Der Wachtmeister Benjamin Weber sorgt für die Sicherheit am Cannstatter Amtsgericht

Bad Cannstatt - Im Rahmen - einer sechsteiligen Serie bieten wir den Blick hinter die Kulissen des Amtsgerichts Bad Cannstatt, das für den Stadtbezirk sowie für Untertürkheim, Obertürkheim, Feuerbach, Münster, Mühlhausen, Stammheim, Weilimdorf und Zuffenhausen zuständig ist. Heute stellen wir Wachtmeister Benjamin Weber vor.

 

Der 34-Jährige sorgt im Amtsgericht für Sicherheit. Er und seine Kollegen schreiten bei Übergriffen oder Gewaltausbrüchen, sei es von Besuchern oder Angeklagten, ein. Außerdem sind die Wachtmeister immer anwesend, wenn ein Inhaftierter vorgeführt wird, denn im Sitzungssaal werden den Gefangenen – außer sie gelten als gefährlich – die Handschellen abgenommen. Wenn ein Richter einen Prozess als Risikoverfahren einstuft und Auseinandersetzungen erwartet, weil die beiden Parteien zerstritten sind oder größere Gruppen anwesend sind und Tumulte befürchtet werden, wird Weber oder einer seiner Kollegen in den Sitzungssaal bestellt. In brenzligen Situationen, wenn jemand die Nerven verliert, lautet sein Credo: „Ruhe bewahren und Gelassenheit ausstrahlen“. Denn es ist zweifellos eine Herausforderung, mit den Leuten, die sich am Tag einer Verhandlung oft in Ausnahmesituationen befinden, zurechtzukommen und zu deeskalieren. „Da sollte man auch die nötigen Eigenschaften mitbringen.“ Angst hat der 34-Jährige aber auch in schwierigen Situationen nicht, denn im Amtsgericht in Bad Cannstatt „konnte bisher so gut wie jeder Konflikt mit Worten gelöst werden“.

Weber arbeitet seit acht Jahren im Amtsgericht, im Laufe der Zeit haben sich die Sicherheitsbestimmungen verschärft. Bei Einsätzen trägt der Wachtmeister zu seinem Schutz eine schusssichere Weste, außerdem sind Pfefferspray und Schlagstock Teil der Ausrüstung. Einsetzen müsse er die aber fast nie, denn „die meisten Personen schreckt bereits deren Anblick ab“. Auch für Einlasskontrollen sind die Wachtmeister zuständig. „Seit kurzem führen wir immer wieder anlassunabhängige Einlasskontrollen durch, um die Sicherheit zu erhöhen“, sagt Weber. In unregelmäßigen Abständen wird jeder, der das Amtsgericht betritt, an einer Sicherheitsschleuse kontrolliert. Einem älteren Herrn mussten die Wachtmeister dabei schon eine Schreckschusspistole abnehmen – warum der Mann diese mit sich geführt hatte, ist aber bis heute ungeklärt. Waffen sind bei den Besuchern des Amtsgerichts jedoch die Ausnahme. „Wenn jemand etwas Verbotenes mit sich führt, handelt es sich meistens um ein Vespermesser oder ein Pfefferspray“. Diese Gegenstände müssen dann abgegeben werden. „Gegenstände wie ein Taschenmesser händigen wir natürlich wieder aus“, sagt Weber.

Hinter den Kulissen sind die Wachtmeister im Amtsgericht auch für einen Teil der Verwaltung zuständig. Sie koordinieren den Posteingang und -ausgang oder regeln den Aktentransport sowie deren Umlauf. „Dadurch haben wir mit allen Abteilungen und Kollegen Kontakt“, sagt Weber, der die eher familiäre Atmosphäre schätzt. Auch als Ansprechpartner stehen er und seine Kollegen in den Dienstgebäuden zur Verfügung. Dabei ist die Sprache im Amtsgericht manchmal eine Herausforderung: Die Besucher stammen aus den unterschiedlichsten Teilen der Erde, da „kommt man manchmal mit Deutsch und selbst mit Englisch nicht weit“, sagt Weber. Dennoch funktioniert die Verständigung mit etwas Geduld, Kreativität, Gestik und Mimik in den meisten Fällen dann doch.