Senta Van Fredericana stellt im White/Noise ihren Bildband vor. Fast ein Jahr lang hat die Stuttgarter Künstlerin dafür Menschen in intimen Momenten fotografiert - von der Liebesszene bis zum Rasieren am Waschbecken.

Stuttgart - Sie sitzt auf der Küchenablage und küsst ihn innig. Er steht vor ihr und hält sich an der Ablage fest. Sein tätowierter Hintern leuchtet im Licht weiß. Jetzt drückt Senta Van Fredericana auf den Auslöser und der Moment der Innigkeit, der Nacktheit ist festgehalten. „Erwischt“ hat Senta das Paar, wie sie sagen würde. Doch die Szene ist nicht ganz unabgesprochen. Fast ein Jahr lang hat die Stuttgarter Künstlerin Menschen in intimen Momenten fotografiert. Das reicht von einer Liebesszene bis hin zum Rasieren am Waschbecken. Alle sind sie nackt zu sehen. Doch nicht in pornografischen Szenarien oder extrem erotischen. „Romantisch“ nennt Senta die Bilder, die sie in einem Bildband mit dem Titel „One’s Birtdhay Suit“ gesammelt hat, „alle sind darin in ihrem Adamskostüm zu sehen.“ Ihr erstes Werk mit 140 Seiten.

 

Expertin vor und hinter der Kamera

Die Idee dafür entstand während eines Fotoshootings für ihr Modelabel „Zieh dich aus“, wo sie zufällig zwei Models erwischte, die nackt ins Meer sprangen. Mittlerweile ziert jenes Foto ihr Buchcover. Freunde und auch Freunde von Freunden haben sich anschließend nackt ablichten lassen. Eine Hemmschwelle sei jedoch immer dabei. „Klar, sie sind ja auch nackt“, wie Senta weiß, doch irgendwann werde man mit dem Fotografierten vertraut. „Ich denke, ein Vorteil ist, dass ich selbst mal gemodelt habe“, sagt sie, „ich weiß, wie sie sich vor der Kamera fühlen und wie sie sich bewegen müssen.“ Das Fotografieren hat sich Senta, die 1984 in Göppingen geboren wurde, selbst beigebracht. Drei bis vier Jahre ist das nun her. Ein Grund, warum sich die 31-Jährige nicht gern Fotografin nennt. Künstlerin passe in sofern, da sie neben Fotografie und Modelabel auch noch in einem Tattoo Studio arbeite - wo wir sie schließlich zum Interview treffen. „Ich würde meine Stil als Retro bezeichnen“, sagt sie, „im Nachgang lasse ich immer einen Gelbstich mit einfließen - manche Bilder sind nur schwarz-weiß.“ Die Fotografien sind stets an sehr altmodischen Orten entstanden. Eine Kulisse, die sie immer wieder verwendet hat, ist ein alter Dachboden.

Zweites Bildband in Planung

30-40 Bilder will Senta aus ihrem Debüt nun in der Bar White/Noise ausstellen - für vier Wochen lang. Auf die Reaktionen der Besucher sei sie dabei besonders gespannt. Ob sich jemand zum Beispiel vor Begeisterung einen Bildband mitnimmt, oder gar peinlich berührt ist. Der Erlös des Werks geht zur Hälfte an die Deutsche Knochenmarkspenderdatei, kurz DKMS. „Der Vater eines Freundes starb vor ein paar Jahren an Leukämie, was mich schwer mitgenommen hatte. Deswegen wollte ich mit dem Bildband neben dem künstlerischen Ausdruck, etwas Gutes tun“, erklärt sie. Ein zweiter Band sei deswegen auch in Planung. „Callie Gone Bad“ heißt er und soll noch im Dezember dieses Jahres erscheinen. Anders wie beim Debüt, werden jedoch Fotografien, die ausschließlich erotisch und frech sind, gezeigt. „Bei One’s Birthday Suit waren die Bilder oft zu romantisch für Fans von Aktfotografie - und wiederum zu nackt, für Cafébetreiber“, erklärt Senta. Wie sie das nun bei Werk zwei umsetzt? Senta zeigt auf einen Flyer, worauf sie mit Haaren im Gesicht und einem Finger im Mund zu sehen ist. „Das ist das Cover des zweiten Buches“, sagt sie, „es sieht erotisch aus, nicht? Obwohl ich darauf nicht nackt bin. Man kann sehr viel mit der Erotik spielen.“

Vernissage: Senta Van Fredericana, One’s Birthday Suit: Montag, 15. Februar, 19 Uhr, im White/Noise.

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