Nach rund zwei Jahren Bauzeit ziehen die 60 Bewohner und 65 Mitarbeiter des Seniorenzentrums in das neue Gebäude auf den Brühlwiesen.

Die Außenanlagen sind noch nicht begrünt, auf den Böden liegt noch weißer Staub von den Bauarbeiten, Möbel stapeln sich in der Mitte der Räume und alles riecht ganz neu: Nach gut zwei Jahren Bauzeit ist das neue Bürgerheim südlich der historischen Stadtmauer von Weil der Stadt fertiggestellt. Noch müssen Möbel gerückt, wenige Schrauben gedreht und die Räume ein letztes Mal grundgereinigt werden, dann ist der Neubau fertig für den Einzug. Für die erste Aprilwoche plant der Träger der Altenpflegeeinrichtung, die Sindelfinger Keppler-Stiftung, den Umzug. 1200 Kartons stehen dafür bereit.

 

Altes Bürgerheim war nicht mehr zeitgemäß

„Der Gedanke des Umzugs steht schon lange im Raum“, berichtet der Einrichtungsleiter Johannes Geiger bei einem ersten Rundgang durch die noch recht leeren Räume des Bürgerheims. Seit mehr als zehn Jahren gebe es den Wunsch schon. Hinzu kommt: Das alte Bürgerheim, wenige hundert Meter Luftlinie entfernt, entspricht den Standards für Pflegeeinrichtungen nach der Landesbauverordnung längst nicht mehr.

Viele Jahre suchte man in der Keplerstadt nach einem geeigneten neuen Standort für das Pflegeheim. Im Dezember 2019 fand schließlich der Spatenstich auf den Brühlwiesen statt. Bauherr ist die Sigmaringer „Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau“ (GSW), ein Tochterunternehmen des Sozialverbands VdK, die 10,3 Millionen Euro für den Bau bereitgestellt hat. Für die Begegnungsstätte und die hauseigene Kapelle investierte die Keppler-Stiftung selbst rund 600 000 Euro.

Sozialstation zieht auch mit ein

In die neue Anlage, die aus zwei Gebäudeteilen besteht, ziehen nicht nur die etwa 65 Mitarbeiter und 60 Bewohner des Bürgerheims und die Tagespflege, deren Kapazitäten mit dem Umzug von zehn auf 15 gehoben werden. Im Nebenhaus vermietet und verkauft die GSW zudem Wohnungen für betreutes Wohnen. „Die Bewohner des betreuten Wohnens können dann am Programm bei uns im Bürgerheim teilnehmen“, berichtet Geiger. Eine Teilzeitkraft stehe auch jederzeit als Ansprechpartner bereit.

Die pflegerische und hauswirtschaftliche Versorgung der Menschen im betreuten Wohnen übernimmt die Sozialstation, die ebenfalls im Komplex ansässig ist. „Wir nehmen dann eine Vermittlerrolle ein“, so der Einrichtungsleiter. Die räumliche Zusammenarbeit mit der Sozialstation kenne man schon aus Merklingen – dort habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, berichtet er.

Es geht um den Quartiergedanken

Dass das Angebot für die Menschen vor Ort gut verzahnt ist, war und ist wesentlicher Teil der Planungen vor Ort: „Wir wollen einen Quartiergedanken installieren“, betont Geiger. Nur so könne man ein breites Angebot im Sinne der Altenpflege bieten. Andere Schnittstellen soll es etwa auch zwischen Tages- und stationärer Betreuung geben. So könnten Mitarbeiter der Tagespflege etwa einen temporären Platz im Bürgerheim vermitteln. Damit würde der Pflegebedarf steigen.

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Teil des Quartiergedankens ist auch die Begegnungsstätte im Erdgeschoss des neuen Bürgerheims. Hier soll einmal die Woche der offene Mittagstisch stattfinden, zu dem nicht nur Bewohner, sondern auch andere Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind. Außerdem möchte die Keppler-Stiftung den Raum als Veranstaltungsfläche für Vereine, Institutionen und andere Gruppen anbieten – im besten Falle für Aktionen, bei denen auch die Bewohner beteiligt werden. „Damit soll auch das Leben aus der Stadt hier Einzug halten“, erklärt Geiger.

Die Heimbewohner freuen sich schon

Platz soll die Begegnungsstätte auch für das traditionelle Kaffeestüble bieten, das aufgrund der Coronapandemie gerade pausiert. Elvira Strohhäcker, die Vorsitzende des Heimbeirates und Leiterin des Kaffeestübles, freut sich aber trotzdem schon auf den Tag, an dem es in den neuen Räumen weitergeht: „Oben war es eng und nicht so freundlich“, sagt sie. „Aber hier ist alles sehr großzügig und hell.“ Auf den Umzug freuen sich auch die 60 Heimbewohner, berichtet Strohhäcker. „Alle sind aufgeregt.“

Bis zum Umzug in der ersten Aprilwoche dauert es nun nicht mehr lange, für die rund 65 Mitarbeiter des Bürgerheims wird die Arbeit aber auch danach noch nicht getan sein. Denn wo die Zimmer im alten Gebäude auf langen Fluren lagen, sind die hier auf vier Wohngruppen mit jeweils 15 Plätzen verteilt. Die kompaktere Aufteilung bringt auch neue Strukturen mit sich. „Es gibt viel Neues einzuüben“, sagt Geiger. „Aber wir fühlen uns gut vorbereitet.“

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Das alte Gebäude des Bürgerheims soll langfristig abgerissen und die Fläche für Wohnungsbau genutzt werden. Für die nächsten zwölf Monate ziehen dort aber zunächst Geflüchtete aus der Ukraine ein.