Wieder ist in Serbien ein Geistlicher der Orthodoxen Kirche mit Drogen erwischt worden. Die unheiligen Geschäfte der „Drogenpopen“ bringen die Kirche ins Zwielicht.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Belgrad - Kurz vor seiner Verhaftung besann sich der serbische Pope Stefan M. seiner eigentlichen Mission. „Amen, Leute, ich bin Geistlicher!“, begrüßte der 36-jährige Familienvater bei einer Straßenkontrolle in Vrnjacka Banja die Polizei. 110 Gramm Cannabis und Amphetamine fischten die Wachtmeister aus seinem Auto. Zu welchen Kunden er unterwegs war und vom wem er seine Ware bezog, wollte der auf frischer Tat ertappte Nebenerwerbsdealer nicht preisgeben. Nicht nur seine Schäflein und Angehörigen fielen bei der Kunde über die unheiligen Geschäfte des Mannes aus allen Wolken. „Serbische Popen im Narko-Business!“, titelte nach seiner Verhaftung die Zeitung „Informer“: „Was treibt die serbischen Geistlichen zu solch teuflischen Geschäften?“

 

Die Kuttenträger sind die idealen Kuriere

Tatsächlich scheint der Fehltritt des Vertreters der Serbisch-Orthodoxen Kirche kein Einzelfall zu sein. Zum einen haben Popen in dem Land ohne Kirchensteuer ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten: Nur mit den Einnahmen aus Beerdigungen, Hochzeiten und Taufen haben Geistliche armer Landgemeinden oft Probleme über die Runden zu kommen. Zum anderen sind Kuttenträger für deren Auftraggeber die idealen Kuriere: Ausgerechnet beim Drogentransport über das von der Kirche als „serbisches Jerusalem“ gepriesene Kosovo scheinen sie eine Schlüsselrolle zu spielen.

Ein Geistlicher und ein als Frau verkleideter Religionslehrer

So brachte ein Tipp ihrer Kollegen aus Albanien Serbiens Polizei Ende Februar auf die Spur von Milan J.: 27 Kilo Cannabis wurden bei der Verhaftung des Geistlichen und des als Frau verkleideten Religionslehrers Zoran M. beschlagnahmt. Das Duo hatte sich regelmäßig zu vermeintlichen Pilgerfahrten in serbische Kosovo-Klöster aufgemacht, war dabei aber offenbar noch einige hunderte Kilometer weiter südlich gedüst: Albanien gilt als einer der größten Cannabisproduzenten des Kontinents.

Vor wenigen Jahren noch hatte ein serbischer Geistlicher mit seiner „Prügeltherapie“ für Drogenabhängige für weltweite Schlagzeilen gesorgt: Weil er einen seiner Schützlinge mit der Schaufel erschlagen hatte, war der umstrittene Leiter des kirchlichen Drogentherapie-Zentrums „Crna Reka“ 2012 verhaftet worden. Nun ätzen Kritiker, dass Kirchendiener inzwischen selbst zu Handlangern der Drogenmafia geworden sind.