Neben der Stuttgarter Oper zeigt sich auch das Deutsche Theater in Berlin mit Kirill Serebrennikow solidarisch – und stellt zwei Arbeiten des in Moskau unter Hausarrest stehenden Regisseurs vor.

Stuttgart - Die Lage ist beunruhigend: Nach dem Giftanschlag auf Sergej Skripal sind Scharfmacher in Ost und West dabei, den Kalten Krieg wieder aufleben zu lassen. Botschafter werden einbestellt, Diplomaten ausgewiesen, Erklärungen verlesen, Konsequenzen angekündigt. Wo aber der Weltfriede auf dem Spiel steht, drohen Einzelschicksale dem Vergessen anheim zu fallen, selbst wenn sie mit dem großen Ganzen aufs Engste verquickt sind. Auch der Fall Kirill Serebrennikow ist ein Steinchen im Mosaik der Geopolitik: Als Opfer der autoritären und nationalistischen Kulturpolitik von Wladimir Putin steht der Film- und Theaterregisseur seit August vergangenen Jahres in Moskau unter Hausarrest. Kein Telefon, kein Internet, keine Post und schon gar keine Besuche, außer von seinem Rechtsanwalt und der ihn mundtot machenden Staatsmacht: Noch immer ist der Leiter des Gogol-Centers von der Außenwelt abgeschnitten, weil er – so der fadenscheinige Vorwurf – Fördergelder von umgerechnet zwei Millionen Euro unterschlagen haben soll. Der Hausarrest läuft noch bis zum 19. April. Ob er ein weiteres, drittes Mal verlängert wird, entscheidet sich bei einer Anhörung in den Tagen davor, am 16./17. April.