Rund 300 Exponate zeigt die neu gestaltete Römerabteilung im Städtischen Museum von Welzheim. Dazu gehören auch die im Sommer 2011 in einem Brunnen entdeckten Überreste einer Paraderüstung – ein Sensationsfund.

Welzheim - Was für einen römischen Soldaten ein herber Verlust war, hat sich für die Archäologen als ein wahrer Glücksfall erwiesen. Irgendwann im zweiten Jahrhundert nach Christus hat der in Welzheim stationierte Mann offenbar einen Marschbefehl bekommen. Seine Einheit wurde zu einem anderen Grenzabschnitt abkommandiert. „Er ist wohl davon ausgegangen, dass er zurück nach Welzheim kommt“, sagt Marcus Meyer vom Landesamt für Denkmalpflege.

 

So hat der Soldat seine bronzene Paraderüstung, die er nur zu feierlichen Anlässen anlegte, an einem sicheren Ort versteckt – in einem Brunnen bei dem heute längst überbauten Westkastell. Dort entdeckten Mitarbeiter des Denkmalamtes den Schatz im Sommer 2011 bei der Routineuntersuchung eines Grundstücks, das bebaut werden sollte. Die Bestandteile des Sensationsfundes – einen Knieschoner und eine Beinschiene sowie ein kunstvoll gestalteter Schildbuckel mit dem Relief einer Göttin – können Besucher erstmals in Welzheim im Städtischen Museum in der Pfarrstraße 8 sehen. Rund 280 000 Euro hat die Kommune in die Ausstellung gesteckt, weitere 700 000 Euro flossen in die Sanierung des ehemaligen Dekanatsgebäudes. Das Museum werde dadurch nach Aalen und Osterburken zum dritten Vermittlungsschwerpunkt für den obergermanisch-rätischen Limes, erklärte der Bürgermeister Thomas Bernlöhr.

Mit den Römern auf Patrouille

Quer durch die klar strukturierten Ausstellungsräume verläuft eine Limeslinie, die das römische Reich anschaulich von Germanien trennt. Im Empfangsraum können Besucher im Rahmen des Projekts „Virtuelle Limeswelten“ beispielsweise eine römische Wachmannschaft auf ihrer Patrouille begleiten. Im Raum nebenan verdeutlicht ein Film, wie die Archäologen vom Hubschrauber aus mit Hilfe der Lasertechnik im Erdreich versteckte Überreste aus der Vergangenheit entdecken. Den Gegenpol zur modernen Technik bilden die uralten Exponate, rund 300 sorgsam ausgewählte Stücke, die teils weltweit einzigartig sind. Zum Beispiel die vielen Lederschuhe, die wohl ein Schuster um 220 nach Christus in einem Brunnen beim Ostkastell entsorgt hatte. Vom Spielwürfel bis zum wunderhübsch gestalteten Parfümfläschchen, vom Dachziegel mit dem Abdruck einer Hundepfote bis zum Trinkgefäß mit Fratze, das böse Geister abwehren sollte, sind Stücke aus allen Bereichen des römischen Lebens zu sehen.

Die runde Zierscheibe vom Schild der Paraderüstung ist bis Ende Juli als Original in Welzheim ausgestellt und wird danach laut Marcus Meyer durch eine hochwertige Nachahmung ersetzt. Weltweit sind nur drei dieser Stücke bekannt. Die ursprüngliche Vermutung, es handele sich um das Zierstück eines Brustgeschirrs für Pferde hat sich ebenso wenig bestätigt, wie die Annahme, die kunstvoll herausgearbeitete Frauenfigur stelle die Göttin Minerva dar. Letztere gilt laut dem Oberkonservator Andreas Thiel als Staatsgöttin und war infolgedessen „eine züchtige Frau“. Doch die Dame auf dem Schildbuckel ist ziemlich leicht bekleidet, obendrein ist das feine Seidengewebe auch noch verrutscht, so dass ein Teil der rechten Brust hervorblitzt. „Es handelt sich um eine Personifikation von Virtus, der soldatischen Tapferkeit“, ist sich Andreas Thiel sicher: „Für eine Staatsgöttin Roms ist sie zu leicht bekleidet.“