Einmal im Monat treffen sie sich Seniorem im Treffpunkt der Arbeiterwohlfahrt im Alten Feuerwehrhaus in Süden Stuttgarts und machen sich unter der ehrenamtlichen Leitung von Margret Kornas auf Entdeckungstour – innerhalb Stuttgart und in die Region.

Lokales: Sybille Neth (sne)

S-Süd - Gutes Schuhwerk versteht sich von selbst. Und so ausgerüstet kommen die Senioren in die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Alten Feuerwehrhaus. Einmal im Monat treffen sie sich zum Spaziergang mit Margret Kornas. Spaziergang ist etwas tiefgestapelt. Eigentlich sind es Auflüge, denn ab und zu verlässt die Gruppe die Landeshauptstadt und fährt in die Region, nach Herrenberg oder Waiblingen. Dort haben sie kürzlich Station in der Galerie Stihl gemacht.

 

Rundgang in der Weißhofsiedlung

Beim Termin Ende August sind die elf Senioren – darunter gerade mal zwei Männer – mit der Stadtbahn auf den Killesberg gefahren. Erste Station war die Weißenhofsiedlung. „Für das Museum haben wir leider keine Zeit“, kündigte Margret Kornas beim Treff im kühlen Alten Feuerwehrhaus an. Es war ein sehr heißer Tag, trotzdem kamen alle Stamm-Spaziergänger. Margret Kornas achtet darauf, dass der Fußweg nie länger als eine Stunde dauert.

So marschierte die Gruppe die Runde von der Bauhaussiedlung, vorbei am Augustinum in den Park. Dort machten die Senioren Station bei den Flamingos und den Dahlien. Auf dem Rückweg wurde eingekehrt. Das gehört zur Tradition. „Zwei aus der Gruppe hatten sich bei der Ankunft gleich ins Café beim Bäcker gesetzt, weil sie nicht gut zu Fuß sind und als wir wiederkamen, war noch eine von den Seniorinnen dazu gekommen. Sie konnte wegen eines Arzttermins nicht zum Treffpunkt kommen“, erzählt die Spaziergang-Initiatorin. Vor sieben Jahren übernahm sie diese Aufgabe, die viel Flexibilität erfordert. Fixpunkt bei jedem Termin ist jedoch der gemeinsame Abschluss in einem Lokal. Der ist genauso wichtig wie der Ausflug selbst. „Da wird es dann immer ziemlich gesprächig“, sagt Margret Kornas lachend.

Nie bergauf, lieber bergab

37 Jahre lang arbeitete Margret Kornas im Vertrieb der Stuttgarter Zeitung. Als sie in Ruhestand ging, suchte sie nach neuen Aufgaben. Sie entdeckte, dass die Awo Ehrenamtliche für Unternehmungen suchte - und überzeugte den damaligen Einrichtungsleiter sofort durch ihre Ortskenntnis. So entstand die Spazierganggruppe. „Die Leute freuen sich“ – und das freut Margret Kornas. Lachend sagt sie, dass manche Teilnehmer kaum älter sind als sie selbst. Aber die Auswahl der Ausflugsziele und die Organisation macht ihr Spaß. „Ich laufe jede Strecke selbst ab und verdopple dann die Zeit für die Gruppe“, so rechnet sie. „Wir gehen nie über Stock und Stein, sondern immer flache Wege.“ Auch Strecken bergauf vermeidet sie. „Manchen fällt das wegen ihrer Herzprobleme oder Atembeschwerden zu schwer“, weiß sie. Sie selbst hat ihr Leben lang viel Sport getrieben – Jogging und Gymnastik.

Hoch motivierte Senioren

Ans Aufgeben ihres Ehrenamtes bei der Awo hat sie nie gedacht. „Ich bewege mich gerne“ – somit zieht sie auch persönlich einen Gewinn aus den gemeinsamen Nachmittagen. „Die Vorbereitung ist auch nicht so aufwendig“, sagt sie und will nicht im Mittelpunkts stehen. Deshalb neigt sie eher zur Tiefstapelei. Die freundlichen und hoch motivierten Senioren sind ihr so ans Herz gewachsen, dass sei gar nicht aufhören könnte.

Alle nehmen auf eigene Verantwortung an den Ausflügen teil und beim Gang zur Stadtbahn oder zum Bus muss die Spaziergangchefin schon aufpassen, dass alle beisammen bleiben. Es ist zwar vereinbart, dass jeder für sich selbst verantwortlich sind. Wer also auf dem Weg verloren geht, muss alleine schauen wie er wieder nach Hause kommt. „Erst einmal habe ich eine Dame verloren. Ich bin natürlich zurück und habe sie gesucht. Gefunden habe ich sie nicht mehr, weil sie sich selbstständig auf den Heimweg gemacht hat“, erinnert sich die Spaziergängerin.

Spaziergang bei jedem Wetter

Die Wege sucht sie stets in Stadtbahn- oder S-Bahn-Nähe aus. „Die Senioren benutzen die Verkehrsmittel ja auch selbst und kennen sich aus“, weiß sie. „Wer das nicht tut, kommt erst gar nicht.“ Die Stammbesetzung wechselt immer wieder einmal, das hat mit den gesundheitlichen Problemen der betagten Teilnehmer zu tun. Und wenn jemand mit Rollator am Donnerstagnachmittag unangemeldet zum Treffpunkt in die Begegnungsstätte kommt, wird er nicht abgewiesen. „Ich muss dann eben auf diesen Teilnehmer besonders achten“, sagt Margret Kornas. Zwischen 15 und 20 Seniorinnen – Männer sind eher die Seltenheit – kommen zu den Spaziergängen und die finden bei jedem Wetter statt. Nur im Dezember und im Januar ist Pause, denn da wird es zu gefährlich wegen der Glätte. „Es wäre sehr schlimm, wenn etwas passieren würde“, sagt Kornas. Aber das war noch nie der Fall.