Die Seewaldseen zwischen Gündelbach und Horrheim gelten noch immer als Geheimtipp für Naturfreunde, die gerne baden gehen. Dass die Wasserqualität leicht nachgelassen hat, trübt den Badespaß nicht.

Vaihingen/Enz - Sieht man da wirklich was? Oder bildet sich das der hypersensible Badefreund nur ein? Wirkt das Wasser am Unteren Seewaldsee wirklich etwas trüber als sonst? Oder scheint das Ufer nur etwas matschiger als gewohnt? Und kratzen dieses Jahr wirklich mehr Schlingpflanzen unter Wasser das Bein des Badenden – oder kommt das alles nur wegen dieses dusseligen Schildes am Ufer?

 

„Wasserqualität: gut“ steht dort. Klingt gut, ist auch gut – das Baden ist nach den Erkenntnissen des Kreis-Gesundheitsamts hier unbedenklich bis empfehlenswert. Allein: die Besucher der beiden Vaihinger Badeseen sind von der Wasserqualität verwöhnt. „Ausgezeichnet“ stand jahrelang auf diesem Schild. Und jetzt also: nur noch „gut“?

Enten als Risikofaktoren

Fakt ist: die Seewaldseen zwischen den Vaihinger Stadtteilen Gündelbach und Horrheim sind nach wie vor der schönste Badeplatz im Landkreis – für Menschen, die Natur mögen und allzu großen Trubel nicht leiden können. Eine EU-Norm schreibt den Gesundheitsämtern vor, Gewässer, die potenziell zum Baden geeignet sind, regelmäßig auf mikrobiologische Verunreinigungen beziehungsweise Belastungen zu untersuchen. Als heikel gelten in diesem Zusammenhang stets Fäkalkeime, speziell die Hinterlassenschaften von Enten. Und Enten gibt es reichlich hier in den beiden Seewaldseen.

Doch so einfach ist die Sache mit der Wasserqualität gar nicht. Das Gesundheitsamt des Landkreises hat keine Bedenken. Anders als etwa beim Baden in Flüssen, die vom Abwasser der Kläranlagen doch reichlich belastet sind. Der Automobil- und Freizeitclub ADAC ist hingegen wesentlich strenger. Er stuft die meisten Seen in Deutschland gar als bedenklich ein, rät dringend davon ab, dort zu baden, wo Wasservögel zu Hause sind. Krankheitserreger und Parasiten seien in deren Hinterlassenschaften reichlich vertreten. Viele Gewässer (die Seewaldseen wurden allerdings nicht überprüft) mit ansonsten exzellentem Zeugnis erhalten vom ADAC nur ein „mangelhaft“.

Messmethodik ist entscheidend

Tatsächlich haben die Unterschiede viel mit der Messmethodik zu tun. Während die EU-Norm vorschreibt, das Wasser in einem Meter Tiefe zu untersuchen, haben die ADAC-Gutachter direkt am Ufer gemessen, wo es wenig Wasser, aber relativ viele Keime gibt. Solche Messdetails scheinen die Besucher der Vaihinger Seewaldseen allerdings wenig zu beeindrucken. Hier kommt ohnehin nur eine Klientel, die die idyllische Natur und die von Bäumen beschatteten Ufer dem Freibad-Flair vorziehen. Wer indes kristallklares Wasser sucht und dafür auch große Menschenmengen in Kauf nimmt, ist mit dem Freibad definitiv besser bedient.

Doch ruhiger ist es an den Seewaldseen. Hier gibt es keine überfüllten Liegewiesen oder Schwimmbassins, das Sehen-und-Gesehen-Werden tritt in den Hintergrund. Es gibt nur wenige Mülltonnen – diese werden von den Badegästen aber erstaunlich konsequent genutzt. Der Seewaldsee-Bader bringt sich mangels Pommesbude sein Vesper selbst mit und sammelt hinterher seinen Müll zusammen, um ihn zu entsorgen. Die Toilettenfrage obliegt auch jedem Einzelnen – soll heißen: Gebüsch.

Ach ja: wer noch natürlicher baden will, für den gibt es den Oberen Seewaldsee. Das Fleckchen dort gilt als Treffpunkt für FKK-Freunde. Dort gilt die Wasserqualität übrigens immer noch als „ausgezeichnet“.

Die Serie – und weitere Seen

Serie
Mit den Sommerferien in Baden-Württemberg hat auch die traditionelle Sommerserie unserer Zeitung wieder begonnen, und in diesem Jahr widmen wir uns interessanten Plätzen in der Region. Sportplätze, Marktplätze, Badeplätze, Bahnhofsplätze – bis zum Ende der Ferien wollen wir Ihnen verschiedene Plätze vorstellen, ihre Geschichte oder die Geschichten von Menschen, die eine besondere Beziehung zu einem bestimmten Platz haben.

Orte Natürlich sind die Seewaldseen bei Weitem nicht die einzigen Badeseen in der Region. Äußerst beliebt, aber im Hochsommer und zur Ferienzeit auch stets überfüllt, ist die Ehmetsklinge in Zaberfeld (Landkreis Heilbronn) sowie der unweit gelegene Katzenbachstausee. In beiden gilt die Wasserqualität nach wie vor als „ausgezeichnet“. Besonders reicht gesegnet mit Naturbadegewässern ist der Rems-Murr-Kreis. Zwischen Murrhardt und Schorndorf gibt es allein sechs Badeseen mit ausgezeichneter Wasserqualität – das ist Rekord innerhalb der Region Stuttgart.

Kriterien Seit dem Jahr 2008 setzt Deutschland die EU-Badegewässer-Richtlinie um. Das heißt, dass während der Badesaison regelmäßig Wasserproben entnommen und auf Keime untersucht werden. Es geht dabei primär um E.Coli-Bakterien und Enterokokken. Darüber hinaus werden die Gewässer auf sonstige Verschmutzungen (etwa Müll) und eine Massenvermehrung von Algen untersucht. Eine Interaktive Karte zu den Badeseen findet man im Netz unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de unter „Wasser“ und dann „Seen“.