Der Name taucht in keinem Stadtplan auf, ist aber in aller Munde: Mozartplätzle nennen die Menschen im hippen Heusteigviertel das Dreieck zwischen Mozart- und Immenhofer Straße.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Süd - Die Geschichte des Mozartplätzle beginnt mit einer Litfaßsäule und einem Sandkasten. „Der Platz war früher nur ein kleines Dreieck“, sagt Rupert Kellermann, Vorsitzender des Heusteigviertel-Vereins. Der Name ist nur im Volksmund bekannt. Amtlich ist er nicht. Seit jeher verweigert die Stadt Stuttgart Anträge von Bezirksvorstehern zur offiziellen Benennung des Platzes zwischen Mozart- und Immenhofer Straße. Auch Kellermanns Vorgänger Karl-Friedrich Jedke ist daran gescheitert. Die Begründung der Stadt: Ein paar hundert Meter weiter gebe es ja schon den Mozartplatz. Das könne zu Verwechslungen führen. Die Alteingesessenen waren darüber entrüstet. „Aber das isch doch unser Mozartplätzle“, hat Kellermann immer wieder gehört.

 

Ur-Heusteigler gibt es aber ohnehin immer weniger. Längst ist das Quartier gentrifiziert, wie die Soziologen sagen. Dort lebt, wer zur Szene gehören will. Künstler und Kreative wohnen mit der Prominenz Tür an Tür. Der neue VW-Chef Matthias Müller war dort bis vor Kurzem ebenso zu Hause wie der Ex-VfB-Manager Horst Heldt.

Vieles hat sich dadurch verändert. Für Eva Heer ist das Stadtviertel trotzdem immer noch eines: ihr Zuhause. Nach fast 30 Jahren Abwesenheit ist sie im vergangenen Jahr dorthin zurückgekehrt. In den 1970-er Jahren hat sie mit ihren Eltern an der Mozartstraße gewohnt, die Oma lebte ein paar hundert Meter weiter an der Cottastraße. „Wenn ich zu ihr wollte, musste ich immer über das Mozartplätzle laufen.“

Halt gemacht hat sie immer an dem kleinen griechischen Gemischtwarenladen an der Straßenecke, wo heute die Imme vierzehn ist. Der Lebensmittelhändler habe sie dann an der Hand genommen und wieder zurück über die Straße geführt. Die Ampel gab es noch nicht. „Als ich jung war, war das ein Dorf hier“, sagt Heer. Die Häuser waren nicht saniert, das Viertel nicht sonderlich beliebt. Ein bisschen dörflich ist es geblieben, findet Martin Zentner. „Man kennt sich schon und grüßt sich“, sagt der Blogger, der unter dem Pseudonym Dora Asemwald schreibt und auch die gleichnamige Galerie im Viertel betreibt. Aufgewachsen in Tübingen, zog es ihn vor zehn Jahren ins Heusteigviertel. Dort liegen seine Wurzeln. Die Großeltern lebten einst im Heusteigviertel. „Immer wenn ich mit meinem Vater früher am Friedhof vorbeigefahren bin, hat er gesagt ‚schau, dort liegt die Oma’.“

Im Café Herbertz, einer kleinen Institution gegenüber dem Mozartplätzle, ist er quasi Dauergast, ebenso in der Imme vierzehn. Vor einem Jahr haben Frauke Härtel und Renate Kuhn die ehemalige Shisha-Lounge übernommen. Inzwischen gilt die Kneipe vielen Anwohnern als zweites Wohnzimmer. „Seitdem wir Stühle draußen haben, ist wesentlich mehr los. Während die Eltern bei uns essen, spielen die Kinder auf dem Platz“, sagt Renate Kuhn. Sonst war das Plätzle nur während des Heusteigviertelfestes oder des regelmäßig stattfindenden Flohmarkts belebt.

Frauke Härtel ist das trotzdem noch zu wenig. „Man könnte schon noch mehr machen“, findet die 37-jährige Wirtin. Das Plätzchen war den beiden Frauen anfangs zu unwirtlich. Kurzerhand haben sie deshalb die Bepflanzung der Beete im Sommer erneuert. Was jetzt noch störe, sei das Steinrondell in der Mitte des Platzes. „Das könnte echt weg“, meint Härtel. Das wiederum könnte schwierig werden. Denn die Anwohner lieben ihr „Hörnle“.

Plätze im Süden (V): Das Mozartplätzle

Rondell
Prägend auf dem Mozartplätzle ist die runde Steinmauer mit Sitzfläche. Schon kurz nach dem Bau, in den 1970-ern, waren die Stadtplaner unglücklich über das Mauerwerk. Im Jahr 2005 hätte es dann endgültig abgerissen werden sollen. Die Anwohner durchkreuzten jedoch das Vorhaben des Bezirksbeirats. Nach Bekanntwerden der Pläne ging eine Unterschriftenliste durchs Viertel. Mehr als 200 Befürworter des Rondells kamen zusammen. Der Bezirksbeirat entschied sich gegen den Abriss.

Fahrradständer
Erneut große Aufregung gab es im vergangenen Jahr am Mozartplätzle um einen Fahrradständer. Das Tiefbauamt baute diesen ohne Absprache mit dem Bezirksbeirat auf. Der wollte aber keinen Fahrradständer dort, sondern mehr Außenfläche für die Gastronomen am Platz. Das Ende vom Lied: Das Amt ließ die Ständer nur wenige Wochen später wieder abmontieren.