Nirgends in Europa sind die Zigaretten so billig wie in Serbien. Das hat böse Folgen für die Gesundheit der Serben.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

S Steht Europas Raucherhochburg vor dem Fall? Die Ära der rauchgeschwängerten Schankstuben und Tanztempel soll sich nun auch in Serbien dem Ende nähern – zumindest wenn es nach dem Willen von Gesundheitsministerin Danic Grujicic geht.

 

Die Ministerin begründet ihr Vorhaben mit der steigenden Zahl von Lungenkrebspatienten. 95 Prozent der an Lungenkrebs Erkrankten seien langjährige Raucher. Die Zahlen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) weisen Serbien nach Bulgarien und der Türkei mit 26,2 Prozent als das Land mit dem höchsten Raucheranteil in Europa aus. Kein Wunder: Zigaretten sind in Serbien konkurrenzlos billig. Umgerechnet 1,17 Euro kostet die Packung. Groß war denn auch das öffentliche Wehklagen, als Belgrad auf EU-Druck 2010 ein Rauchverbot am Arbeitsplatz einführte. Doch nicht nur dessen nachlässige Umsetzung, sondern auch die Ausnahmeregelungen für die Gastronomie sorgen dafür, dass der vermeintliche Raucherbann kaum einen Effekt hat. Zwar sind in den Wirtshäusern meist einige Tische mit Rauchverbotsschildern versehen. Doch die undurchdringlichen Nikotinschwaden, die die Schankstuben durchziehen, machen vor keinen imaginären Grenzen Halt.

Rauchschwaden in den Schänken

Nun will die Ministerin mit hohen Geldstrafen die Wirte zu rauchfreien Kneipen zwingen: „Wenn man nur 5000 Dinar (42 Euro) zahlen muss, bleibt alles verraucht. Wenn die Strafe eine Million Dinar (8500 Euro) beträgt, werden die Leute nachdenken.“ Doch ob der Gesetzentwurf zur Abstimmung kommt, ist ungewiss. Die Widerstände gegen ein Rauchverbot sind groß – auch in den Regierungsreihen. Einerseits ist Serbiens geschäftstüchtige Politikerkaste über Strohmänner oft selbst an Gastronomie-Betrieben beteiligt. Andererseits fürchtet der Staat Steuereinbußen.