee, eine Patientenbegleitung ins Leben zu rufen.

 

Mit diesem Projekt wurden seit 2017 mehr als 15 000 ältere, meist alleinlebende Patienten in den vier Krankenhäusern des Landkreises Böblingen, auch in Leonberg, von über 50 Ehrenamtlichen begleitet. „Mit Empathie, Gesprächen und viel Zuhören versuchen wir die Patienten zu motivieren und aufzubauen“, sagt Manfred Köbler. Vermittelt werden die Patienten vom Pflegepersonal in den Krankenhäusern, das genau einschätzen kann, wer solch emotionale Unterstützung gut gebrauchen kann und sich auch wünscht. Die etwa 45 Minuten lange Besuchszeit beginnt ab 15 Uhr, wenn alle medizinischen und pflegerischen Dienste erledigt sind. Manchmal gehen die Ehrenamtlichen mit den Patienten innerhalb der Klinik spazieren, manchmal singen sie gemeinsam Lieder, manchmal trinken sie zusammen Kaffee, manchmal braucht einfach nur jemand an der Seite zu sein.

Wie geht es weiter, wenn die Patienten entlassen werden?

Wie aber geht es mit den Patienten weiter, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden, vielleicht noch nicht wieder ganz fit sind, die eigenen leeren vier Wände auf sie warten und zudem jede Menge Organisatorisches ansteht? „Eine der meistgestellten Fragen dieser Patienten lautet, ob sie auch zu Hause besucht werden“, sagt Köbler. Dies habe den Anlass dazu gegeben, die Patientenbegleitung durch ein weiteres Projekt – die Übergangsbegleitung – zu erweitern. Seit Juli 2022 werden die Projekte vom Sozialministerium gefördert, und seit dieser Zeit laufen sowohl die Patienten- als auch die Übergangsbegleitung unter der Leitung des Klinikverbunds Südwest in Kooperation mit dem Kreisseniorenrat Böblingen.

„Damit begleiten wir seit zwei Jahren nahezu 200 uns vom Krankenhaus gemeldete und bedürftige Patienten in deren Häuslichkeit“, sagt Manfred Köbler. Die Ehrenamtlichen organisieren Termine mit Ärzten und Pflegediensten, besorgen Rezepte und Medikamente, beraten über die Leistungen der Pflegekasse und nehmen sich viel Zeit für Gespräche. Manfred Köbler, Leiter der beiden Projekte, sagt: „Die Erfahrung bei diesen zu Hause begleiteten älteren Menschen ist, dass die meisten nach einiger Zeit und mit Unterstützung von ambulanten Diensten ihren Alltag wieder einigermaßen selbst gestalten können“, sagt Köbler. In der Anfangszeit würde es auch die Möglichkeit geben, die Hilfe der Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen. „80 Prozent der Patienten weiß aber gar nicht, welche Leistungen sie abrufen können, und deshalb stehen wir mit Rat beiseite“, sagt Köbler.

Auch Ilse Gehrke, Chefärztin der Klinik für Altersmedizin am Standort Sindelfingen, ist begeistert von diesen beiden Projekten. „Die Ehrenamtlichen leisten bundesweit Leuchtturmarbeit und ich bin beeindruckt sowohl von den Zahlen als auch von der Professionalität der Umsetzung“.

Patientenbegleitung und Übergangsbegleitung werden auch im Krankenhaus Leonberg angeboten. „Die Nachfrage steigt zunehmend, daher suchen wir weitere Ehrenamtliche für unser kleines Leonberger Team, insbesondere für die Übergangsbegleitung“, sagt Manfred Köbler. „Wir bieten eine gute Ausbildung, persönliche Einarbeitung, Unfall- und Haftpflichtversicherung, eine Aufwandsentschädigung und regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch. Im Hintergrund ist immer jemand da, der die Ehrenamtlichen unterstützen kann.“

Ehrenamtliche Hilfe wird immer wichtiger

Dass dieser ehrenamtliche Einsatz immer wichtiger wird, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2021. Demnach lebten im Jahr 2020 etwa 5,9 Millionen Menschen ab 65 Jahren allein – das war jede dritte Person in dieser Altersgruppe, was einem Anteil von 34 Prozent entspricht. Wenn der Partner oder die Partnerin stirbt, bleiben viele ältere Menschen zurück. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass mit zunehmendem Alter der Anteil der Alleinlebenden steigt: So lebte von den älter als 85-Jährigen bereits deutlich mehr als die Hälfte (58 Prozent) ohne Partner – eine Zahl, die noch aus dem Jahr 2020 stammt. Eine weitere Beobachtung: Die meisten Menschen in Deutschland bevorzugen im Alter das eigene Zuhause. In Deutschland lebten 2021 etwa vier Millionen pflegebedürftige Menschen. 84 Prozent wurden zu Hause versorgt, etwa drei Millionen überwiegend durch Angehörige. „Die Zahl der Senioren, die während ihres Krankenhausaufenthalts Hilfe benötigen, steigt auch“, sagt Köbler.

Interessierte, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, dürfen sich bei Manfred Köbler melden. Entweder per E-Mail unter der Adresse: manfred.koebler@gmail.com oder unter der Telefonnummer: 0152 / 22 44 66 44.