Im Jahr 2008 hat das Gemeindepsychiatrische Zentrum Freiberg der Evangelischen Gesellschaft den Seniorentreffpunkt als Modellprojekt der Sozialen Stadt Rot gestartet. Mittlerweile hat sich das Projekt fest im Stadtteil verankert.

Rot - Elisabeth Kron (Name geändert) fühlt sich nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Seit dem Tod ihres Mannes lebt die 79-Jährige zurückgezogen. Immer häufiger fühlt sie sich traurig, leer und niedergeschlagen. Einmal in der Woche ruft Sozialpädagogin Brigitte Deininger vom Seniorentreffpunkt Rot bei ihr an. „Wie geht es Ihnen? Kommen Sie heute zu unserem Gesprächskreis?“ Es sind ältere Menschen wie Elisabeth Kron, die der Seniorentreffpunkt Rot seit zehn Jahren unterstützt.

 

Das Gemeindepsychiatrische Zentrum Freiberg der Evangelischen Gesellschaft (Eva) hat das Angebot im Jahr 2008 als Modellprojekt der Sozialen Stadt Rot gestartet. Mittlerweile ist der Seniorentreffpunkt fest im Quartier verankert, das Konzept hat sich bewährt. Die Besucher möchten das Angebot nicht missen. „Ich komme schon seit Anfang an, seit zehn Jahren“, erzählte eine Seniorin bei der Jubiläumsfeier Ende Oktober im Bürgerhaus Rot. „Es gefällt mir immer noch sehr gut, und ich freue mich jedes Mal auf die Gruppe.“

Es gibt drei verschiedene Gruppenangebote

Alle Gruppenangebote (Gesprächskreis, Erzählcafé und Gedächtnistraining) richten sich vor allem an Menschen, die aufgrund ihres Alters von psychischen Veränderungen betroffen sind. Das kann eine beginnende Demenz sein, eine altersbedingte Depression oder eine andere psychische Erkrankung. Gerade im Anfangsstadium sind Kontakte zu anderen Menschen und das Gefühl, in eine Gemeinschaft eingebunden zu sein, besonders wichtig. Das trägt dazu bei, dass sich die Betroffenen stabilisieren und so möglichst lange in der häuslichen Umgebung wohnen bleiben können. „Deshalb sind unsere Gruppen bewusst klein gehalten“, sagt Brigitte Deininger, die von Beginn an die Angebote des Seniorentreffpunkts im Bürgerhaus Rot leitet. „Das gibt den Besuchern Sicherheit und Stabilität.“ Im geschützten Rahmen trainiert die Sozialpädagogin mit Spielen und Gesprächen die kommunikativen und kognitiven Fähigkeiten der Besucher oder übt diese wieder neu ein. Die Gruppen haben unterschiedliche Schwerpunkte, aber es stehen immer der Kontakt und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund.

Wichtig sind auch die Anrufe, mit denen Deininger die Teilnehmenden jede Woche an die Treffen erinnert und sie zum Kommen motiviert. „Das ist zwar zeitaufwendig, aber es lohnt sich“, sagt die Sozialpädagogin. Für die Teilnehmer gibt es außerdem einen ehrenamtlichen Fahrdienst, der die Senioren bei Bedarf abholt und dann auch wieder nach Hause bringt. Auch mit den Angehörigen steht Brigitte Deininger in engem Kontakt. Denn auch für sie ist das Angebot hilfreich, da es sie im Alltag entlastet und wichtige Freiräume schafft.

Die beiden ältesten teilnehmer sind 90 Jahre alt

Seit dem Start im Jahr 2008 hat sich das Angebot erweitert, so ist beispielsweise eine zweite Gruppe Gedächtnistraining für geistig fittere Ältere ins Leben gerufen worden. Mittlerweile gibt es außerdem verschiedene Bewegungsangebote wie Tanzen im Sitzen.

Der jüngste Besucher ist 64 Jahre alt, die beiden ältesten sind 90 Jahre. Zwei Damen sind von Beginn an dabei. „Wir freuen uns, dass wir mit allen Beteiligten unser zehnjähriges Bestehen feiern können“, sagt Deininger, die bei ihrer Arbeit von einer Honorarkraft und zwei ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird. Mit Blick auf den demografischen Wandel scheint das Angebot notwendiger denn je zu sein. „Viele Besucher leben allein“, sagt Deininger, „deshalb ist es so wichtig, dass sie aus ihrer Wohnung herauskommen und jemand mit ihnen redet.“