Serbiens nimmermüder Thronfolger Alexander II. will seinen Palast zurück und droht mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg. Die Bürger haben dafür allerdings wenig Verständnis.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - In königlicher Höhe residiert der Regent ohne Reich über den Dächern von Belgrad: Seit seiner Heimkehr haust Serbiens 1945 im Londoner Exil geborener Thronfolger Alexander Karadjordjevic im Nobelviertel Dedinje im sogenannten Weißen Schloss. Doch sein Begehren, den im Jahr 1947 zu sozialistischen Zeiten vom Staat beschlagnahmten Palast wieder zurückzuerhalten, hat Serbiens Rückerstattungsagentur nun abgelehnt.

 

Im Rückerstattungsgesetz sei das Schloss als Kulturgut von außerordentlicher Bedeutung ausdrücklich von einer Rückgabe ausgenommen, teilte Strahinja Sekulic mit, der Leiter der Behörde. Der Antrag der Schlossbewohner sei „weder privilegiert noch diskriminiert“ bearbeitet worden, versichert der Staatsdiener. „Ihr Fall wurde genauso behandelt wie der aller anderen Bürger Serbiens.“

Einspruch gegen „ungesetzliche“ Entscheidung

Der als „arrogant“ kritisierte, aber keineswegs unerwartete Ablehnungsbescheid stößt auf empörte Reaktionen im verhinderten Königshaus. Der Karadjordjevic-Familie müsse man nichts zurückgeben, sondern ihr nur das geben, was das Ihre sei, erbost sich Dragomir Acovic, der Vorsitzende des „Kronrats“, des Beratungsgremiums des Monarchen. Zoran Zivanovic, der Anwalt des Thronanwärters, kündigt entrüstet einen Einspruch gegen die „ungesetzliche“ Entscheidung an: „Wenn es nötig ist, werden wir unser Recht in Straßburg beim Europäischen Gerichtshof suchen.“

Mit ihrem Klagegesang stoßen die Lautsprecher des königlichen Clans in dem Balkanstaat indes nur auf wenig Verständnis. Zwar tingelt der emsige „Prinz“ Alexander trotz seiner 70 Jahre unermüdlich von Empfang zu Empfang, aber seit die monarchistische SPO des Ex-Außenministers Vuk Draskovic in der politischen Versenkung versunken ist, verfügt der Königsspross mit dem unüberhörbar britischen Akzent in Serbien nur noch über eine schwindend kleine Lobby. Der Staat habe viel für die Karadjordjevic-Familie getan, kommentiert mit kaum zurückgehaltenem Unmut Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic deren Klagen: „Es gibt immer welche, die unzufrieden sind“, stellt er fest. „Aber wir würden uns wünschen, dass einige ihre Verpflichtungen genauso erfüllen wie alle anderen Bürger.“

Tatsächlich empfinden viele Bürger Serbiens die verhinderte Königsfamilie auch ohne Titel und Schloss als privilegiert. So hat sich der Möchtegern-Landesvater, der mietfrei wohnen darf, bei der Begleichung seiner Rechnungen als eher nachlässiger Schlossherr seiner weitläufigen Herberge erwiesen. Wenig Mitleid kam denn auch auf, als die Stromwerke dem Schloss wegen unbezahlter Rechnungen in Höhe von umgerechnet 10 000 Euro im Dezember kurzerhand den Saft abdrehten. „Die Karadjordjevici sollten einfach ihre Pflichten erfüllen“, titelte ungehalten das Boulevardblatt „Alo!“.