Bei der Sensengaudi am Samstag, 5. Juli, messen sich in Gmeinweiler Anfänger und Profis beim Mähen mit der Sense. Was leicht aussieht, erfordert Technik, Kraft und Präzision.
Wenn der Tau noch auf den Halmen liegt, gleitet die Sense am besten durchs Gras. Früh am Morgen, bevor die Sonne das letzte Tröpfchen verdampft hat, ist die beste Zeit zum Mähen. Dann schneidet die Klinge weich durch die Halme – fast lautlos. Doch auch jetzt, als die Sonne bereits hoch über Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) steht und auf die stattlichen Sommerwiesen brennt, zeigen drei Männer, wie das Mähen von Hand funktioniert: Zug um Zug, sauber, leise und gleichmäßig. Es sieht mühelos aus, fast meditativ. Doch hinter den Schwüngen steckt mehr als bloße Bewegung.
So läuft das Mähen bei der Gaudi
Die Sensenfreunde Uli und Harald Traub sowie Reiner Hinderer verstehen ihr Handwerk – und wissen, dass gute Arbeit mit dem richtigen Werkzeug beginnt. „Mähfertig“ steht auf vielen Sensen, die im Baumarkt für kleines Geld zu haben sind. Uli Traub winkt ab: „Mähfertig ist ein Märchen. Wer eine Sense kauft, muss erst noch Hand anlegen – sonst wird das nur frustrierend.“
Eine gute Sense wird individuell angepasst: Das aus Eisen geschmiedete Blatt wird mit dem Brenner erhitzt und in Form gebracht, Winkel und Krümmung müssen stimmen. Auch der Würg, also der lange Holzstiel mit den Griffen, wird so eingestellt, dass die Sense zur Körpergröße und Mähhaltung passt. Erst wenn alles richtig sitzt, wird die rund fünf Millimeter breite Schnittkante („Dengel“) mit Hammer und Dengelstock hauchdünn ausgeschlagen – so fein, dass sie nur noch mit dem Wetzstahl abgezogen werden muss, um wirklich mähfertig zu sein: nämlich messerscharf. „Das alles kann schon mal zehn Stunden dauern“, sagt Reiner Hinderer. Aber es lohnt sich, denn mit stumpfen Sensen ist nicht gut mähen. Ein gutes Dutzend alter Sensen haben die Sensenfreunde „Alter Kuhstall“ in ihrer Scheuer gelagert – manche über hundert Jahre alt, dank guter Pflege noch immer einsatzbereit. Eine neue Sense mit geschmiedetem Stahlblatt und einem Eschenstil – dem sogenannten Würg – kostet rund 200 Euro. „Aber die hält dann auch ein Leben lang – und länger“, sagt Uli Traub.
Wettmähen in Gmeinweiler
Zur Sense kamen sie über einen befreundeten Landwirt. „Der hat uns bei einem Hoffest zum Sensenmähen eingespannt – da ist die Leidenschaft für die Tradition bei uns erwacht“, erzählt Hinderer. Die drei wollen ihr Wissen weitergeben. Sie zeigen, dass die Sense kein verstaubtes Museumsstück ist, sondern ein präzises, nachhaltiges Werkzeug – wenn man es richtig beherrscht. Regelmäßig nehmen sie an Mähwettbewerben teil, geben Schulungen für Einsteiger, beraten Interessierte, richten Sensen her – und freuen sich über jeden, der zum ersten Mal selbst das Gras gleichmäßig mäht und einen sauberen Schwad ins Feld legt. „Das Wissen um die Sense darf nicht verloren gehen“, sagt Harald Traub. Genau deshalb organisieren die Freunde auch in diesem Jahr wieder die Sensengaudi.
Mitmachen? Unbedingt!
An diesem Samstag, 5. Juli, findet an der Heidenbühlstraße 41 in Kaisersbach-Gmeinweiler (nahe Schwabenpark) die vierte Kaisersbacher Sensengaudi statt. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr mit Frühschoppen, Sensenrichten und Anmeldung an der Mähfläche (Startgebühr: 5 Euro). Ab 13 Uhr treten Einsteiger, Hobby-Senser und Könner zum Mähwettbewerb an. Anschließend gibt’s eine Siegerehrung und eine „After-Mäh-Party“ mit Musik. Für Bewirtung ist gesorgt. Wer mitmähen will oder mehr wissen möchte, kann sich bei Uli Traub melden – telefonisch unter 01 57 / 30 71 07 40 oder per Mail an uli_traub1@t-online.de. Auch Spontananmeldungen vor Ort sind möglich. Sensen werden gestellt – Vorkenntnisse sind nicht nötig.